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Video: Brandenburg Aktuell | 02.04.2020 | Tim Jaeger | Quelle: imago images

Mehr als 60 Corona-Infizierte

Potsdam verhängt Aufnahmestopp für Bergmann-Klinikum

Das Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum kämpft gegen einen Ausbruch des Coronavirus innerhalb des Klinikums. Bei einer groß angelegten Test-Aktion kam heraus: Es gibt mehr als 60 Covid-19-Patienten. Deshalb wird die Klinik ab sofort keine neuen Patienten aufnehmen. 

Das Ernst-von-Bergmann-Klinikum, das größte Potsdamer Krankenhaus und Schwerpunktkrankenhaus der Region, nimmt wegen einer Häufung von Corona-Infizierten keine Patienten mehr auf. Das teilte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Potsdam mit. Wie lange die Maßnahmen gelten, sei noch offen. Am Freitag solle das Robert-Koch-Institut die Lage neu bewerten. "Die medizinische Versorgung in Potsdam und im Umland ist weiterhin gesichert“, sagte Schubert.

Sprunghafter Anstieg an Corona-Fällen seit Samstag

Wie die "Potsdamer Neueste Nachrichten" zuerst berichteten, verzeichnete das Krankenhaus seit Samstag einen sprunghaften Anstieg von Covid-19-Erkrankungen. 

Das Krankenhaus hatte am vergangenen Samstag die Tests auf das neuartige Coronavirus ausgeweitet. Grund für diesen Schritt war laut Bericht, dass in der Nacht zu Samstag plötzlich auffällig viele positive Corona-Testergebnisse innerhalb des Klinikums gemeldet worden waren. Wie die Medizinische Geschäftsführerin der Klinik, Dorothea Fischer, in der Pressekonferenz erklärte, waren zu diesem Zeitpunkt bereits 33 Patienten positiv auf das neuartige Virus getestet worden. Man habe dann beschlossen, alle 530 Patienten zu testen.

61 Covid-Patienten

Das Ergebnis: Mittlerweile gebe es 61 Covid-Patienten im Krankenhaus, so Fischer. "Die Patienten kommen von unterschiedlichen Stationen, viele von ihnen hatten gar keine Symptome." Elf Patienten werden auf der Intensivstation behandelt, zehn davon werden aktuell beatmet. Die anderen 50 Patienten werden auf der eigens hergerichten Corona-Station behandelt. "Wir isolieren die Patienten im Gebäude H", sagte Fischer. Auch das Krankenhausperonal unterzog sich einem Test. Drei Ärzte wurden ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet.

Das Klinikum Ernst von Bergmann ist nun unterteilt in einen separaten Bereich für Patienten mit dem Coronavirus und Bereiche für nicht infizierte Patienten. Zudem gibt es seit dem Wochenende ein erweitertes Abstrich-Management für alle Patienten und Mitarbeitende, die alle drei Tage auf das Virus getestet werden sollen. Damit sollen die Risiken einer Infektion im Krankenhaus weiter minimiert werden.

Die zuständige Amtsärztin, Kristina Böhm, betonte, dass das Klinikum nicht geschlossen sei, nur keine neuen Patienten aufnehme und es keine Verlegungen in die Klinik geben werde. Nur unabweisbare Notfälle wie etwa akuter Herzinfarkt und Frauen, die ein Kind bekommen, sollen noch in die Klinik dürfen, so Böhm. Jedoch seien Rettungswagen angehalten, die Klinik nicht anzufahren. Mediziner und anderes Personal darf das Ernst-von-Bergmann-Klinikum nur noch mit Mund- und Nasenschutz betreten. Besucher bleiben verboten. Böhm erläuterte, man habe sich für diesen Schritt entschieden, "um Ruhe in die Situation zu bringen". Die medizinische Versorgung sei weiterhin gesichert.

Zentrale Notaufnahme wird in das St. Josefs Krankenhaus verlegt

Die Medizinische Geschäftsführerin Dorothea Fischer ergänzte: Notfälle würden ab sofort in das Krankenhauses Alexianer St. Josef Potsdam gebracht. Das Personal dort sei mit Ärzten des Ernst-von-Bergmann-Klinikums aufgestockt worden. 

Wie die Stadtverwaltung am Mittwoch bekanntgab, werde die zentrale Notaufnahme in der Landeshauptstadt ab sofort in das Alexianer St. Josefs Krankenhaus in der Zimmerstraße verlegt. Das Bergmann-Klinikum stelle Personal zur Verfügung, um die Notaufnahme im St. Josefs zu verstärken. "Die Zusammenarbeit zwischen den Kliniken ist in dieser außergewöhnlichen Situation sehr wichtig. Nur im gemeinsamen Handeln haben wir die Chance, die lokalen Auswirkungen der Krise zu bewältigen", sagte Brigitte Meier, Beigeordnete und Leiterin des Corona-Verwaltungsstabes.

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RKI soll Amtshilfe leisten

Am Montagmorgen meldete Oberbürgermeister Schubert zudem dem Landes-Krisenstab die auffällige Situation, am Abend schaltete Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) das Robert-Koch-Institut (RKI) ein, das nun Amtshilfe leisten soll. 

Das Ernst-von-Bergmann-Klinikum hatte Bereitschaft signalisiert, mit dem Coronavirus infizierte Patienten aus Italien aufnehmen zu wollen. Bislang seien keine Patienten aufgenommen worden, erklärte Schubert. Ob dies noch passiere, werde in enger Abstimmung mit den Experten besprochen und entschieden. 

Derzeit gibt es in Brandenburg 1.038 gemeldete Covid-19-Fälle, 77 Personen müssen in Krankenhäusern behandelt werden. Acht Menschen sind bislang gestorben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.04.2020, 16 Uhr

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