Trend zum Minimalismus - Mini-Häuser werden in Ostbrandenburg für Bauherren auch immer interessanter

Di 08.11.22 | 18:15 Uhr
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Blick in ein Tiny House der Firma. (Foto: Federico Gambarini/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.11.2022 | Eva Kirchner | Bild: Federico Gambarini/dpa

Steigende Energiekoste und Baukosten, dabei gibt es immer weniger Fachkräfte im Handwerk – der Traum vom Eigenheim rückt in diesen Zeiten in weite Ferne. Doch es gibt Alternativen wie zum Beispiel die Tiny Houses.

Der Tiny House-Markt wächst stetig und der Bedarf bietet viel Potenzial für Unternehmen sich mit dem Bau beziehungsweise Vertrieb zu beschäftigen. Denn mittlerweile kann sich ein Viertel der Deutschen vorstellen, in einem Tiny House zu leben. Knapp ein Drittel schätzt dabei das nachhaltige Wohnen. Als "tiny" (winzig) gilt ein Haus, wenn es nicht mehr als 50 Quadratmeter Wohnfläche hat. Doch ob das Wohnen tatsächlich günstiger und zeitgleich nachhaltiger ist und welche Voraussetzungen für den Bau erfüllt werden müssen, darüber wurde am Dienstag beim Unternehmensforum "Tiny House" in Strausberg diskutiert.

Baukosten von maximal 100.00 Euro

Das Teilnehmerfeld war in Strausberg weitgestreut. Es reichte von Bauunternehmern über Architekten bis hin zu Wohnungsbauunternehmen. Gut 100 Teilnehmende waren in Strausberg mit von der Partie.

Der Tiny House Markt erlebe gerade eine spannende Entwicklung, erklärte Christian Brecht vom Deutschen Tiny House Verband. Da sei zum einen der Trend zum minimalistischen und nachhaltigen Wohnen. Und andererseits "haben wir steigende Immobilien- und Grundstückspreise".

Die kleinen Häuser könnten eine mögliche Antwort auf die sich verschärfenden Rahmenbedingungen sein, sagte Brecht, denn die Anschaffungskosten für ein Mini-Eigenheim würden für sich sprechen, so der Experte. Mit 80.000 bis zu 100.000 Euro müsse man rechnen. Mit der Summe käme man beim konventionellen Haus sicher nicht hin, unterstrich Brecht.

Boom nein - Nischentrend ja

Ein Boom bei den sogenannten Tiny Houses mit etwa 15 bis 50 Quadratmetern ist allerdings nicht absehbar. "Jeder Quadratmeter Fläche kostet Geld. Und je kleiner, umso niedriger sind die Baukosten", sagte eine Sprecherin des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes der Deutschen Presse-Agentur. "Das macht ein Tiny House für den ein oder anderen interessant." Veränderungen in großem Stil sieht der Verband aber nicht: "Ich glaube, das ist ein Trend für eine sehr enge Zielgruppe."

Auch die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer Andrea Gebhard sieht keinen Boom der Winzighäuser kommen. "Der Trend zu Tiny Houses, die dauerhaft bewohnt werden, wächst auch in Deutschland und Europa, aber es dürfte eher ein Nischentrend bleiben", sagte sie. Das Prinzip Tiny Houses sei nicht auf große Teile der Gesellschaft übertragbar.

Beeskower Wohnungsgenossenschaft hat erste Häuser errichtet

Jedoch könnten Tiny Houses nicht nur für private Häuslebauer eine preiswertere Alternative sein. Auch im städtischen Wohnungsbau würde man mehr und mehr auf Minimalismus setzen. Da lohne sich beispielsweise ein Blick nach Beeskow (Oder-Spree). Hier hat die Wohnungsgenossenschaft in den vergangenen fünf Jahren eine komplette Minihaus-Siedlung bauen lassen. "Indem wir da 14 kleine Einfamilienhäuser gebaut haben, die salopp sagt, sich wie geschnittenes Brot vermietet haben", so Vorstand Dietmar Schütz.

Deshalb gebe es bereits Überlegungen, in Zukunft auf noch kleinere Häuser zu setzen. "Ich sag mal so, Anderthalb-Raum-Apartmentwohnungen für alleinstehende Senioren in einer Art WG - in einer Gemeinschaft bis hin zum Pflegedienst, der sogar dort mitwohnen könnte“, sagte der Vorstand der Beeskower Wohnungsgenossenschaft Dietmar Schütz.

Experte: Baurecht müsste angepasst werden

Doch das ist bis jetzt Zukunftsmusik. Überhaupt steckt der Tiny House-Markt trotz der gestiegenen Nachfrage noch in den Kinderschuhen. Netzwerke, auch grenzübergreifende - sind derzeit erst im Entstehen.

Geändert werden müsste auch das Baurecht, so Christian Brecht. Denn die veralteten Vorschriften passten nicht mehr zu den modernen Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt, so der Verbandsexperte. "Es ist eine sehr neue Trendbewegung, deshalb ist es nicht berücksichtigt. Damit gibt es auch keinen Sonderstatus für das Thema Tiny House. Das Mini-Haus wird im Baurecht wie ein klassisches Einfamilienhaus behandelt. Und das ist halt in der Praxis oft eine Herausforderung", so Brecht. Es sei aber eine Herausforderung, die immer mehr Menschen annehmen würden. Nach einer Schätzung des Tiny House Verbandes gibt es in Deutschland mittlerweile rund 70 Hersteller für die Minihäuser.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.11.2022, 16:40 Uhr

Mit Material von Eva Kirchner

 

6 Kommentare

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  1. 6.

    Sie werden es schaffen... sich Ihren Traum zu erfüllen.
    Wenn neben den Lehrerparkplätzen und Lehrerwallboxen noch Platz ist, gibt es auch Lehrererbpacht auf/neben dem Schulhof?

    Ist nicht ernst gemeint, aber träumen darf man ja, wenn man begehrt ist?

  2. 5.

    Das mit den kleinen Katen ist schon ein wenig her und Themomix braucht kein Mensch ist was für Faule.
    Ich finde so ein Haus ganz toll ist alles da was man braucht.
    Hoffendlich gibt es bald mehr davon.
    Für mich käme es nicht in Frage habe ja schöne Wohnung mit Terrasse und einen wunderbaren Mensch von Eigentümer.
    Birkenwerder ist wunderschön.

  3. 4.

    Lieber rbb,
    Trend zum Minimalismus auch beim Schreiben? "Das macht ein Tiny House für den ein oder anderen interessant." Oder doch eher "einEN oder anderen"? ;-)

  4. 3.

    Das ist mein Traum!
    Möchte im Alter keine Miete mehr zahlen müssen,
    Eine geniale Idee, so ein kleines Modulhaus mit 50 qm.
    Perfekt.
    Bauplatz darf halt nicht so teuer sein und erschlossen müsste das Gelände auch sein.
    Geht dann relativ schnell und kann schlüsselfertig übergeben werden, je nach Einbauten.

  5. 2.

    Thermomix, Kaffeevollautomat und Bett - schon ist das Tinyhouse voll, und dann wird gemeckert, dass das Häuschen viel zu klein ist ;-) Ich persönlich kann mir so etwas mit Partner sehr gut vorstellen. Aber es wird wohl eher, wie im Bericht beschrieben, ein Nischenprodukt bleiben bzw werden.

  6. 1.

    Für Singles ist das eine schöne Idee, für Paare wird das schon schwieriger, für Eltern mit Kind/ern ....
    Und man muss sich dem Minimalismus verschrieben haben.
    Eigentlich ist das ganze aber auch nicht neu. Früher haben auch viele Menschen in kleinen Katen gelebt, nur dass die früher keinen Thermomix in der Wohnküche stehen hatten.

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