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Audio: Inforadio | 20.03.2020 | Matthias Bartsch | Quelle: dpa/Kay Nietfeld

Pandemie-Bekämpfung per Smartphone

So funktioniert die geplante "Corona-App"

War ein Corona-Infizierter in meinem Umfeld, benachrichtigt mich darüber mein Smartphone. Danach kann ich mich gleich selbst testen lassen und in Quarantäne gehen. Möglich machen soll das eine "Corona-App", die wohl schon bald zum Download bereitstehen wird. 

Ein riesiges Team steht hinter der App, von der sich inzwischen auch die Politik hat überzeugen lassen: 130 Wissenschaftler und Technologie-Experten aus verschiedenen Institutionen, darunter das Robert-Koch-Institut und das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut in Berlin, sowie Unternehmen aus acht europäischen Ländern arbeiten an der "Corona App". Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Ist die "Corona App" schon verfügbar?

Nein, sie kann voraussichtlich nach Ostern, Mitte April, heruntergeladen werden. Noch gibt es keine fertige Tracking-App, sondern nur ein offenes technisches Konzept namens PEPP-PT (Pan European Privacy Protecting Proximity Tracing), das bereits entwickelt wurde, aber zunächst intensiv getestet werden soll, bevor es marktreif ist. Die Idee ist, dass basierend auf diesem Konzept viele verschiedene Länder Apps entwickeln, die untereinander aber Daten abgleichen können.

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Was muss der Smartphone-Nutzer tun?

Eines vorweg: Die "Corona App" muss man nicht herunterladen, ihre Benutzung beruht auf absoluter Freiwilligkeit. Wahr ist aber auch: Je mehr Menschen die App nutzen, umso besser kann sie funktionieren und wirken. Sobald die App erhältlich ist, muss sie auf das Smartphone heruntergeladen werden, der Bluetooth-Modus des Smartphones muss dauerhaft aktiviert bleiben.

Wie funktioniert die App?

Hat man die App installiert, sendet das Smartphone regelmäßig per Bluetooth eine ID, quasi wie ein kleiner mobiler Leuchtturm. Gleichzeitig hält die App Ausschau nach ID-Signalen der anderen Nutzer, die sich in der Nähe befinden. Das System PEPP-PT generiert diese IDs, die immer nur temporär existieren, damit die Nutzer nicht identifizierbar bleiben.

Befinden sich zwei Anwender in der Reichweite des anderen, tauschen sie ihre IDs aus und speichern sie verschlüsselt lokal ab, um im Fall einer Infektion den andere zu warnen. Diese ausschließlich auf den Geräten gespeicherten anonymiserten IDs werden nach 21 Tagen automatisch gelöscht.

Die Daten landen somit nicht in einer Cloud. Damit unterscheiden sie sich fundamental von in Asien eingesetzten Apps, die gleichzeitig auch GPS-Signale aufzeichnen und das gesamte Datenpaket an staatliche Stellen melden. 

Muss ich mein Handy häufiger laden, wenn ich die "Corona-App" verwende?

Ja, davon gehen Technikexperten fest aus. Denn der pausenlose Betrieb von Bluetooth ist verbrauchsintensiv und leert den Akku recht zügig. Zudem ist Bluetooth ein potenzielles Einfallstor für Angreifer.

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Was muss ich tun, sollte ich selbst infiziert sein?

Mein Arzt meldet meine Infektion dem Gesundheitsamt. Das gibt mir dann eine TAN-Nummer, einen Code, den ich freiwillig in die "Corona-App" eingebe. Daraufhin wird meine Kontaktliste an einen zentralen Server übertragen. Dieser Server sieht nur die gesammelten IDs und kann darüber dann die Smartphones der Personen, die in den zurückliegenden 21 Tagen in Bluetooth-Reichweite des Infizierten waren, warnen. Diese Personen können sich dann schnell um einen Test kümmern und sich freiwillig in Quarantäne begeben.

Wie nah muss mir eine Person kommen, damit die App ihren Zweck erfüllen kann?

Laut Bundeswehr, die die "Corona-App" testet, müssen sich zwei Personen für mindestens zwei Minuten im Abstand von weniger als 1,5 Meter nähern, damit das Smartphone Daten empfangen und speichern kann. Liegt beim Gegenüber eine Infektion vor, schlägt die App Alarm. Die Abstandsmessung erfolgt via Bluetooth Low Energy.

Was passiert, wenn ich mich einer infizierten Person nähere?

Dann schlägt die App nur nachträglich Alarm. Der Anwender wird nur über die Tatsache informiert, dass er sich in der Nähe eines infizierten Menschen befunden hat. Man erfährt dabei nicht, wer die infizierte Person war oder wo man sich begegnet ist.

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Zusammengefasst: Worin liegt nun der Mehrwert einer solchen App?

Mit ihr lassen sich Infektionsherde schnell erkennen und möglicherweise neu Infizierte warnen. Sie kann somit Menschenleben retten. Damit die App ihren Zweck erfüllen kann, müssen sie aber möglichst viele Personen installieren. Die Entwickler gehen von mindestens 60 Prozent der Bevölkerung aus, die die App haben müssten, um tatsächlich nachhaltige Erfolge erzielen zu können. Mitmachen müsste also auch die Risikogruppe der Senioren. Und es muss nach wie vor den Nutzern klar sein, dass sie trotz ausbleibender Warnung infiziert sein könnten – wenn eben zum Beispiel ein Infizierter nicht die App nutzt oder sein Handy ausgeschaltet hatte.

Erwartet wird von der App, dass sie den Weg zu einer Lockerung der aktuellen  Ausgangsbeschränkungen verkürzen könnte. 

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