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Quelle: dpa/Andreas Gora

Corona-Krise

Berliner Konzertveranstalter setzen auf den Sommer

Die Berliner Konzertbranche ist von der Corona-Pandemie schwer betroffen: Seit dem 11. März darf nichts mehr stattfinden, die Angst vor Insolvenz geht um. Die Veranstalter hoffen, dass Konzerte im Juli oder August nachgeholt werden können. Von Simon Brauer

Die Lage ist dramatisch - darin sind sich Berlins Konzertveranstalter einig. Seit dem Corona-bedingten Veranstaltungsverbot sind unzählige Konzerte ausgefallen, viele weitere werden folgen. Frühestens im Juli oder August werde man die ersten Veranstaltungen wieder durchführen können, glaubt Burghard Zahlmann vom gleichnamigen Berliner Concertbüro. Das bedeutet enorme finanzielle Einbußen, wie er erklärt: "Wir verkaufen im Moment maximal drei bis fünf Prozent der Tickets, die wir sonst verkaufen. Wir haben somit realistisch drei bis vier Monate keine Einnahmen, über die wir verfügen können."

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"Wir müssen sehr weit in die Zukunft schauen"

Die Veranstalter wollen sich bemühen, möglichst alle ausgefallenen Konzerte nachzuholen. Das ist allerdings nicht so einfach. "Wann dürfen überhaupt Amerikaner aus Amerika ausreisen oder Engländer aus England? Dürfen sie überhaupt wieder zurück?", fragt sich Klaus Bönisch. Er ist Geschäftsführer der Konzertagentur KBK, die Künstler wie Lenny Kravitz und Deep Purple nach Deutschland holt. "Das wissen wir im Moment alles nicht, also müssen wir sehr weit in die Zukunft schauen und die Dinge jetzt verschieben, um sicher zu sein, dass sie dann auch stattfinden können. Es bringt ja nichts, wenn wir heute versuchen, Konzerte in den Juli oder August zu schieben, und sie können dann auch nicht stattfinden", sagt Bönisch.

Dazu kommt, dass im Spätsommer und Herbst die Bühnen und Konzertkalender schon mit den regulären Veranstaltungen ziemlich gut gefüllt sind. Schwierig, da überhaupt noch Lücken zu finden für die vielen Nachholkonzerte, sagt Bönisch: "Deshalb wäre jetzt einer unserer konkreten Appelle an die Berliner Politik, dass die Beschränkung der Anzahl von Veranstaltungen in den großen Open-Air-Venues wie Waldbühne, Wuhlheide und Zitadelle aufgehoben wird, damit wir entsprechend viele Veranstaltungen abarbeiten können, die dieses Jahr hätten stattfinden sollen."

Veranstalter setzen auf Solidarität der Ticketkäufer

Die Konzertveranstalter hoffen nun auf staatliche Finanzhilfen - und auf das Vertrauen und die Solidarität der Menschen, die sich Tickets gekauft hatten für Konzerte, die mittlerweile ausgefallen sind. Die klare Botschaft laute: Bitte behaltet eure Tickets, appelliert Boenisch an die Kunden. "Es wäre uns extrem geholfen, wenn bei den Ticketkäufern die Sympathie und das Verständnis da wären, zu akzeptieren, dass wir alles tun, um die Veranstaltungen zu schieben und stattfinden zu lassen und dass sie ihre Karten nicht zurückgeben."

Nur so könne man drohende Insolvenzen abwenden, sagt der Konzertveranstalter. Aber der hoffnungsvolle Blick in die Zukunft fällt schwer: Denn wenn die Ticketbesitzer in der Corona-Krise ihre Jobs verlieren, wenn ihnen das Geld ausgeht und sie auf jeden Euro angewiesen sind - dann geben sie bestimmt auch ihre Konzertkarten zurück, so wertvoll die auch sein mögen.

Sendung: Inforadio, 27.03.2020, 05.30 Uhr

Beitrag von Simon Brauer

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