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Video: Abendschau | 22.06.2020 | Stefan Sperfeld | Gespräch mit Johanna Ohrt | Quelle: rbb/Steinberg

"Night of Light" in der Corona-Krise

Veranstaltungsbranche schlägt mit rotem Licht Alarm

Keine Messen, keine Konferenzen, keine Konzerte: Die Corona-Maßnahmen haben die Veranstaltungswirtschaft hart getroffen. Bei der "Night of Light" wird am Montagabend dagegen protestiert - mit rot angeleuchteten Gebäuden. Von Sebastian Schöbel

Der Berliner Eventmanager Tom Koperek ist sauer: Die Veranstaltungsbranche sei das erste wirtschaftliche Opfer der Coronakrise gewesen, sagt er, denn mit dem Lockdown seien auf einen Schlag Messen, Konferenzen, Konzerte und eine Vielzahl anderer Veranstaltungen weggefallen.

Was an staatlicher Soforthilfe angeboten wurde, sei unzureichend, so Kopek: Kredite würden die Unternehmen nicht retten, sondern in die Überschuldung treiben. "Wir haben hier nur eine Verlängerung des Siechtums", kritisiert er. "Man hängt die Veranstaltungswirtschaft an ein Beatmungsgerät - und da wird irgendwann die Sauerstoffflasche leer sein."

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Pleitewelle droht

Dabei sei die Veranstaltungsbranche mit 130 Milliarden Euro Umsatz im Jahr und über zwei Millionen Beschäftigten nicht weniger wichtig als die Autoindustrie, sagt Koperek. Nun drohe eine gigantische Pleitewelle: Die Hälfte der Veranstaltungsunternehmen sei davon bedroht. Etliche Firmen würden die nächsten 100 Tage nicht überstehen.

Von der Politik fühlt sich die Veranstaltungswirtschaft vergessen, sagt auch Sacha Ritter von der Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft: "Ohne Unterstützung des Staats, ohne einen Roundtable in Berlin, in den Ländern helfen alle unsere Überlegungen nur wenig."

In Berlin sollen rund 100 Bauwerke rot leuchten

Deswegen hat sich die Event-Branche zusammengetan: Am Montagabend wurden über 7.000 Gebäude in ganz Deutschland mit rotem Licht angestrahlt, von Konzerthäusern bis Messehallen. In Berlin sollten etwa 100 Bauwerke rot leuchten. Die Aktion heißt "Night of Light" - ein Warnsignal und Hilferuf an die Politik.

Berlin ist stark abhängig vom Geschäft mit Veranstaltungen. Wie tief der Einschnitt durch Corona ist, sieht man allein an der Messe Berlin: Hier erwartet man zwei Drittel weniger Umsatz in diesem Jahr. Dennoch bleiben Großveranstaltungen bis Ende Oktober untersagt.

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Christian Gräff, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU, fordert dennoch mehr Engagement des Senats - etwa Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen. "Was wir aber vor alllem brauchen, ist ein runder Tisch des Senats, ein Zukunftskonzept für diese Branche", sagte Gräff. Das müsste dann auch Großveranstaltungen in naher Zukunft, also deutlich vor dem 31. Oktober, möglich machen, forderte der CDU-Politiker.

Hinweis: In einer ersten Fassung des Beitrags hatten wir die Formulierung gewählt, die Veranstalter würden mit der Aktion "gegen die Corona-Beschränkungen demonstrieren". Das war sachlich nicht korrekt. Die Aktion richtete sich nicht gegen die Auflagen, sondern sollte auf die schwierige Lage der Branche in der Corona-Krise aufmerksam machen.

Sendung: Inforadio, 22.06.2020, 14:55 Uhr

Beitrag von Sebastian Schöbel

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