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Wissenschaftler, Landwirte und Architekten antworten

Was würden Sie gegen den Klimawandel tun?

Wenn Sie der mächtigste Mensch der Erde wären: Was würden Sie tun, um den Klimawandel schnellstmöglich zu stoppen? Das haben wir Wissenschaftler, Landwirte und Architekten gefragt. 

Prof. Dr. Volker Quaschning - Regenerative Energien, Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin

In Deutschland müsste man sofort den Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere der Photovoltaik und der Windkraft deutlich beschleunigen und Speichertechnologien einführen, so dass unsere Energieversorgung bis 2035 vollständig und kohlendioxidfrei durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann. Eine schnell steigende CO2-Steuer auf alle fossilen Energieträger muss die Nutzung von Erdöl, Erdgas und Kohle rasch unattraktiv machen. Ab dem Jahr 2025 dürfen keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden. Ab 2020 dürfen keine neuen Öl- Gasheizungen mehr eingebaut werden und im Jahr 2030 muss bereits ein vollständiger Kohleausstieg erfolgen. Die Landwirtschaft muss nachhaltig gestaltet und der Fleischkonsum deutlich reduziert werden. Ärmere Länder müssen dann dem Beispiel Deutschlands folgen und dabei unterstützt werden, so das die Welt im Jahr 2040 klimaneutral wird.

Dr. Sonja Jähnig - Ökosystemforschung, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

Eine wirklich ernst zu nehmende Nachhaltigkeitspolitik durchsetzen, die unbeeinflusst ist von einzelnen Interessensgruppen. Diese Politik würde die ökologischen Grenzen der Welt einhalten. Vordringlich wären der Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen, die Sicherstellung von Ernährung (aber auch Menge, Art, Produktion und Preis von Fleischkonsum ändern), die Deckung des Energiebedarfs gewährleisten (aber auch: wie soll Energie produziert werden und wofür wird sie verwendet - Flugreisen? Private Pkw? ÖPNV?) und die Durchsetzung einer nachhaltigen Wirtschaftsplanung.

Ulrich Böhm - LBV Brandenburg e.V.

Es sollten mehr erneuerbare Energien zum Einsatz kommen - auch Biomasse - und die Speichertechnologie entwickelt und ausgebaut werden. Zudem müsste die regionale Verarbeitung von Lebensmitteln Vorrang bekommen, damit lange Transportwege entfallen. Fliegen müsste teurer werden, z.B. durch die Besteuerung von Kerosin.

Prof. Dr. Mark Lawrence - Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung

Am wichtigsten wäre, dass wir mehr auf das Wohlergehen anderer Menschen sowie auf unsere eigene Gesundheit achten. Ein Großteil des Klimawandels ist damit verbunden, dass wir im Exzess leben und dabei das Leiden von anderen dulden – wie etwa durch schlechte Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung und den Klimawandel – wenn es um unseren eigenen Komfort geht. Eine fürsorglichere Haltung gegenüber anderen Menschen und die Welt um uns herum würde einen großen Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels leisten. Aber das allein würde nicht ausreichen, es müssen auch die ganz großen Hebel bewegt werden: Schnell zu hundert Prozent erneuerbarem Strom; das Mobilitätssystem nachhaltig umdenken und umbauen; nachhaltiger und dabei gesünder produzieren und verbrauchen, vor allem in den Bereichen Landwirtschaft und Ernährung. Ich würde alle verfügbaren Mittel einsetzen, damit diese Transformationen gerecht und ausgewogen werden. Das Wissen aus Wissenschaft, Politik, den Religionen, von indigenen Völkern, Zivilgesellschaft und Industrie sowie anderen müsste dafür gleichermaßen einfließen und durch neue, so genannte "kokreative" Ansätze integriert werden.

Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen - Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

Alle Emissionen brauchen einen Preis, zum Beispiel durch eine Emissions-Steuer, beginnend mit 30 EUR pro Tonne CO2-Äquivalent sofort, und dann ansteigend um 5% pro Jahr. Außerdem sollte es in allen Großküchen und Kantinen nur noch einmal in der Woche Fleischgerichte geben.

Prof. Eike Roswag-Klinge - Lehrstuhl Klimagerechtes Bauen, TU Berlin

Konsum reduzieren, Auto und Flugreisen reduzieren, vegetarisch essen und gesunde Häuser aus Naturbaustoffen bauen.

Prof. Dr. Christoph Schneider - Geographisches Institut, Humboldt Universität Berlin

Sofort eine C02-Steuer einführen. Die Steuer startet bei 30 EUR pro Tonne C02 und wird jedes Jahr um 5 Prozent bis zum Endwert von 200 Euro im Jahre 2059 angehoben. Damit die Staatsquote nicht steigt, wird im Gegenzug in ungefähr demselben Umfang die Lohnsteuer reduziert und/oder die Sozialversicherungen (Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung) reduziert. Den Rest regelt der Markt von alleine. Exportgüter bekommen die Steuer erstattet, falls mit dem Exportland keine internationalen Verträge über gleiche C02-Steuern vorliegen. Auf Importe wird die CO2-Steuer voll erhoben, es sei denn dieselbe Steuer wird schon im Herkunftsland der Güter erhoben. So werden nationale Wettbewerbsnachteile oder -vorteile ausgeglichen.

Dr. Torsten Albrecht - Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

Ein angemessener Mindestpreis auf CO2, und zwar weltweit mit einem Deckel, der mit dem 2 Grad Ziel von Paris kompatibel ist, das würde die Dekarbonisierung in alles Sektoren (allen voran der Kohleausstieg) beschleunigen und Kapitalströme in die Entwicklungsländer lenken...
 

Beitrag von Tamy Alena Daum

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