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Video: Abendschau | 22.09.2020 | Tom Garus | Quelle: dpa/Günter Lenz

Gastronomie in der Corona-Krise

Heizpilze? Nur gegen autofreie Tage!

Für die Berliner Grünen sind Heizpilze eigentlich ein absolutes Tabuthema. Die FDP hingegen will den Gastronomen die Umweltschädlinge erlauben, um über den schwierigen Corona-Winter zu kommen. Nun spielen auch die Grünen mit der Idee. Unter einer Bedingung.

Heizpilze sind seit etwa zehn Jahren - unter anderem in den Berliner Innenstadtbezirken - verboten. Sie gelten als zu umweltschädlich. Die Berliner FDP-Fraktion hat nun einen Antrag [parlament-berlin.de] ans Abgeordnetenhaus gestellt. Inhalt: Gastwirten solle wegen der Corona-Situation das Betreiben von Gasheizstrahlern (Heizpilze) und Elektrowärmestrahlern kurzfristig für die kommende Herbst- und Wintersaison erlaubt werden.

Interesse für diesen Vorstoß bekunden jetzt ausgerechnet Teile der Grünen, die sich bislang vehement ablehnend zu den Gasheizstrahlern geäußert hatte.

Wenn Heizstrahler, dann mit Kompensation

Um den Gastronomen zu helfen, könne auch über Heizmöglichkeiten für den Aufenthalt im Freien nachgedacht werden - der zusätzliche Kohlendioxid-Ausstoß ließe sich anderweitig ausgleichen, heißt es nun von den Grünen im Senat.

Sie halten es wegen der aktuellen Ausnahmesituation für "angemessen, für die Außengastronomie in Berlin zunächst alle Möglichkeiten zu prüfen, wie das Angebot im Freien etwa mit Decken, Windschutz oder mit guter Belüftung in Innenräumen auch am Abend aufrecht erhalten werden kann", sagte die grüne Umweltsenatorin Regine Günther am Dienstag dem rbb.

Wenn es nach dieser Prüfung doch zum Einsatz von Heizstrahlern komme, müsse deren Emission aber "kompensiert werden", so Günther weiter. "Als mögliche Kompensation sehe ich einen autofreien Tag, verbunden mit dem Kauf von glaubwürdigen Zertifikaten."

Die FDP-Fraktion hatte bereits am Montag mitgeteilt, Emissionen durch einen einmaligen, freiwilligen autofreien Sonntag auszugleichen, wäre auch für sie als Kompromiss denkbar. "Wenn das der Preis ist, den wir dafür zahlen müssen, um die Betriebe am Leben zu halten, um Arbeitsplätze und Jobs in unserer Stadt zu sichern, dann ist ein solcher freiwilliger autofreier Sonntag auch mit unserer Unterstützung zu bekommen", sagte FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja.

Im Endeffekt entscheidet jeder Bezirk selbst

Noch Anfang September hatten sich grüne Bezirkspolitiker explizit gegen eine Sondererlaubnis für Heizpilze ausgesprochen. Jedes Gramm Kohlenstoffdioxid "bringt uns näher an den Rand der Katastrophe", wurde da die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann zitiert.

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) hatte zu diesem Zeitpunkt angekündigt, eine Erlaubnis für elektrische Heizstrahler als umweltfreundlichere Alternative zu gasbetrieben Strahlern prüfen zu wollen. Gasbetriebene Heizstrahler seien keine klimafreundliche und intelligente Lösung. Infektions- und Klimaschutz müssten in Einklang gebracht werden. Derzeit würden die Vorbereitungen für die Gastronomie für Herbst und Winter in Angriff genommen, sagte Pop am Dienstag - "was etwas mehr ist als nur die Frage, wie kann man vielleicht im Winter draußen sitzen."

So soll es bei anstehenden Gesprächen mit der Gastronomie und der Industrie- und Handelskammer Ende der Woche beispielsweise auch um bessere Lüftungstechnik und Plexiglasscheiben gehen, damit mehr Menschen bei kaltem Wetter drinnen speisen können. Sie verweist allerdings darauf, dass es die Bezirke sind, die die Entscheidungshoheit über die Heizpilze haben. Gerade deshalb sei es wichtig, dass auch sie bei den Gesprächen am Freitag mit am Tisch sitzen.

Auch die CDU wäre der Heizpilz-Lockerung nicht abgeneigt, benennt aber ein anderes Problem. "Dürfen eigentlich Gastwirte und auch Einzelhändler überhaupt was vor die Tür stellen", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Gräff. "Es nützt ihm ja auch kein Heizpilz was, wenn er keinen Tisch draußen haben dürfen."

Manche Bezirksbehörden tun sich nach Gräffs Einschätzung damit noch immer schwer. Deshalb plädiere er dafür, dass Gastronem grundsätzlich Tische und Stühle auf die Straße stellen dürfen, so lange die Behörden nicht nein sagen.

Sendung: Abendschau, 22.09.2020, 19:30 Uhr

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