rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Audio: rbbKultur | 16.08.2019 | 16:10 Uhr | Quelle: Gregor Baron

Interview | Peter Sauerbaum

"Die AfD macht mir Sorgen"

Derzeit laufe es gut mit der Kulturförderung in Brandenburg, sagt Peter Sauerbaum, Leiter des Choriner Musiksommers. Er fürchtet jedoch, dass sich das nach der Wahl - und einem möglichen AfD-Sieg - ändern könnte.

rbb: Herr Sauerbaum, woher kommt Ihre Liebe, Ihre Affinität zur Kultur?

Peter Sauerbaum: Ich bin damit aufgewachsen. Ich komme aus einem Elternhaus, meine Mutter war Ballerina, mein Vater war zu seiner Zeit einer der großen Tenöre. Da kann man gar nicht anders, als sich nur noch damit zu beschäftigen. Auch wenn ich sagen muss, ich habe beruflich erstmal eine andere Ausbildung erhalten.

Sind Sie Jurist geworden, weil Ihr Vater gesagt hat: Junge werde was Ordentliches?

Ja, es hat zum selber Singen nicht gereicht. Schade, aber wahrscheinlich auch viel besser.

zur Person

Peter Sauerbaum

Peter Sauerbaum wurde 1945 in Halle (Saale) als Sohn des bekannten Tenors Heinz Sauerbaum und einer Primaballerina geboren. Der Jurist und Kulturmanager hat große Institutionen geleitet, darunter das Berliner Ensemble, die Deutsche Oper Berlin und das Jüdische Museum. Bis 2018 war er Intendant des Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt (Oder). Seit Herbst 2018 leitet er den Choriner Musiksommer.

Sie leiten seit letztem Herbst den Choriner Musiksommer. Nun stehen im September die Landtagswahlen bevor. Die AfD in Brandenburg hat eine aggressivere Rhetorik gegen Kulturprojekte und Institutionen. Wie sehr bekommen Sie das als einer der Player im Kulturbereich tatsächlich auch mit?

Nun gut, die AfD hat kommunalpolitisch immer noch wenig zu sagen, landespolitisch erst recht wenig. Ich hoffe, dass sich daran nach dem 1. September, dem Wahltag in Brandenburg, nichts ändern wird. Die AfD macht mir Sorgen mit ihrem nationalistisch-rechtpopulistischen Duktus. In Sachen Kultur hat man von der AfD in Brandenburg noch nichts gehört. Ich war kürzlich Gast einer Veranstaltung der kulturpolitischen Gesellschaft in Neuruppin, wo alle Vertreter der Parteien etwas zur Kulturpolitik sagten sollten. Es waren alle vertreten - bis auf die AfD. Die hatte auf die Einladung noch nicht einmal geantwortet. Ich vermute mal, sie hat auch nichts dazu zu sagen. Bis auf irgendwelchen nationalistischen Schmonzes hätte ich da auch nichts erwartet.

Sie treffen sich auch mit anderen Kulturinstitutionen und Kulturpolitikern: Wie versucht man sich zu positionieren gegen die AfD?

Bei den Gesprächen mit den Kollegen spielt die AfD keine Rolle. Unterschwellig ist die Sorge zu spüren, dass es eine Rolle spielen könnte. Aber das ist alles im Moment im Konjunktiv. Was die AfD in Sachen Politik vorhat, ist reine Spekulation. Wenn sie an die Schalthebel der Macht kämen, würde dieses Rückwärtsgewandte, dieses Fremdenfeindliche, dieses Nationalistische sicherlich auch eine Rolle spielen. Ich will jetzt nicht gleich sagen, die Nazi-Reichskulturkammer lässt schön grüßen, aber etwas in diese Richtung könnte man schon erwarten. Zumal der Herr Staatssekretär Gauland zu bemerken wusste, dass die zwölf Jahre Nationalsozialismus ein Vogelschiss der Geschichte wären. Da ist es mir dann schon sehr unwohl.

Was vermag Kultur in Zeiten, wo sich solche Fragen plötzlich auftun? Wenn wir über die berühmte Spaltung der Gesellschaft sprechen: Worin sehen Sie da ihre Rolle, als Kulturmanager?

Musik oder Kultur als solche verändern noch gar nichts, in welcher Erscheinungsform auch immer. Aber wir schaffen Räume, wo sich Menschen begegnen, und wir versuchen täglich, dass wir mit den Menschen ins Gespräch kommen und dazu anleiten, dass Menschen miteinander ins Gespräch zu kommen.

Was wünschen Sie sich von einer neuen Regierung in Sachen Kulturpolitik?

Ich wünsche mir weiter diese Offenheit. Jeder soll die Kultur machen, die er glaubt, machen zu müssen. Die derzeitige Brandenburgische Regierung hat eine großartige neue Finanzierung für die großen Kulturinstitutionen auf den Weg gebracht. Davon haben wir alle partizipiert in Brandenburg, auch die freien Gruppen, da wurden auch die Ansätze erhöht. Es hängt also auch immer ein bisschen mit Geld zusammen. Ich bin sehr froh, dass die Brandenburgische Landesregierung da nicht knauserig war.

Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Mit Peter Sauerbaum sprach Shelly Kupferberg. Der Text ist eine gekürzte und leicht bearbeitete Version. Das Original-Interview können Sie mit Klick auf das Audiosymbol oben im Artikel nachhören.  

 

Artikel im mobilen Angebot lesen