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Audio: Inforadio | 11.01.2021 | 17:00 Uhr | Ute Schuhmacher | Quelle: imago images/Liesa Johannssen

5.000 Notebooks bestellt

Berliner Verwaltung nur zu zwölf Prozent homeoffice-fähig

Der Berliner Regierende Bürgermeister verlangt von der deutschen Wirtschaft mehr Homeoffice-Angebote. Ein Arbeitgeber, der das nicht erfüllt, ist jedoch das Land Berlin selbst. Die Verwaltung war offenbar nicht gut vorbereitet auf den Lockdown. Von Efthymis Angeloudis

In der Corona-Pandemie steigt der Druck auf die Berliner Verwaltung, mehr ihrer Mitarbeiter die Arbeit von Zuhause aus zu ermöglichen. Ziel der Senatsverwaltung sei es, alle Beschäftigten des Landes Berlin mit einem mobilen Gerät als Standardgerät auszustatten, bestätigte ein Sprecher der Innenverwaltung rbb|24 am Montag.

"Um diesen Prozess zu beschleunigen ist die Lieferung von zunächst 5.000 Notebooks an die Berliner Bezirke sukzessive ab dem 15.01. geplant", so der Sprecher weiter. Nach und nach solle so die Homeofficefähigkeit in allen Berliner Behörden von derzeit zwölf Prozent "deutlich erhöht werden". Wenn die weiteren Geräte in Gebrauch sind, wäre die Berliner Verwaltung zu rund 17 Prozent homeofficefähig.

Zwölf Prozent, das sind aktuell 12.500 Mitarbeitende, die über einen VPN-Tunnel aus dem Homeoffice auf Ihre Computer in der Verwaltung zugreifen können. Einige Dienststellen wie beispielsweise Bürger- oder Standesämter können viele ihrer Dienstleistungen allerdings nicht aus dem Homeoffice anbieten.

"Mit der Auslieferung von Laptops ist es nicht getan"

Wie eine Recherche von rbb|24 gezeigt hat, ist die Senatsverwaltungen im zehnten Monat nach dem ersten Corona-Lockdown nur höchst unzureichend auf einen erneuten Zusammenbruch des Normalbetriebes im Präsenzmodus vorbereitet. Die Lieferung der bestellten Geräte, solle deswegen so schnell wie möglich beginnen, so dass die Bezirke sukzessive profitieren werden, sagte der Sprecher.

Die Verteilung der Notebooks an die Bezirke richtet sich nach der schnellsten Einsatzbereitschaft der Geräte für die Beschäftigten. "Denn mit der Auslieferung der Laptops ist es nicht getan", so der Sprecher weiter. Da die Bezirke für ihre IT-Infrastruktur selbst verantwortlich seien, werde jetzt vor Ort daran gearbeitet, die technischen Voraussetzungen zu schaffen, um die Notebooks für das mobile Arbeiten einzusetzen.

Klima des Misstrauens gegenüber Homeoffice

Kritik an den fehlenden Möglichkeiten für Homeoffice in der Berliner Verwaltung kommt derweilen von Angestellten in Bezirksämtern und Landesbehörden. Rund 80 Prozent der Beamten seien immer noch täglich im Büro, wie eine Systemadministratorin in einem Bezirksamt rbb|24 bestätigte.

Scheitern würde das Homeoffice nicht nur wegen der fehlenden technischen Möglichkeiten, sondern auch wegen der unzureichenden Anweisungen der Amtsleitung. Mehrere Anträge auf Homeoffice seitens der Belegschaft blieben unbeantwortet, wie ein Betriebsprüfer einer Berliner Landesbehörde rbb|24 mitteilte.

Beklagt wird auch ein "Klima des Misstrauens" gegenüber den wenigen Mitarbeitern im Homeoffice. Amtsleitungen würden davon ausgehen, dass man zuhause nicht arbeite, sagten Beamte dem rbb.

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Homeoffice ist Empfehlung, keine Pflicht

Eine Empfehlung an alle Berliner Behörden, Homeoffice-Pläne umzusetzen, erfolgte seitens der Senatsverwaltung für Finanzen am vergangenen Mittwoch. "Dies ist jedoch keine Anweisung", sagte eine Sprecherin auf Anfrage von rbb|24. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) scheiterte im November mit einem Vorstoß für einen Rechtsanspruch auf Homeoffice an der Union [tagesschau.de].

"Wir können den verschiedenen Bezirksämtern nicht vorschreiben, wie viele Angestellte sie nach Hause schicken sollen", sagte die Sprecherin der Finanzverwaltung. Dies sei aufgrund unterschiedlicher Arbeitsabläufe nicht möglich. Wie viele Mitarbeiter die verschiedenen Berliner Behörden im Homeoffice beschäftigen würden, sei Entscheidung der einzelnen Häuser.

"Die Bezirksämter können hier gar nicht eigenständig agieren", erklärte hingegen eine Sprecherin des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg dem rbb. Die Bezirks-Haushalte werden vom Land Berlin zugewiesen und das kommunale IT-Unternehmen (ITDZ) entscheide, was die Bezirksämter technisch machen können und was nicht.

Bezirksämter verweisen auf Regierenden Bürgermeister

Stattdessen verweisen die Bezirksämter auf den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD), der Bezirksämtern die Ausstattung mit weiteren Laptops in Aussicht gestellt habe. "Bislang hatten wir nicht die technische Ausstattung, um den Großteil der Belegschaft mit Geräten und Lizenzen ins Homeoffice zu schicken", sagte die Sprecherin des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg. "Das wird sich voraussichtlich in den nächsten Wochen ändern, da der Regierende Bürgermeister den Bezirken eine zusätzliche Ausstattung mit Laptops zugesagt hat", so die Sprecherin weiter.

Die Zahl der Mitarbeiter im Homeoffice solle dabei erhöht werden. "Allerdings werden hierfür weitere Laptops und Lizenzen benötigt." Es gebe bislang nicht ausreichend Dienst-Laptops und VPN-Lizenzen, um alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ohne Kundenkontakt mit Computerarbeitsplätzen im Homeoffice produktiv arbeiten zu lassen.

Beitrag von Efthymis Angeloudis

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