rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Video: Abendschau | 25.05.2020 | Max Kell | Quelle: rbb/J. Käppel)

Neustart nach Corona-Pause

Berliner Bürgerämter kehren aus Notbetrieb zurück

Schrittweise ist wieder ein wenig Alltag in Berlin möglich. Das gilt auch für die Verwaltung. Die Bürgerämter öffnen in begrenztem Umfang ihre Sprechstunden. Online und telefonisch sind wieder Termine freigeschaltet - aber nach wenigen Minuten ausgebucht. Von Jule Käppel

Der Sicherheitsmann vor dem Wilmersdorfer Bürgeramt am Hohenzollerndamm 177 hat ordentlich zu tun. Reihenweise muss er Menschen abweisen, weil sie auf gut Glück gekommen sind. Am Eingang drückt er ihnen einen Zettel mit der zentralen Behördentelefonnummer -115 oder der Bezirksnotfallnummer für die Terminauskunft in die Hand.

Das hilft Besucherin Sarah allerdings nicht weiter. Die dringenden Anrufe der jungen Frau laufen ins Leere. "Ich bräuchte ein Dokument für meine Hochzeit, die am Freitag stattfinden soll und das ist sehr wichtig. Da steht 'Notfallnummer anrufen!', gibt’s aber nicht. Da geht keiner ran. Wir sind extra hergefahren, weil wir dachten, hier könnten sie uns weiterhelfen – da geben sie uns die gleiche Nummer. Es bringt nichts." Ohne die erforderliche Meldebestätigung darf sie am Freitag nicht heiraten. Sie nimmt ihren kleinen Sohn und geht.

Arne Herz ist seit 2016 Bezirksstadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf und seit 2019 stellvertretender Bezirksürgermeister. | Quelle: rbb/J. Käppel

Zu- und Abfluss sind das Problem

Im hellen Wartesaal bleiben fast alle Stühle leer. Auf den Bildschirmen an der Wand blinken höchstens zwei Termine und rufen an den nächsten freien Platz. Der Bezirksstadtrat für Charlottenburg-Wilmersdorf, Arne Herz (CDU), möchte den Service für seine Bürgerinnen und Bürger gern erhöhen und die Situation an den breiten Schreibtischen der Beamten mit Plexiglas würde das sogar erlauben.

"Aber die Menschen kommen ja auch rein und raus. Sie gehen zu Räumen durch Gänge. Sie müssen in das Amt überhaupt erst rein durch Gänge, die selten so sind, dass 1,5 Meter immer leicht sind. Das heißt, ich muss den ganzen Verkehr von Menschen eigentlich im Zu- und Abfluss regulieren und minimieren", erklärt Herz.

In der Mittagszeit stehen nur fünf Personen gleichzeitig auf dem engen Gang – im ordentlichen, markierten Abstand von 1,5 Meter. Sie alle müssen Dinge erledigen, die nicht länger warten können. Vor einem Monat haben sich diese Notfallkunden um einen Termin an der Hotline bemüht und nun dürfen sie endlich kommen.

Mehr zum Thema

Nach zwei Monaten Notbetrieb

Berliner Bürgerämter fahren Service schrittweise wieder hoch

   

Berlin setzt vermehrt auf Online-Service

Künftig möchte Berlin fast alle Dienstleistungen online anbieten – mit wenigen Ausnahmen. Daran arbeitet Staatssekretärin Sabine Smentek (SPD) in der Senatsverwaltung für Inneres. "Bei vielen Dingen, die man beim Bürgeramt beantragen muss, müssen wir sichergehen, dass diejenigen, die diesen Antrag stellen, auch tatsächlich diejenigen sind, für die sie sich ausgeben. Deswegen werden bestimmte Besuche im Rathaus immer noch erforderlich sein. Wir arbeiten aber daran, für Bürgerinnen und Bürger sehr viel mehr Online-Dienstleistungen zu realisieren."

Das Corona-Risiko für die Menschen in den Bürgerämtern zu minimieren, steht für Smentek eigenen Aussagen zufolge im Mittelpunkt: "Wir wollen Bürgerinnen und Bürger in den Bürgerämtern nicht dadurch gefährden, dass sie mit so vielen anderen Leuten im Warteraum sitzen und deswegen ist es dringend erforderlich, nicht spontan zum Bürgeramt zu gehen, sondern vorher anzurufen und sich zu erkundigen. Manche Dinge muss man auch gar nicht machen, wie zum Beispiel Berlin-Pässe zu verlängern. Das braucht man im Augenblick nicht zu tun, denn sie gelten einfach weiter."

Beitrag von Jule Käppel

Artikel im mobilen Angebot lesen