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Audio: Antenne Brandenburg | 12.07.2022 | Isabelle Schilka | Quelle: BTU/Schuster

Forschung an der BTU

Lüften hilft wirklich - und Luftfilter auch

Cottbuser Wissenschaftler erforschen, wie sich Aerosole im Klassenzimmer bewegen und vor allem, wie man ihre Anzahl reduzieren kann. Das Ziel ist eine klare Faktenlage - und damit Handlungsempfehlungen an die Politik für die Corona-Bekämpfung.

Seit mehreren Monaten versucht ein Team von Wissenschaftlern der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) herauszufinden, wie sich Aerosole, also Schwebeteilchen in der Luft verhalten. Die Forscher wollen herausfinden, wie sich ihre Zahl wirksam reduzieren lässt - und damit die Wahrscheinlichkeit einer Corona-Infektion senken. Coronaviren werden nachweislich durch Aerosole übertragen.

Dafür haben die Wissenschaftler einen Klassenraum nachgebildet. Darin kann die Ausbreitung der Partikel unter verschiedenen Bedingungen untersucht werden. So kann beispielsweise die Frage beantwortet werden, wie schnell sich Coronaviren in einem Raum verteilen, sollte sich ein Infizierter darin befinden. Und die Frage, welche Mittel dagegen helfen.

Die Erkenntnisse der Forscher klingen zunächst banal. "Man konnte davon ausgehen, dass das Öffnen der Fenster natürlich die Partikelzahl reduziert. Wir wussten aber noch nicht, in welchem Maß", erklärt Sebastian Merbold vom Lehrstuhl Aerodynamik und Strömungslehre.

So habe sich beispielsweise gezeigt, dass ein dauerhaft angekipptes Fenster die Partikelzahl gut reduziere, so Merbold. Das sei im Winter aber schlecht umsetzbar. Lehrer seien beispielsweise angehalten, alle 20 Minuten für fünf Minuten bei weit offenem Fenster zu lüften. Die Foschungsergebnisse zeigen aber, dass die Partikel innerhalb der 20 Minuten wieder in großer Zahl auftraten, obwohl ihre Zahl nach dem Stoßlüften deutlich zurückgegangen war.

Das Forscherteam im Testraum | Quelle: BTU/Schuster

Luftfilter sind deutlich effizienter als offene Fenster

Merbold und seine Kollegen haben den Effekt des Lüftens wissenschaftlich untersucht, um eine Faktengrundlage zu schaffen. Insbesondere vor dem Hintergrund der Diskussionen um Luftfilter in den Schulen könnte das Team wichtige Erkenntnisse liefern.

Die Wissenschaftler haben deshalb auch die Wirkung dieser Raumluftfilter untersucht - mit dem Ergebnis, dass diese deutlich effektiver waren als das bloße Öffnen der Fenster. Dass Luftfilter aber generell besser funktionieren als die Fenster halb oder ganz zu öffnen, lässt sich daraus noch nicht ableiten.

Versuche in Bussen, Bahnen, Flugzeugen

Die bisherigen Versuche wurden statisch vorgenommen, also etwa so, als ob die Klasse gerade einen Test schreiben würde. Weitere Versuche sollen Erkenntnisse darüber liefern, wie sich Aerosole verhalten, wenn Bewegung im Raum ist. "Diese dynamischen Situationen wollen wir in den nächsten Monaten ganz besonders untersuchen", sagt Merbold. Dafür sollen Probanden Helme mit Kameras erhalten. Mit diesen sollen die Partikel in der Luft gezählt werden, wenn sich beispielsweise eine Lehrkraft durch den Raum bewegt.

So soll untersucht werden, wie menschliche Bewegungen die Luftströme und damit auch die Aerosole beeinflussen. Diese dynamischen Situationen sollen nicht nur in Klassenräumen untersucht werden, sagt Institutsleiter Christoph Egbers. "Ein nächster Schritt wäre auch, dass wir einen Stadtbus nachbauen, einen Zug nachbilden oder auch eine Flugzeugkabine", so Egbers.

Diese Forschungen würden dann dann zu einem neuen deutschlandweiten Schwerpunktprogramm gehören. Dabei soll dann auch die Aerosolverbreitung durch Abgase oder Ausscheidungen untersucht werden. Die BTU befindet sich dafür allerdings noch in der Antragsphase.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.07.2022, 15:40 Uhr

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