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Audio: Antenne Brandenburg | Katja Geulen | 01.04.2020 | Quelle: Katja Geulen/ rbb

Selbstgenähter Mundschutz aus der Uckermark

Aus Blümchenstoff wird Virus-Schutz

Die Mundschutz-Knappheit macht die Brandenburger erfindersich, überall werden nun Masken selbst genäht. In der Uckermark ist das innerhalb einer Woche zu einem echten Boom geworden. Gesichtsmasken werden zum neuen Alltags-Accessoire. Von Katja Geulen  

Eine Mischung aus Notwendigkeit, Engagement und Zeitvertreib: In der Uckermark rattern seit ein paar Tagen die Nähmaschinen, Schnittmuster für verschiedene Gesichtsmasken werden im Internet herumgereicht. Auch im Dorf Wollschow bei Brüssow kramt Heike Gottschalk in ihrem Schrank. "Alles an Stoffen sammle ich hier, das kann ich nicht wegschmeißen", sagt sie. 

Auch modische Trends zeichnen sich schon ab: Omas Baumwoll-Bettwäsche kommt nun bei der Hobby-Näherin als Mundschutz nochmal ganz groß raus. "Gerade die Muster mit Blümchen oder Sternchen oder Pünktchen kann man wunderbar verwenden", sagt Gottschalk. Aus einem karierten Oberhemd ihres Mannes habe sie sieben Mundschutze geschneidert.

Bedarf steigt

Wichtig ist: Der Stoff wird doppelt gelegt und muss bei 90 Grad waschbar sein, also geht nur 100 Prozent Baumwolle. So versorgt Heike Gottschalk inzwischen auch die Pflegerinnen der Nachbarin - jede bekommt ihr eigenes Muster.

Auch in Prenzlau steigt täglich der Bedarf an Mundschützen - und die Zahl der nähenden Hände: Ricarda und Carina Giard nutzen die unfreiwillige Freizeit für die Maskenproduktion, nachdem die die Braut und Festaustatterinnen ihren Laden schließen mussten.

Auf Nachfrage würden sie auch Masken für Bräute anfertigen - mit weißer Spitze. Aber weil die meisten Hochzeiten nun verschoben werden, gibt es jetzt Lavendel- oder Hawaimuster aus gespendeten Stoffen. 

Koordinatorin dirigiert die Produktion

Nähen gegen den Stubenkoller und für den guten Zweck: Innerhalb weniger Tage haben Prenzlauerinnen 600 Masken hergestellt - mit Gummi oder Bändern, mit Nasenbeule und klassisch gefaltet.

Die Koordination der Stoff- und Masken-Verteilung hat Nora Behrend übernommen. "Es ist Wahnsinn, was für eine Bereitschaft besteht zu Helfen. Es geht darum, unsere Stadt zu schützen und dass viele Praxen nicht schließen müssen", erklärt sie. 

Gummilitze und Stoffreste willkommen

Die Frauen geben die Masken in Prenzlau kostenfrei ab, freuen sich aber auch über Spenden. Und zwar nicht nur über Geldspenden - auch Stoffreste sind gern gesehen, und, noch wichtiger: Die Gummilitze wird langsam knapp. Wer hier also noch Bestände hat, findet in den Näherinnen dankbare Abnehmerinnen.

Wird nun der Mundschutz das Mode-Acessesoire der Saison - oder wäre das geschmacklos? "Wir verteilen auch an Privatpersonen, jeweils zwei Stück, damit man abwechselnd die andere auskochen kann", sagt Behrend. "Aber dass wir das jetzt passend zu jeder Handtasche machen - das sehe ich nicht." 

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.04.2020, 13:40 Uhr.

Beitrag von Katja Geulen

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