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Quelle: dpa/Stache

"Wir erleben fast täglich neue Höchstzahlen"

Woidke rechnet nicht mit baldigen Lockerungen

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke fordert ein einheitliches Vorgehen der Länder bei den Corona-Maßnahmen, weil Alleingänge die Glaubwürdigkeit beschädigten. Er geht nicht davon aus, dass die derzeitigen Regeln in zwei Wochen wieder gelockert werden.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) geht nicht davon aus, dass die derzeitigen Corona-Beschränkungen schon nach dem nächsten Treffen von Bund und Ländern wieder gelockert werden können.

"Wir erleben fast täglich neue Höchstzahlen. Damit rechne ich auch für die kommenden Tage", sagte Woidke. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass es nach dem 5. Januar - der nächsten Konferenz mit der Bundeskanzlerin – deutliche Lockerungen der jetzigen Einschränkungen geben kann." Zuletzt hatte sich in Brandenburg die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden mehr als verdoppelt: von 774 neu registrierten Corona-Fällen binnen eines Tages am Dienstag auf 1.580 Fälle am Mittwoch.

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Woidke fordert mehr Gemeinsamkeit der Länder bei der Abstimmung über neue Corona-Regeln. "Wir alle stehen gemeinsam in der Verantwortung. Wir haben den Einzelhandel geschlossen, aber nicht den Jahrmarkt der Eitelkeiten", sagte Woidke der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. "Das beschädigt die Glaubwürdigkeit von Politik."

Am meisten geärgert hätten ihn in den vergangenen Monaten wiederholte Alleingänge von Kollegen: "Erst bei der Verschärfung, wo einer meint, mehr 'harter Hund' sein zu müssen als andere, was am Ende nicht geholfen hat, genauso wie beim Wettlauf, wer der größte Lockerer ist." Diese widersprüchlichen Meldungen verwirrten, machten die Menschen müde und minderten die Akzeptanz. "Die aber ist Grundvoraussetzung für Erfolg", so Woidke.

Die Länderchefs hätten nach seiner Ansicht früher härtere Maßnahmen gegen das Coronavirus ergreifen sollen. "Trotz des absehbar höheren juristischen Risikos aufgrund der Verhältnismäßigkeit hätten wir Ende Oktober deutschlandweit mehr tun sollen", sagte Woidke.

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Für die steigende Zahl an Infektionen sieht Woidke mehrere Gründe. "Dazu gehören Hotspots, die sich ergeben können, weil nur ein einzelner unvorsichtig war", sagte er. "Die Sommermonate haben auch zu Leichtsinn geführt. Und in manchen Regionen scheint die Gefahr nicht ernst genug genommen worden zu sein." Viele hätten ihr Verhalten nicht geändert trotz der zweiten und gefährlicheren Welle. "Deshalb bin ich stinksauer auf jene, die die Pandemie kleinreden oder sogar leugnen. Sie gefährden damit sich und andere."

Der Brandenburger Regierungschef war im November selbst mit dem Coronavirus infiziert. "Das positive Testergebnis war für mich zunächst ein Schock", sagte Woidke. "Die plötzliche persönliche Betroffenheit macht bewusst, dass es jeden unerwartet treffen kann. Und es macht demütig. Ich bin glücklich und froh, dass ich ganz glimpflich davongekommen bin." Er treibe auch wieder Sport und habe bisher keine Nachwirkungen feststellen müssen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.12.2020, 08:00 Uhr

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