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Quelle: dpa/Zinken

Bessere Luft in Berlin

Verkehrssenatorin Günther will an Fahrverboten festhalten

Die Luft in Berlin ist besser geworden: Die Stickstoffdioxid-Werte sind 2019 an zahlreichen Messstellen deutlich zurückgegangen. An Fahrverboten soll sich nichts ändern, so Verkehrssenatorin Günther. Der Wert an der Leipziger Straße bleibt umstritten.

Die Qualität der Hauptstadt-Luft hat sich im zurückliegenden Jahr deutlich verbessert - das zeigen die Jahresmittelwerte für Stickstoffdioxid (NO2) an den 17 Berliner Messstellen. Dennoch will Verkehrssenatorin Regine Günther (Bündnis90/Die Grünen) an den seit November geltenden Diesel-Fahrverboten festhalten.

Hintergrund

NO2-Jahreswerte

Berliner Luft wird besser

    

Durchfahrverbote laut Verkehrsverwaltung "unumgänglich"

"Trotz der verbesserten Werte sind Durchfahrverbote für Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro 5 an einzelnen Straßen unumgänglich", heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.

Wo Tempo 30, Parkraumbewirtschaftung und Nachrüstung der Dieselfahrzeugflotte für eine Einhaltung des Grenzwertes nicht ausreichen, "muss dies durch Durchfahrverbote erreicht werden". Gerade in viel befahrenen und eng bebauten Hauptverkehrsstraßen werde der NO2-Grenzwert noch häufig überschritten, betont Günther.

Unterschiedliche Angaben für die Leipziger Straße

Dagegen zeigt die Datenauswertung, die rbb|24 für das vergangene Jahr vorgenommen hat, ein anderes Bild. Demnach wird der EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid (40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel) nur noch an zwei Orten überschritten, nämlich an der Silbersteinstraße und in der Karl-Marx-Straße, die beide in Berlin-Neukölln liegen. An allen anderen 15 Messstellen ist der EU-Grenzwert im Jahr 2019 unterschritten worden, auch an der Leipziger Straße, jedenfalls, wenn man die Daten des dort platzierten Messwagens zugrunde legt. Diese ergaben einen Jahresmittelwert von 39,7 Mikrogramm (gegenüber 48,4 Mikrogramm im Jahr 2018).

Aus Sicht der Verkehrsverwaltung hat dieser Wert aber keine große Aussagekraft. Denn der Messwagen stehe aufgrund seiner Größe an einem relativ breiten Abschnitt der Leipziger Straße - zwischen Friedrichstraße und Mauerstraße. Dort würden "die Luftschadstoffe besser verdünnt werden", teilte die stellvertretende Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Dorothee Winden, am Donnerstag rbb|24 mit. Daher werde im engen Teil der Leipziger Straße, also zwischen Friedrich- und Charlottenstraße, zusätzlich mit an Lichtmasten angebrachten Passivsammlern gemessen.

Diese hätten einen Jahresmittelwert von 48 Mikrogramm ergeben (gegenüber 59 Mikrogramm im Jahr 2018). Da der höhere Wert der Passivsammler maßgeblich sei, werde somit auch an der Leipziger Straße der EU-Grenzwert überschritten.

Auswirkung von Tempo 30 ist umstritten

Ein Teil der rückläufigen NO2-Belastung an der Leipziger Straße kann laut Verkehrsverwaltung auf die seit April 2018 geltende Tempo-30-Regelung zurückgeführt werden. Wetter- und verkehrsbereinigt wird dieser Teil mit 2,3 Mikrogramm angegeben. Das sei fast ein Viertel des festgestellten Rückgangs, heißt es weiter. Tempo 30 sei daher kurzfristig die wirksamste Maßnahme, um die Luft sauberer zu machen. Ein weiteres Viertel entfalle auf die Nachrüstung von Fahrzeugen, insbesondere von Bussen; die andere Hälfte des festgestellten Rückgangs komme durch die erneuerten Fahrzeugflotten zustand.

Unabhängige Umweltexperten dagegen halten die Auswirkung von Tempo 30 auf die Luftschadstoffe für eher gering. Dagegen spreche auch, dass die Stickstoffdioxid-Werte im Jahr 2019 an allen Berliner Messstellen zurückgegangen seien, auch ohne Tempo 30, sagt beispielsweise der Umweltchemiker Wolfgang Frenzel von der TU Berlin.

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