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Quelle: dpa/Ralf Hirschberger

Wegen Corona-Pandemie

Regelstudienzeit in Brandenburg soll verlängert werden

Kaum Nebenjobs, keine Präsenzvorlesungen, keine praktischen Forschungsarbeiten: Die Studierenden in Brandenburg müssen wegen Corona auf Fundamentales verzichten. Abhilfe schaffen will jetzt die Brandenburger Landesregierung.

Studierende in Brandenburg sollen keine Nachteile haben, wenn sie ihr Studium wegen der Corona-Krise verlängern müssen. Das Sommersemester 2020 solle nicht auf die Regelstudienzeit angerechnet werden, erklärten die Brandenburger Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und Grünen am Dienstag.

Geplant sei, die Regelstudienzeit für alle Studierenden, die im Sommersemester 2020 in Brandenburg eingeschrieben waren, um ein Semester zu verlängern. Das Hochschulgesetz werde entsprechend geändert, damit sich ein unverschuldet längeres Studium nicht auf soziale Leistungen und andere Unterstützungen auswirke, die damit verbunden sind.

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Uni Potsdam begrüßt die Pläne

Der Präsident der Universität Potsdam, Professor Oliver Günther, unterstützt die Pläne der Koalition. "Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass das Sommersemester nicht auf die Regelstudienzeit angerechnet wird", erklärte er auf Nachfrage. "Die Frage war bisher nur, wie man das rechtssicher hinbekommt."

Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) sprach von einer unbürokratischen Regelung. "Gibt es eine coronabedingte Verzögerung des Studiums durch ausgefallene Kurse, Probleme bei der Online-Lehre oder verschobene Prüfungen, ist die Weitergewährung der Bafög-Förderung gefährdet", betonte Schüle. "Die Bundesregelung sieht in diesem Fall zwar Einzelfallprüfungen vor - aber das reicht nicht und führt im Einzelfall zur Verunsicherung." Sie forderte eine zügige Umsetzung.

SPD, CDU und Grüne im Landtag wollen die Regelung vor Beginn des Wintersemesters unter Dach und Fach bringen. Die stellvertretende SPD-Fraktionschefin Katja Poschmann erklärte, das Bafög sehe zwar eine Verlängerung der Förderungshöchstdauer aus schwerwiegenden Gründen vor, sie müssten aber glaubhaft gemacht und konkret dargelegt werden. Der CDU-Wissenschaftspolitiker Michael Schierack sagte: "Das Sommersemester 2020 darf angesichts der notwendigen Corona-Maßnahmen kein verlorenes für die Studentinnen und Studenten werden."

Zahlreiche Einschränkungen für Studierende

Viele Hochschulen in Brandenburg waren im März und April wegen der Corona-Krise ohne echte Vorlesungen und Seminare ins Sommersemester gestartet. Stattdessen setzen sie verstärkt auf digitale Wissensvermittlung.

Studentinnen der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) berichteten dem rbb im Mai, vielerorts in Brandenburg fielen zahlreiche praktische Studieninhalte wie Feldforschungen, Gruppenprojekte oder Labortätigkeiten fielen komplett aus und müssten im nächsten Semester nachgeholt werden. Davon seien besonders technische und medizinische Fachbereiche betroffen. Auch konnten Studierende wegen der Reisebeschränkungen nicht zu Auslandssemestern reisen.

Außerdem trifft das Virus viele Studierende auch finanziell. Nach Angaben des AStA müssten gut zwei Drittel neben ihrem Studium Geld verdienen, vor allem in der Gastronomie und im Kulturbereich. Da diese Branchen wochenlang stillgelegt waren und das teilweise auch noch sind, sind Nebenjobs Mangelware. Einige Hochschüler müssten deshalb sogar ihr Studium aufgeben, berichteten die Frankfurter Studentinnen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 14.07.2020, 19:30 Uhr

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