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Audio: Inforadio | 17.06.2020 | Wolf Siebert | Quelle: dpa/Weihrauch

Busunternehmen in der Corona-Krise

"Die Buchungen werden zum Teil schon im Vorjahr getätigt"

Wegen Corona sind Schülerfahrten eingestellt - in Berlin und Brandenburg bis Ende des Schuljahres. Für die Busunternehmen ist das schlecht. Für Robert Meese, Geschäftsführer der Firma "Märkische Schülerreisen" in Bernau, geht es um die Existenz. Von Wolf Siebert

Seit 25 Jahren organisiert das Unternehmen "Märkische Schülerreisen" in Bernau nordöstlich von Berlin sogenannte Klassenfahrten, vor allem nach West- und Südeuropa. 2019 waren bundesweit 17.000 Schüler dabei, erzählt Geschäftsführer Robert Meese. In diesem Frühjahr aber kam Corona, und seit Mitte März wurden in allen Bundesländern die Fahrten abgesagt. Dadurch geriet das Unternehmen mit seinen 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in finanzielle Probleme. Denn Meese, der die Demonstration der Omnibus- und Bustouristikunternehmen in Berlin am Mittwoch unterstützt, verliert nicht nur den vereinbarten Reisepreis. 

Reisen "undurchführbar"

Laut BGB Paragraph 651 h [gesetze-im-internet.de] darf er nicht einmal Stornokosten verlangen, wenn die Durchführung der Reise durch "unvermeidliche, außergewöhnliche Umstände erheblich beeinträchtigt" war. In Corona-Zeiten heißt das: Die Reise war undurchführbar. Meese ist aber auf die Stornokosten angewiesen.

So muss ein Unternehmen mitunter Vorauszahlungen leisten, beispielsweise für Hotels, die schon erfolgt sind. "Die Buchungen werden zum Teil schon im Vorjahr getätigt, das kriegen wir auch nicht zurück, das wird maximal für eine Neubuchung angerechnet, also sozusagen ein Versprechen auf die Zukunft", sagt er. Das sei keine Frage von Kulanz, denn es gehe für seine Firma und seine Partner ums Überleben.

Infobox

Reiseunternehmer aus ganz Deutschland haben am Mittwoch in Berlin für mehr Unterstützung in der Corona-Krise demonstriert. Mehr als 1.000 Busse nahmen an der Sternfahrt durch das Regierungsviertel teil. Dabei legten sie laut hupend den Straßenverkehr lahm. Zu der Sternfahrt aufgerufen hatten der Internationale Bustouristik Verband RDA, die Gütegemeinschaft Buskomfort und der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO).

Die Mindeststornogebühr liegt bei 30 Euro. Eigentlich haben die Länder zugesagt, dass sie diese Stornogebühren für die Schulen übernehmen. Meese erlebt aber, dass Schulleiter Stornogebühren auch dann ablehnen, wenn die Schülerreisen schon vor der offiziellen Einschränkung des Reiseverkehrs abgesagt worden waren.

Es habe zwar in der Corona-Pandemie zwar relativ schnell Beförderungsverbote oder Grenzschließungen gegeben, sagt Meese. Hier sei die Sache klar: Die Reise sei nicht durchführbar und werde zu hundert Prozent erstattet. "Die Frage ist: Was ist mit den Fällen in der Woche davor, als das noch nicht absehbar war, und nicht einmal die Behörden das absahen, sonst hätten sie es ja schon da verfügt. Also konkret: Ob man eine Reise absagt 'nur' aus Angst oder Vorbehalten oder weil es eine amtliche Verfügung gibt."

Wunsch nach einer politischen Lösung

Für Meeses "Märkische Schülerreisen" geht es in der Stornofrage um die Existenz, sagt er. Eine Existenz, die zurzeit durch Kurzarbeitergeld, eine finanzielle Soforthilfe und einen Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau gestützt wird. Der Firmenchef hofft nun darauf, dass die Politik ähnlich großzügig wie bei anderen Branchen ist. "Mein Wunsch wäre eine politische Lösung, wodurch das Problem aus der Welt geschafft würde. Im Moment werden ja auch viele andere Probleme einfach so aus der Welt geschafft", sagt Robert Meese.

Sendung: Inforadio, 17.06.2020, 11:30 Uhr

Beitrag von Wolf Siebert

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