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Audio: Antenne Brandenburg | 19.08.2019 | Dirk Schneider | Quelle: rbb/Dirk Schneider

Landtagswahl | Klimaschutz

Riesen-Windräder bringen Trebitzer um den Schlaf

Bei der Landtagswahl wird voraussichtlich auch die Klimapolitik eine wichtige Rolle spielen: Wie weiter mit der Braunkohle? Wie stark die Erneuerbaren Energien ausbauen? In Trebitz ist das Thema ein ganz heißes Eisen. Von Dirk Schneider

Trebitz ist eine Brandenburger Miniortschaft, umgeben von Feldern und Wäldern. Wenn die 120 Einwohner nach Norden schauen, blicken sie auf 41 Windräder. Diese stehen zum Greifen nah - gerade mal 1.000 Meter vom Dorfrand entfernt. An diesen Anblick haben sich die meisten gewöhnt. Und für einen Ausbau des Windparks war schon ein Konsens gefunden: Die neuen Windräder sollten hinter den schon vorhandenen aufgestellt werden - so stand es im Teilflächennutzungsplan des Amtes Lieberose/Oberspreewald. Doch davon ist im übergeordneten Regionalplan Lausitz-Spreewald abgewichen worden.

Die Akzeptanz für die Erweiterung des Windparks Trebitz Nord ist bei den Einwohnern gewichen, sagt Ortsvorsteher Lothar Kleinod. Das sei ein Problem, das die Einwohner bewege. 

Ortsvorsteher Lothar Kleinod (links) im Gespräch mit Einwohnern | Quelle: rbb/Dirk Schneider

Riesen-Windräder sollen neben den anderen stehen

Die 35 weiteren Windräder sollen nun laut Regionalplan neben die anderen Windräder gestellt werden. Und obwohl sie mit 245 Meter deutlich höher sind, soll die Entfernung zum Ortsrand bei 1.000 Meter bestehen bleiben. "Die Belastungsgrenze ist erreicht", sagt eine Einwohnerin. "Diese Dinger erschlagen uns und die Geräusche werden garantiert mehr", ergänzt ein alteingesessener Trebitzer. Und ein Zugezogener lehnt die Pläne ab, weil er extra wegen der Ruhe und der Natur hierher gekommen sei.

Viele Einwohner glauben auch nicht an die Bedeutung der Windräder für die Energiewende. Den Argumenten der Politik von Bund und Land schenken sie keinen Glauben. "Wir kleines Deutschland sollen die weltweite Energiewende packen? Ist doch ein Witz. Und dann noch auf Kosten der Dorfbevölkerung", macht ein Mann seinem Ärger Luft. Windräder sollten dort gebaut werden, wo der Strom gebraucht wird. Alternativ sollte die Industrie mit ihren Arbeitsplätzen dorthin ziehen, wo der Strom produziert wird.

Einwohner haben Glauben an Politik verloren

Die Trebitzer haben Landtagsabgeordnete aller Fraktionen zu sich eingeladen. Ein Politiker der Grünen und einer der Linken haben das Gespräch gesucht. Die anderen nicht. Dass die Politik ihnen hilft - diesen Glauben haben die Einwohner verloren. "Eigentlich weiß man gar nicht so richtig, wen man wählen soll", sagt eine Einwohnerin mit Blick auf die Landtagswahl am 1. September. "Man hat ja schon das Vertrauen verloren, dass sich überhaupt in irgendeiner Richtung was ändert."  Ein Mann ergänzt, dass er die Menschen gut verstehen könne, "die die AfD wählen, weil sie sich in der momentanen politischen Landschaft nicht verstanden fühlen". 

Die neuen Windräder mit einer Höhe von 245 Metern sind höher als die Kuppel des Berliner Fernsehturms. | Quelle: rbb/Dirk Schneider

Ausbaupläne liegen erstmal auf Eis

Bis zum Ende des Jahres liegen die Ausbaupläne für Trebitz auf Eis. Eine Rückkehr zum Konsensplan könnte eine Brücke sein, denn generell gegen Windkraft seien die Trebitzer ja nicht, sagt Ortsvorsteher Lothar Kleinod. Die Riesenwindräder müssten weiter wegstehen, mindestens 2.000 Meter und damit doppelt so weit wie aktuell geplant vom Ortsrand entfernt.

Dagegen sind die Trebitzer mit einer möglichen Abgabe von 10.000 Euro pro Windrad und Jahr, die die Betreiber an die Gemeinden zahlen sollen, nicht zu locken. Die verloren gegangene Idylle würde das nicht ausgleichen. Außerdem hat ihr Dorf keinen eigenen Haushalt. Das Geld würde wahrscheinlich in der klammen Stadtkasse von Lieberose landen, eine notwendige Erneuerung der Dorfstraße wahrscheinlich ein Wunsch bleiben.

Ein Mann könnte sich alternativ vorstellen, dass ihm das Ohr nicht so weh tun würde, wenn jeder Trebitzer Haushalt pro Jahr 5.000 Kilowattstunden gratis bekommt. 

Beitrag von Dirk Schneider

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