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Brandenburger Parteien sortieren sich

Nach der Wahl ist vor den Koalitionsverhandlungen

Die SPD ist wie immer stärkste Kraft, die CDU legt zu, die Linken verlieren dramatisch – und die AfD ersetzt die FDP. Die Folgen dieses Wahlergebnisses: Während die einen noch in Feierlaune sind und sich in Ruhe auf die Sondierungsgespräche vorbereiten, müssen andere ihre Koffer packen. Beobachtungen aus dem Landtag. Von Alex Krämer

Auf dem Hof bauen die TV-Sender noch die letzten Reste der Wahlstudios ab - drinnen tagen bereits wieder die Fraktionen. Besonders ausgelassen sind sie bei der SPD, alle gratulieren sich gegenseitig. 29 von 30 Abgeordneten haben ihre Mandate direkt gewonnen, manche Umarmung ist so heftig, dass halbgefüllte Kaffeetassen umfallen.

Bei der CDU, zwei Stockwerke drüber, geht es etwas ruhiger zu, aber auch hier gute Stimmung - die Chance auf die Regierungsbeteiligung liegt in der Luft. Der andere mögliche Regierungspartner, die Linke, ist nicht im Landtag, sondern in Fraktions-Klausur in Schönefeld - Wundenlecken geht besser im Verborgenen. Wenn sich die Linke sortiert hat, will die SPD am Donnerstag zunächst mit ihr über eine mögliche gemeinsame Regierung reden, am Freitag dann mit der CDU.

Die CDU sieht den Sondierungen gelassen entgegen

Größer wäre die Landtags-Mehrheit mit den Christdemokraten - das sei aber nicht das entscheidende, meint der gerade wieder gewählte SPD-Fraktionschef Klaus Ness: "Beide Konstellationen bieten die Voraussetzungen dafür, dass verlässliche Mehrheiten da sind. Man kann auch mit einer Stimme Mehrheit regieren." Was für die Sozialdemokraten Knackpunkte sind in den Verhandlungen, was vielleicht sogar KO-Kriterien - diese Frage beantwortet Ness mit einem Lächeln und einem knappen: "Eine Strategie hat man, redet aber nicht darüber."

Die Linke muss vor den Beginn noch den Schlag in die Magengrupe verdauen, den sie bekommen hat. Die CDU dagegen freut sich, wenn's losgeht. Der Spitzenkandidat und Fraktionschef Michael Schierack wirkt gelöst. "Wir haben heute die Einladung der SPD bekommen, und haben geantwortet, dass wir sie gerne annehmen", berichtet Schierack und fügt hinzu: "Ich kann nur sagen, ich habe gestern sehr gut geschlafen und bin heute ziemlich gelassen." Bis nächste Woche Dienstag will sich die SPD für die Sondierungen Zeit nehmen.

Die FDP muss Platz machen für die AfD

Während SPD, CDU und Linke also mit den Vorbereitungen auf die Sondierungsgespräche beschäftigt sind, müssen andere Abschied nehmen. Im Büro von FDP-Landeschef Gregor Beyer stehen schon erste Umzugskisten, er muss die Fraktion abwickeln und zum Beispiel klären, welche Akten noch gebraucht und welche vernichtet werden. Deprimiert wirkt Beyer nicht - eher ein bisschen erleichtert. "Och, mir geht’s eigentlich ganz gut, zumindest der Druck fällt von einem ab, den man in den letzten Wochen im Wahlkampf hatte.", sagte er.

Als Landeschef der auf 1,5 Prozent geschrumpften Liberalen ist er bereits zurück getreten. Nun will Beyer in den nächsten Wochen überlegen, was er künftig macht - Politik eher nicht mehr. Ein bißchen Zeit zum Zusammenpacken haben die Liberalen noch. In ihre Räume zieht dann voraussichtlich die AfD ein.

 

Beitrag von Alex Krämer

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