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Quelle: dpa/S. Stache

Interview | Mikrobiologin Heidrun Peltroche

"Das Virus ist immer da und wird es auch in den nächsten Jahren sein"

Die Mikrobiologin Heidrun Peltroche untersucht im Brandenburger Referenzlabor von Carl-Thiem-Klinikum Cottbus und TH Wildau die Corona-Mutationen. Im Interview spricht sie über die Delta-Variante - und über die weitere Entwicklung des Virus.

rbb|24: Frau Peltroche, die Zahl der bestätigten Fälle mit mit der neuen und besonders ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus ist in Brandenburg auf 80 gestiegen. Wie beurteilen Sie die Geschwindigkeit der Ausbreitung?

Heidrun Peltroche: Nach meiner Einschätzung - und der von Kollegen weltweit - verbreitet sich die Delta-Variante schneller. Die Virus-Konzentration bei denen, die daran erkranken, ist viel höher. Der Punkt ist, dass wir bei den niedrigen Inzidenzen derzeit noch Glück haben. Aber wir müssen die Inzidenzen niedrig halten, damit sich die Delta-Variante bei uns nicht so dramatisch verbreitet. Im Moment machen wir recht wenig Sequenzierungen, weil weniger Proben zu uns kommen. Das gibt uns Zeit, die Daten besser zu übermitteln, die gehen komplett an das Robert-Koch-Institut.

Heidrun Peltroche | Quelle: rbb/Josefine Jahn

Woher bekommen Sie denn die Proben?

Sie kommen aus ganz Brandenburg, denn wir sind ja ein Labor für das Land Brandenburg. Wir haben Einsender, die uns auch kontinuierlich mit Positiv-Proben beliefern. Und jede dieser Proben wird aufwändig untersucht und analysiert, das kostet viel Zeit und muss extrem gewissenhaft gemacht werden. Im Augenblick verschiebt sich der Anteil immer deutlicher in Richtung Delta-Mutation. Ende Juli, davon gehen wir aus, wird der Wert wohl bei 80 Prozent liegen. Die restlichen 20 Prozent verursacht die Alpha-Variante, also die sogenannte britische Variante.

Müssen wir denn mit weiteren Varianten rechnen?

Sicherlich. Ich habe mal den Satz geprägt, dass wir das griechische Alphabet alle lernen werden, und wir werden das durchbuchstabieren in den nächsten Jahren, das denke ich schon. (Anm. der Redaktion: die Corona-Mutatenten werden in der Fachsprache durch griechische Buchstaben unterschieden) Entscheident ist, dass die Menschen sich hier impfen lassen. Denn je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger wird sich das Virus verbreiten können. Und damit ist weniger Virus in Brandenburg unterwegs und somit die Wahrscheinlichkeit, dass es hier mutiert, gering.

Wird es möglich sein, die jährliche Grippeschutzimpfung mit einer Corona-Schutzimpfung bzu kombinieren?

Das wird sicherlich möglich sein, dass man den Impfstoff kombiniert. Da gibt es auch schon Vorbereitungen. Wie es genau laufen wird, ist noch offen. Im Augenblick gucken wir erst einmal, ob eine dritte Coronoa-Schutzimpfung nötig sein wird. Wahrscheinlich aber erst einmal nicht, das ist die gute Nachricht. Die Menschen aber, die älter sind und jene, deren Abwehrsystem geschwächt ist, werden auf jeden Fall eine dritte Impfung brauchen.

Der Punkt ist, dass man sich nicht irren darf, eine Inzidenz gleich Null heißt nicht, dass das Virus nicht mehr vorhanden ist. Das Virus ist immer da und wird es auch in den nächsten Jahren sein.

Das Gespräch führte für rbb|24 Josefine Jahn.

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