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Audio: Inforadio | 18.08.2020 | Maria Ossowski | Quelle: dpa/S. Stache

Zwist um Corona-Papier

Charité-Vorstand distanziert sich von Vorschlag zu vollen Konzertsälen

Ein Papier zweier Charité-Institute hält voll besetzte Konzerthäuser für machbar. Doch der Charité-Vorstand distanziert sich von der Stellungnahme. Kulturstaatsministerin Grütters nennt es "einen von mehreren wichtigen Experten-Beiträgen".

Die Berliner Charité-Führung hat sich von einer Empfehlung zweier ihrer Institute distanziert, wonach ein voller Publikumsbetrieb in Konzert- und Opernhäusern für machbar erklärt wird.

Der Vorstand der Charité erklärte auf Twitter, das Papier zur Wiederaufnahme des Oper- und Konzertbetriebs unter Corona-Bedingungen sei nicht abgestimmt und gebe nicht die Position des Vorstands wieder. Der Entwurf berücksichtige nicht die aktuelle Dynamik des Infektionsgeschehens und der damit verbundenen Risiken. Das Papier sei daher nicht als Handlungsvorschlag, sondern als Grundlage einer weiteren kritischen Diskussion im Rahmen der Berliner Teststrategie zu betrachten.

Für Berlins Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) ist die Empfehlung "einer von mehreren wichtigen Experten-Beiträgen", die der Politik dabei helfen, zu entscheiden, wie es weiter geht. man studiere auch aufmerksam, wie die Nachbarländer vorgehen. "Salzburg ja jetzt bewiesen, dass auch Pandemie-bezogen Theater gemacht werden kann", sagte Grütters am Dienstag. Man suche für Berlin nach Öffnungsmaßnahmen, die dafür sorgten, dass "nicht nur 20 Prozent der Stühle besetzt sind".

Durchgehende Maskenpflicht, Lüftung und kein Catering

In den Empfehlungen des Institutes für Sozialmedizin und Epidemiologie sowie für Hygiene und Umweltmedizin heißt es, vollständiger Publikumsbetrieb sei möglich, wenn zum Beispiel die ganze Zeit Maske getragen werde. In Foyers, an den Kassen, Garderoben und im Sanitärbereich sollten die Abstandsregeln eingehalten werden, heißt es in den Empfehlungen. Durch Wegeführung sollte die Laufrichtung des Publikums gewährleistet werden. In den Klassik-Veranstaltungen würden während der Veranstaltungen ohnehin keine Gespräche geführt, Bewegungsströme und Gedränge seien in der Regel gut zu steuern. Bei Symptomen einer möglichen Infektion sollten Zuhörer auf einen Besuch verzichten. Außerdem sollten die Kontaktdaten hinterlegt werden. Einlass- und Ticketkontrollen sollten kontaktlos erfolgen. Eine ausreichende Lüftung müsse gesichert werden, der Verkauf von Essen und Getränken müsste aber unterbleiben.

Kultursenator Lederer zeigt sich überrascht

Auch Kultursenator Klaus Lederer zeigte sich im Gespräch mit der Abendschau vom rbb überrascht über die Stellungnahme: "Keine*r der Expert*innen hat jemals vertreten, dass volle Konzertsäle mit ein paar Hygienemaßnahmen unproblematisch seien. Insofern überrascht uns diese Empfehlung aus der Charité, von der wir über Presseanfragen erfahren haben. Insbesondere überrascht uns, dass zu deren Mitverfasser*innen Expert*innen gehören, mit denen wir bereits zusammengearbeitet haben.", so Lederer.

Musikrat: "Zu schön, um wahr zu sein"

Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates, teilte auf der Internetseite des Rats zu dem Papier der Charité-Institute mit: Die Meldung der stimme hoffnungsvoll und sei zugleich sehr überraschend. Die Stellungnahme zum Publikumsbetrieb scheine "zu schön, um wahr zu sein – und wirft bei rationaler Betrachtung einige Fragen auf", heißt es weiter.

Sendung: Abendschau, 17.8.2020, 19:30 Uhr

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