Neues Rechtsgutachten - Berliner Klima-Sondervermögen in jetziger Form nicht realisierbar

Fr 23.02.24 | 15:17 Uhr
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Archivbild: Kohle-Heizkraftwerk Reuter in Berlin. (Quelle: dpa/blickwinkel)
Video: rbb24 Abendschau | 23.02.2024 | D. Knieling/B. Hermel | Bild: dpa/blickwinkel

Ein neues Rechtsgutachten - im Auftrag der Berliner Finanzverwaltung erstellt - hält das Konzept für das geplante Klima-Sondervermögen nicht für realisierbar. Es verletze das "Prinzip der Jährlichkeit". Geliehenes Geld dürfe nicht als Reserve vorgehalten werden.

  • Gutachter: Geliehenes Geld muss jedes Jahr neu begründet werden
  • Senat will große und langfristige Investitionen, beispielsweise in den Klimaschutz, ermöglichen
  • Am Mittwoch Debatte über Gutachten im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses

Das vom schwarz-roten Senat geplante Klima-Sondervermögen ist in seiner bisherigen Form wohl gescheitert. Ein Rechtsgutachten, das eine Anwaltskanzlei im Auftrag der Finanzverwaltung erstellt hat, kommt nach rbb-Informationen zu dem Schluss, dass das jetzige Konzept so nicht realisierbar ist.

Gutachten: Prinzip der Jährlichkeit würde verletzt

Nach Ansicht der Gutachter wird damit das Prinzip der Jährlichkeit verletzt. Danach darf das Land geliehenes Geld nicht über Jahre auf Reserve bereithalten, sondern muss die benötigten Summen jedes Jahr neu begründen, verplanen und ausgeben. Zuerst hatte die "Morgenpost" [morgenpost.de/Paywall] berichtet.

Das Gutachten schließt offenbar nicht aus, dass es grundsätzlich möglich ist, aufgrund einer akuten Notlage ein Sondervermögen einzurichten. Dies über viele Jahre mit dieser Notlage zu begründen, werde aber mit jedem Jahr schwieriger.

Der Senat hatte in seiner Begründung des Sondervermögens zwei Notlagen erwähnt: Die Folgen des Ukraine-Kriegs sowie den rasch voranschreitenden Klimawandel. Mit bis zu zehn Milliarden Euro in dem Sondervermögen sollten große und langfristige Investitionen ermöglicht werden, die allein mit dem Geld aus dem normalen Haushalt nicht machbar wären.

Weiteres Vorgehen noch unklar

Dabei geht es zum Beispiel um Projekte für Klimaschutz, die Verkehrswende, Gebäudesanierung und den Umbau der Energieversorgung. Nach rbb-Informationen geht die Regierung davon aus, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, Schulden für Investitionen in den Klimaschutz aufzunehmen.

Beispielsweise durch neue Kredite der Landesunternehmen, die damit zweckgebunden konkrete Projekte realisieren.

Wie man weiter vorgehen will, wird jetzt beraten. Am kommenden Mittwoch soll der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses über das Gutachten und die Folgen diskutieren. Die Finanzverwaltung hatte das Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, nachdem das Bundesverfassungsgericht im vergangenen November ein Sondervermögen des Bundes für verfassungswidrig erklärt hatte.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.02.24, 19:30 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Na klaro, lesen Sie den Bezug des von Ihnen kritisierten Kommentares. Wer eine Notlage verneint, leugnet den Pfad, den die Menschheit mit hoher Wahrscheinlichkeit gehen wird.

  2. 23.

    An welcher Stelle des IPCC AR6 wird das von Ihnen behauptete explizit belegt? Nach Lektüre des IPCC AR6 SYR bezweifele ich, dass hinsichtlich der Zunahme extremer Wetterlagen im Vergleich zim AR5 sozusagen das fundamentale Gegenteil im Assessment Report 6 steht. Ich würde gerne die logischen Fehler in Ihrer Argumentation nachvollziehen.

  3. 22.

    Hier hat sich kein „K-Leugner“ gemeldet. Wohl aber Sie, um eine Diskussion zu ersticken? Ihre Methode passt hier nicht her. Der rbb ist ein seriöser Sender.

  4. 21.

    Während dem Klima die „Sondervermögen“ genannten Schulden komplett Wurst sind, wird das bei den nächsten Generationen, die die Schulden der jetzigen Schuldenmacher ganz konkret zurückzahlen müssen, anders sein. Die werden sich bei den Alten bedanken.

  5. 20.

    > Die beste Geldanlage ist die Schuldentilgung
    Klar, wenn man es nicht hinbekommt mit dem Geld Investitionen zu tätigen, deren Gewinne die Kreditkosten übersteigen. Das gilt vielleicht für Tante Erna, wesentlich seltener gilt es für den Staat.

  6. 19.

    Die wissenschaftliche Studienlage, wie sie es nennen kann im AR6 des IPCC nachgelesen werden. Und bitte. Icht die Abkürzung über den SPM nehmen, das ist nur Schmarrn der Polit-Lobbyisten. Im AR6 wird explizit bestätigt, dass es keinen bestätigten Trend zu extremeren Wetterlagen gibt. Wer es nicht glaubt, sollte lesen lernen.
    Die neuen Schulden (wokedeutsch; Sondervermögen )macht die damit verbundene Industrie reich und gibt das Geld der Bürger aus. Das Gerichtsurteil dagegen kam übrigens vom Verfassungsgericht.

  7. 18.

    War ja klar, dass sich zu dem Thema auch Klimawandelleugner melden werden. Auf die wissenschaftlichen Studienlage wäre ich echt gespannt.

  8. 17.

    Was ist denn der Unterschied zwischen Schulden, Sonderschulden und Sondervermögen ?

  9. 16.

    Für das Zinsproblem gäbe es auf Europäischer Ebene eine einfache Lösung: Endlich den Mitgliedsstaaten erlauben, ihre Staatsanleihen direkt an die EZB zu verkaufen. Indirekt ist da ja schon möglich: die EZB kann Anleihen auf dem Sekundärmarkt kaufen.

    Würden die Staaten ihre Anleihen primär nur noch an die EZB verkaufen, dann würden alle Zinsen an die EZB gezahlt, diese würde damit "Gewinne" machen und diese Gewinne dann wieder an ihre Eigner, also die Eurostaaten auszahlen. -> Zinskosten gleich 0, und zwar auf Dauer.

  10. 14.

    Verstehe die Entscheidung nicht so ganz und Banker werden mir da Recht geben. Kredite werden vergeben, um zahlungsfähig zu bleiben und wenn man diese regelmäßig bedient, gilt man als kreditwürdig. Außerdem kann man ja die Kedite auch vorher zurückzahlen.

  11. 13.

    Und nach der Reform, wenn das Geld wiedeinmal alle ist, die Erderwärmung nicht nachgelassen hat, dann kommt die nächste Reform? Geldsucher sind den Geld-Schaffenden immer unterlegen. Auch moralisch. Weil sie kein Vermögen haben sondern anderen wegnehmen. In Ihrem Fall Ihren Kindern und Enkeln. Zinsen zahlen macht auch kein Spaß. Denn die beste Geldanlage ist die Schuldentilgung.

  12. 12.

    Rechtsauslegung. 3 Juristen, 5 Meinungen. Bisher hat ja noch niemand eine Entscheidung über Sondervermögen getroffen, nur sich juristische Beratung dazu eingeholt. Finde ich überhaupt nicht schlimm, sondern richtig.

  13. 11.

    Da muss man kein VWL studiert zu haben. Schulden als "Sondervermögen" umzunennen widerspricht elementarsten Prinzipien einer seriösen Haushaltsführung.

  14. 10.

    Die Notlage aus dem Klimawandel zu konstruieren, kann man aufgrund der wissentschaftlichen Studienlage, u.x. zur Bedeutung von CO², schon einmal vergessen!

  15. 9.

    "Wie wäre es, die Schuldenbremse endlich zu reformieren?"
    Wie wäre es endlich mal mit den Milliarden Euro vernünftig zu haushalten die der Steuerzahler der Politik zur Verfügung stellt?

  16. 8.

    "Wie wäre es, die Schuldenbremse endlich zu reformieren?" Es geht bei den Kritikpunkten, insbesondere der Jährlichkeit bei Geld aus Schulden, nicht um die Schuldenbremse.

  17. 7.

    Überlegen sie mal.... sie wären ein Top-Jurist den alle Top-Kanzleien haben wollen und ihnen irrwitzig viel Geld bieten... wohin würden sie gehen ? Beratung von Politik oder eher etwas anderes ?

  18. 6.

    Und wenn man noch so oft das Wort "Sondervermögen" erwähnt - es ist kein Vermögen, sondern es sind Sonderschulden, die noch dazu am regulären Haushalt vorbei aufgenommen werden...
    Ein Vermögen ist es nur für die, die es ausgeben, denn die können das trickreich geborgte Geld nun mit vollen Händen aus dem Fenster werfen...

  19. 5.

    Meine Freundin schließt sich Ihrer Frage an!
    Probiert man es einfach erst einmal und kann dann sagen: "Wir haben gehofft, versucht, etwas gemacht usw."?

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