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Transdisziplinäres Projekt "Hybrid Plattform" von UdK und TU Berlin

Kunst trifft Technik

Wenn Künstler mit Naturwissenschaftlern und Ingenieuren zusammenarbeiten, kann etwas Neues entstehen - davon ist Prof. Dr. Christoph Gengnagel überzeugt. Der Vize-Präsident der Berliner Universität der Künste (UdK) ist Mitbegründer der so genannten Hybrid-Plattform, einem Projekt, das diese Art von Austausch erleichtern soll. Im Audio-Beitrag erklärt Gengnagel, wie Tänzer Maschinenbauern helfen könnten und warum Kunst nicht dazu da ist, Dinge hübsch aussehen zu lassen.

Gemeinsame Projekte der Universität der Künste und der Technischen Universität Berlin habe es schon öfter gegeben, sagt Christoph Gengnagel, Professor für Konstruktives Entwerfen und Tragwerksplanung im Fachbereich Architektur an der Universität der Künste Berlin. Inhaltlich sei es sehr spannend gewesen, die komplizierte Administration habe diese Unternehmungen aber sehr anstrengend gemacht. "Deswegen haben wir gedacht, wir müssen irgendetwas erfinden, damit das einfacher geht", erklärt Gengnagel. Durch diesem Anreiz entstand die so genannte Hybrid-Plattform.

Künstler treffen Naturwissenschaftler

 "Hybrid" bezeichnet in diesem Kontext eine Art Mischsystem. Angewandte und klassische Künstler sollen hier die Gelegenheit bekommen, sich mit Naturwissenschaftlern, Informatikern und Ingenieuren auszutauschen und gemeinsam an Forschungsfragen zu arbeiten. Geleitet wird das Projekt von Christoph Gengnagel und der Wissenschaftsmanagerin Barbara Stark von der Technischen Universität Berlin.

Tänzer als Bewegungsexperten

Als Beispiel für eine denkbare Kooperation zwischen Künstlern und Ingenieuren nennt Gengnagel das Zusammenspiel von Tänzern und Maschinenbauern. Neue Maschinen werden vor ihrer Konstruktion häufig in so genannten CAVEs simuliert. Dabei werden ähnlich wie in einer Höhle (engl. Cave) in einem würfelförmigen Raum virtuelle Landschaften und Objekte auf Wände und Boden projiziert. In diesem virtuellen Raum können die Forscher sich in ihren Simulationen bewegen und Skizzen im Raum machen. Tänzer, so Christoph Gengnagel, seien Experten für Bewegung im Raum und könnten daher bei der Untersuchung von Bewegungsabläufen in diesen virtuellen Welten behilflich sein.

Neue Materialien für neues Design

Ein interessanter Ansatz für das Zusammenwirken von Biotechnologie und Design, so Gengnagel, sei die Idee des Startup-Unternehmens "Ecovative" aus New York. Die junge Firma nutzt Pilzkulturen, um aus Bio-Abfällen Schaumstoff zu machen. "Wir sind ja sonst so trainiert, mit dem Material sparsam zu arbeiten", erläutert der Architektur-Professor, "wenn ich aber ein Material habe, das Biomasse bindet, sprich CO2-Speicher ist, dann ist es eigentlich sogar gut, dass ich ganz viel Material benutze. Das heißt, es dreht den ganzen Design-Prozess um. Das ist natürlich hoch spannend."

Transdisziplinär ist nicht immer sinnvoll

Transdisziplinäre Arbeitsweisen seien vor allem dort sinnvoll, "wo es um Fragen geht, die sich sonst keiner gestellt hat, oder die sonst in einer anderen Konstellation nicht zu bearbeiten sind", sagt Projektleiter Christoph Gengnagel. Der Ansatz bedeute, die Methoden der anderen Fachgebiete genau zu beobachten und, wo es Sinn macht, diese auch als eigenen Ansatz zu erproben. Doch für die Universität der Künste bietet die Hybrid-Plattform nicht allein Gelegenheit zum Austausch: Es geht es auch darum, der Gesellschaft das Potential von künstlerischen Hochschulen vor Augen zu führen. "Wir leisten viel mehr als nur das, was man klassisch unter 'Die machen da Kunst' versteht", betont Christoph Gengnagel, "wir sind nicht dafür da, irgendwelche Dinge schön zu machen."

Beitrag von Ina Krauß (Text: Anna Behrend)

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