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Quelle: dpa-Zentralbild / Michael Reichel

Luther & 95 Thesen

Stichwort: Reformationstag

Am 31. Oktober ist Reformationstag und Protestanten in aller Welt feiern den Beginn der Reformation. Warum und zu welchem Zweck eigentlich so ganz genau?

Es war ein Tag vor Allerheiligen, der 31. Oktober 1517, als Martin Luther seine 95 Thesen zu Buße und Ablasshandel in Wittenberg veröffentlichte. Er wollte damit vor allem eine wissenschaftliche Diskussion unter den Gelehrten herbeiführen und verschickte deshalb seine Thesen an kirchliche und weltliche Würdenträger. Dass er sie auch persönlich an die Tür der Schlosskirche genagelt hat, ist eine Legende. Aber eine Schöne, denn bis heute pilgern Touristen aus aller Welt nach Wittenberg, um vor eben jener Tür zu stehen, auf die heute die 95 Thesen graviert sind.

Vielleicht war es der Pedell der Universität, eine Art Hausmeister, der den Zettel dorthin gehangen hat. Die Schlosskirchentür war so etwas wie das schwarze Brett der Uni. Vielleicht wurden sie aber auch  nur als Flyer verteilt und verbreiteten sich so schnell, dank des neuen Buchdrucks. Egal, es kommt auf den Inhalt an. Eine Debatte anzuzetteln ist dem Augustinermönch Luther wirklich gelungen. Diese 95 Thesen veränderten nicht nur die Kirche, sondern die Welt. Dabei wollte er eigentlich zuerst einmal nur die Kirche verbessern, wollte sie dem Evangelium wieder gemäßer machen.

Auch wenn es vor diesem Tag und vor Martin Luther Reformatoren gab,  gilt der 31. Oktober 1517 als der eigentliche Beginn der reformatorischen Bewegung.  

Und so erinnern am 31. Oktober Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation vor nun fast 500 Jahren.

2017 überall ein Feiertag

Schon im 15. Jahrhundert hat es die ersten Jahresfeiern zum Reformationsgedächtnis gegeben. 1667 setzte der sächsische Kurfürst Johann Georg II. den 31. Oktober als Gedenktag fest. Nach den Reformationsjubiläen 1717 und 1817 - also 200 bzw. 300 Jahre später setzte sich das Reformationsfest immer weiter durch. Die evangelische Kirche versteht den Gedenktag bis heute als Gelegenheit zur Selbstbesinnung, schließlich wollte ja auch Luther die Kirche eigentlich nicht spalten, sondern erneuern.

Heute ist der 31.Oktober in den fünf östlichen Bundesländern – außer in den katholischen Teilen Thüringens und in Berlin – ein gesetzlicher Feiertag. Eingeführt wurde er nach der Wiedervereinigung. In Baden-Württemberg ist schulfrei, in anderen Ländern können sich evangelische Schülerinnen und Schüler für die Dauer eines Gottesdienst vom Unterricht befreien lassen. Der 31. Oktober 2017, der Tag an dem sich die Veröffentlichung der 95 Thesen dann tatsächlich zum 500. Mal jährt, ist deutschlandweit Feiertag. Auch in Berlin.

Wichtige Termine des Reformationsjubiläums 2017

Oktober 2016

30. Oktober: In Eisenach wird eine Neubearbeitung der Lutherbibel feierlich eingeführt.

31. Oktober: Zum offiziellen Auftakt der Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum 2017 werden in der Marienkirche am Berliner Alexanderplatz zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik und Kirchen erwartet.

31. Oktober: Der Lutherische Weltbund (LWB) erwartet zum ökumenischen Reformationsgedenken im schwedischen Lund unter anderem Papst Franziskus.

November 2016

3. November: Der Europäische Stationenweg startet mit "Geschichten auf Reisen" in Genf in der Schweiz und tourt bis 20. Mai 2017 durch 68 Städte in 19 europäischen Ländern mit dem Ziel Wittenberg. Dabei sind Veranstaltungen vor Ort geplant.

März 2017

11. März: Protestanten und Katholiken feiern in Hildesheim einen ökumenischen Versöhnungsgottesdienst mit Vergebungsbitte und Versöhnungsgeste.

April 2017

12. April bis 5. November: Im Berliner Martin-Gropius-Bau ist als eine von insgesamt drei sogenannten Nationalen Sonderausstellungen die Schau "Der Luther-Effekt. 500 Jahre
Protestantismus in der Welt" zu sehen.

Mai 2017

 4. Mai: Auf der Wartburg bei Eisenach wird bis 5. November die zweite Nationale Sonderausstellung mit dem Titel "Luther und die Deutschen" präsentiert.

10. bis 16. Mai: In Namibias Hauptstadt Windhuk treffen sich Vertreter der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes zu ihrer 12. Vollversammlung.

13. Mai: Im Augusteum in Wittenberg, dem Vordergebäude des Lutherhauses, wird bis 5. November die dritte Nationale Sonderausstellung "Luther! 95 Schätze - 95 Menschen" gezeigt.

20. Mai: In Wittenberg beginnt die Weltausstellung Reformation mit dem Titel "Tore der Freiheit" (bis 10. September). Dabei präsentieren sich Organisationen aus aller Welt an sieben symbolischen Toren rund um die Altstadt zu den Themen Spiritualität, Jugend, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, Globalisierung, Kultur sowie Ökumene und Religion.

24. bis 28. Mai: Zum 36. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin und Wittenberg werden mehr als 100.000 Dauerteilnehmer erwartet. Der   Abschlussgottesdienst findet auf den Elbwiesen bei Wittenberg statt.

25. bis 28. Mai: Parallel zum  Kirchentag gibt es sechs dezentrale Kirchentage in Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Jena/Weimar, Dessau-Roßlau und Halle/Eisleben unter dem Motto "Kirchentage auf dem Weg". Zum Auftakt an Christi Himmelfahrt (25. Mai) verbindet ein zeitgleich stattfindender ökumenischer Gottesdienst alle Städte.

Juni 2017

 1. Juni: Nach Ende des Kirchentages starten in Wittenberg elf einwöchige Konfirmanden- und Jugend-Camps mit insgesamt 16.500 Jugendlichen aus ganz Deutschland (bis 10. September).

27. Juni bis 7. Juli: In Leipzig treffen sich Spitzenvertreter der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, einem internationalen Zusammenschluss von 230 evangelisch-reformierten Kirchen mit zusammen mehr als 80 Millionen Mitgliedern.

27. Juli bis 5. August:
Zum Bundeslager des Verbandes Christlicher Pfadfinder und dem Internationalen Jugendcamp der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Jugend werden in Wittenberg insgesamt 8.000 Teilnehmer erwartet.

Oktober 2017

31. Oktober: Zum 500. Jubiläum des Beginns der Reformation wird der diesjährige Reformationstag einmalig ein gesamtdeutscher gesetzlicher Feiertag sein. Dazu haben die westdeutschen Länder und Berlin, in denen der Reformationstag normalerweise kein Feiertag ist, entsprechende Gesetze oder Verordnungen erlassen. Seit der deutschen
Wiedervereinigung ist der Reformationstag ohnehin gesetzlicher Feiertag in den ostdeutschen Flächenländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Zum eigentlichen 500. Reformationsjubiläum gibt es in der Lutherstadt Wittenberg einen zentralen Gottesdienst mit Vertretern aus Kirchen, Politik und Gesellschaft. Geplant sind bundesweit weitere regionale Festgottesdienste und Festakte.

Beitrag von Ulrike Bieritz

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