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Von 1961 bis 1989

Das Wichtigste zur Berliner Mauer

Mehr als 28 Jahre lang war sie das Symbol der deutsch-deutschen Teilung: die Berliner Mauer. Sie sollte die Flucht von DDR-Bürgern in den Westen verhindern. Vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 umschloss sie West-Berlin und zog sich als Schneise durch die gesamte Stadt. Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Berliner Mauer und den Mauerfall. Die Mauer-Geschichte in 250 Videos finden Sie auf berlin-mauer.de  

Warum wurde die Mauer gebaut?

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich die SED-Führung vorgenommen, in Ost-Deutschland ein sozialistisches System zu errichten, doch viele Bürger waren damit nicht einverstanden. Bereits vor der Gründung der DDR im Jahr 1949 verließen tausende von Menschen die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) in Richtung West-Berlin oder West-Deutschland.

Als die DDR die Grenze zur Bundesrepublik ab 1952 abriegeln ließ, flüchteten zahlreiche Menschen über die noch offenen Sektorengrenzen zunächst nach West-Berlin. Im April 1953 wurde daher das Notaufnahmelager Marienfelde eröffnet. Nach der Niederschlagung des Volksaufstandes in der DDR vom 17. Juni 1953 stiegen die Flüchtlingszahlen weiter an.

Zwischen 1949 und Sommer 1961 verließen rund 2,6 Millionen Menschen die DDR in Richtung Westen; das entsprach einem Sechstel der ursprünglichen DDR-Bevölkerung. Als die Zahl der Flüchtlinge im Juli 1961 mit über 30.000 Menschen den höchsten Stand seit Juni 1953 erreichte, beschloss die DDR-Führung die Grenzen endgültig zu schließen.

Wie sah die Mauer aus?

Am 13. Juni 1961 begannen Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) mit Unterstützung von Grenz- und Volkspolizei sowie unter Beteiligung von Betriebskampfgruppen damit, die Grenzübergänge zu den Westsektoren zu sperren. Sie zogen Stacheldraht, errichteten Barrikaden und setzten erste Betonpfähle.

In den Wochen danach errichteten sie die erste streckenweise noch provisorische Grenzmauer. In den 28 Jahren ihres Bestehens wurde die Mauer immer weiter perfektioniert. Es lassen sich drei große Abschnitte des Mauerbaus unterscheiden:

Erste Mauer-Generation (1961 - 1966): Sie bestand aus einfachen Hohlblocksteinen in Kombination mit Betonträgern. Als Übersteigschutz wurden mit Stacheldraht bewehrte Y-Abweiser montiert. Zusätzlich wurden in die obersten Betonträger Glassplitter einbetoniert.

Zweite Mauer-Generation (1966 - 1975): Im Jahr 1966 erließ der Ministerrat der DDR eine Verordnung über "Maßnahmen zum Schutz der Staatsgrenze zwischen der DDR und Westberlin". Dies hatte zur Folge, dass hinter der Mauer ein 100 Meter breiter Sperrstreifen errichtet wurde, der mit Stacheldraht und Panzergräben gesichert war. Dieses Grenzgebiet durfte nur noch mit einer Sondergenehmigung betreten werden. Zugleich begann der Bau der zweiten Mauer-Generation. Sie bestand aus breiten Betonplatten, die übereinander in H-Profile eingeschoben wurden.

Dritte Mauer-Generation (1975 - 1989): Im Jahr 1975 begannen DDR-Grenzpioniere mit dem Bau der "Grenzmauer-75", der dritten Generation der Vorderlandmauer. Sie war 3,60 Meter hoch und bestand aus vorgefertigten Fertigbauteilen, die über einen nach Osten gerichteten Fuß verfügten, der ein Niederreißen von Westen her zusätzlich erschweren sollte. Charakteristisch für diesen letzten und zu weltweiter Bekanntheit gelangten Mauertyp war die aus Betonasbest bestehende aufgesetzte Röhre, die als Übersteigschutz diente und jeweils drei Stützelemente miteinander verbunden hat. Dadurch erhielt die Mauer zusätzliche Stabilität.

Wie war der Mauerstreifen aufgebaut?

Auf 155 Kilometern verlief die Mauer um den gesamten Westteil Berlins. Da es in den ersten Jahren immer wieder Fluchtversuche gab, wurded die Mauer nach und nach zusätzlich mit einem tief gestaffelten Sperrsystem gesichert. Es bestand aus einer auf der Ost-Berliner Seite errichteten Hinterlandmauer, einem Signalzaun, sogenannten Flächensperren (zumeist Dornenmatten mit nach oben gerichteten Stahlnägeln), einem Kolonnenweg, auf dem die Grenzsoldaten patroullierten, einer Lichttrasse, die den Sperrstreifen in der Nacht taghell erleuchtete, einem geharkten Kontrollstreifen aus Sand, auf dem Fußspuren zurückblieben, einem Kfz-Sperrgraben und schließlich der eigentlichen Grenzmauer. Im Westen wurde die 100 Meter breite Grenzzone auch als "Todesstreifen" bezeichnet.

Wo verlief die Mauer durch Berlin?

Von 155 Kilometern Gesamtlänge verliefen etwa 43 Kilometer der Mauer mitten durch Berlin.

Von Süden nach Norden trennte die Mauer die Ost-Berliner Bezirke Treptow und Köpenick vom West-Berliner Bezirk Neukölln, Kreuzberg im Westen von Friedrichshain und Mitte im Osten, sowie Reinickendorf auf der West- und Pankow auf der Ostseite.

Die Mauer unterbrach acht S-Bahnlinien, vier U-Bahn-Stränge und 193 Straßen.

Wie wurde die Mauer gesichert?

Um die Mauer zu sichern und die Bürgerinnen und Bürger der DDR an der Flucht zu hindern, waren rund 11.000 Grenzsoldaten im Einsatz. Sie bewachten den Grenzstreifen sowie insgesamt 14 Grenzübergänge: acht davon zwischen West- und Ost-Berlin sowie weitere sechs zwischen West-Berlin und DDR-Territorium.

Kurz vor dem Mauerfall war die Mauer mit 300 Beobachtungstürmen gesichert. Dennoch gab es immer wieder Fluchtversuche. Einige waren erfolgreich, andere endeten tödlich. Anders als an der Grenze zwischen der DDR und dem Bundesgebiet gab es an der Berliner Mauer keine Selbstschussanlagen.

Wie viele Menschen versuchten, die Mauer zu überwinden?

Zur Zahl der Fluchtversuche von Ost nach West gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Insgesamt sollen zwischen 1961 und 1989 rund 150.000 Menschen versucht haben, die innerdeutsche Grenze zu überwinden. Rund 40.000 soll die Flucht in den Westen gelungen sein. Sie gruben Tunnel, versteckten sich in eigens präparierten Autos, bauten Flugzeuge, U-Boote und sogar einen Heißluftballon. Doch für viele endete die Flucht mit dem Tod.

Seit 1975 war das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) verantwortlich für die Bekämpfung der Republikflucht. Den Stasi-Angaben zufolge gelang von 1976 bis 1988 rund 19.000 Männern und Frauen die Flucht in den Westen.

Am spektakulärsten waren die Tunnelbauten unter der Berliner Mauer. Der längste Tunnel war 145 Meter lang und verlief in zwölf Metern Tiefe unter der Bernauer Straße. 36 Menschen waren am Tunnelbau beteiligt. 57 gelang auf diese Weise die Flucht.

Wie viele Menschen starben an der Mauer?

Die Angaben zur Zahl der Mauertoten sind widersprüchlich - weil derartige Todesfälle von der DDR-Führung stets verschleiert wurden. Nach Angaben der "Gedenkstätte Berliner Mauer" wurden an der Berliner Mauer zwischen 1961 und 1989 mindestens 138 Menschen getötet; unter ihnen sind auch acht Grenzsoldaten. Die Berliner Staatsanwaltschaft kam zu anderen Ergebnissen und stellte im Jahr 2000 die Zahl von 86 gesicherten Todesfällen fest.

An der gesamten Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR, die sich über 1.400 Kilometer von der Lübecker Bucht im Norden bis zur deutsch-tschechoslowakischen Grenze bei Hof im Süden zog, starben fast 1.000 Menschen.

Laut einer Untersuchung der Mauer-Gedenkstätte war die überwiegende Mehrheit der getöteten Flüchtlinge jünger als 30 Jahre, männlich und kam in den ersten acht Jahren nach dem Bau der Mauer ums Leben.

Was führte zum Fall der Mauer?

Bereits seit den 70er-Jahren stellten immer mehr DDR-Bürger Ausreiseanträge. Ende der 80er-Jahre formierte sich außerdem eine breite Oppositionsbewegung in der ostdeutschen Bevölkerung, die die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR vehement kritisierte. Auch die Sowjetunion unter Führung von Michail Gorbatschow hatte Reformen angemahnt, die die DDR-Führung jedoch nicht übernehmen wollte.

Als die ungarische Regierung am 28. Februar 1989 beschloss, die Grenze nach Österreich zu öffnen, stieg die Zahl der Republikflüchtlinge sprunghaft an. Bis zum 8. Oktober registrierte die Stasi über 53.000 Flüchtlinge.

Was geschah unmittelbar vor dem Fall der Mauer?

Seit Anfang September kam es in der DDR zu Massendemonstrationen, mit denen sich die Opposition im ganzen Land zu Wort meldete, um gegen die politischen Verhältnisse zu protestieren.

Weltweite Berühmtheit erlangten vor allem die Montagsdemonstrationen in Leipzig. Mit dem Ruf "Wir sind das Volk" lehnten sich weite Teile der Bevölkerung vor allem gegen die Vorherrschaft der SED auf. Gleichzeitig machten sich immer mehr Menschen auf den Weg nach Ungarn, um von dort über Österreich in die Bundesrepublik zu gelangen.

Unter dem Druck dieser Ereignisse verkündete die SED-Führung am 9. November neue Reiseregelungen. Daraufhin stürmten Massen von Menschen die Mauer. Erstmals seit 28 Jahren konnte man wieder frei von West- nach Ost-Berlin kommen. Die Mauer war geöffnet.

Wie wurde die Mauer abgerissen?

Abgerissen wurde die Mauer erst, nachdem die DDR endgültig zusammengebrochen war. Viele tausend Menschen, sogenannte Mauerspechte, brachen sich Souvenirs heraus. Teile der Mauer wurden weltweit verkauft. Auch durch neue Grenzübergänge entstanden immer mehr Breschen.

Grenzsoldaten fingen an, die Grenzsperren abzubauen. Im Juni 1990 begann an der Ackerstraße zwischen den Bezirken Wedding und Mitte der systematische Abbau der Grenzanlagen. Ende 1990 war die Mauer weitgehend abgerissen. Erste Mauerstücke wurden 1990 unter Denkmalschutz gestellt.

Wie wird heute der Mauer gedacht?

Zentraler Erinnerungsort ist die "Gedenkstätte Berliner Mauer" an der Bernauer Straße. Dort hatte die Mauer eine ganze Straße in einen östlichen und einen westlichen Teil zerschnitten.

Um an die vielen Mauerschicksale zu erinnern, ist an der Bernauer Straße ein kompletter Abschnitt des Grenzstreifens erhalten worden. Dort finden sich das Denkmal zur Erinnerung an die geteilte Stadt und die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft sowie das Fenster des Gedenkens, das die Porträts der Maueropfer zeigt.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die zum Westteil der Stadt gehörte, stehen das Besucherzentrum und das Dokumentationszentrum mit einem Aussichtsturm. Von dort kann man den früheren "Todesstreifen" sehen.

Was ist von der Mauer geblieben?

Heute ist der ehemalige Grenzstreifen meist überbaut. In einigen Abschnitten ist er als Grünanlage oder Gedenkort Teil der Erinnerungslandschaft. Doch noch immer – das zeigt auch die interaktive Karte der Internetseite Denkmallandschaft Berliner Mauer – gibt es Reste der Mauer und der Grenzanlagen.

Unter anderem finden sich auf dem Gelände der Stiftung "Topographie des Terrors" Fragmente der Berliner Mauer. Und auch die nach dem Mauerfall von Künstlern bemalte "Hinterlandmauer" an der Mühlenstraße ist als "East Side Gallery" weltweit bekannt geworden. Als im Jahr 2013 Teile der Gallery wegen geplanter Neubauten an der Spree entfernt werden sollten, kam es zu wochenlangen Protesten.

Wer aufmerksam durch die Stadt geht, wird immer wieder auch auf einen schmalen Streifen aus Kopfsteinpflaster stoßen. Er markiert den früheren Verlauf der Mauer quer durch Berlin.

Beitrag von Ula Brunner und Daniel Marschke

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