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Audio: Inforadio | 30.10.2020 | Sabine Dahl | Quelle: imago images/ Thierry Roge

Interview | Thomas Härtel vom Landessportbund Berlin

"Bittere Entscheidung, aber da müssen wir jetzt durch"

In Berlin muss der Amateur- und Breitensport im November eine Corona-Zwangspause einlegen, es gelten nur wenige Ausnahmen. Thomas Härtel, Präsident des Landessportbunds Berlin, vermisst eine differenzierte Betrachtung bei der Entscheidung.

rbb: Herr Härtel, Kinder bis 12 Jahre dürfen weiterhin trainieren, freut Sie das?

Thomas Härtel: Ja, sehr, denn die Kinder und Jugendlichen leiden am meisten darunter und wir begrüßen ausdrücklich die Entscheidung des Berliner Senats, dass Kinder bis 12 Jahren in festen Gruppen im Freien Sport machen dürfen. Das ist ein wichtiges Zeichen in dieser Pandemie.

Am Mittwoch haben Sie noch gesagt, es sei eine Katastrophe, dass der Breitensport wieder ruhen muss. Warum?

Wir müssen zwar alles tun, damit diese Pandemie nicht außer Kontrolle gerät. Dennoch ist es eine bittere Entscheidung für uns. Wir haben deswegen Kritik zu üben, weil die Entscheidung für das Herunterfahren des Sports ohne differenzierte Entscheidung erfolgt ist. Wir haben nach dem ersten Lockdown mit Hygienekonzepten den Sport wieder hochgefahren und dass dieses Bemühen unserer vielen Übungsleitenden keine Anerkennung gefunden hat, betrübt uns doch sehr.

Landessportbund Berlin

- Zusammenschluss aus ca 2.500 Vereinen - über 660.000 registrierte Mitglieder - fast 60.000 ehrenamtliche Helfer - koordiniert sämtliche Aktivitäten im Freizeit-, Breiten- und Leistungssport - fördert unter anderem den Sportstättenbau und die Jugendarbeit

Werden das die Vereine so hinnehmen? Prüfen Sie jetzt juristische Schritte?

Nein, das Herunterfahren ist sehr wichtig und wir werben auch für eine Akzeptanz - aber üben eben auch Kritik, gerade weil im Sport ein signifikantes Infektionsgeschehen nicht zu verzeichnen war. Aber wir müssen da jetzt durch und alles tun, damit die Pandemie eingedämmt wird.

Aber die Veranstaltungsbranche und Gaststätten klagen und protestieren, da es auch dort kein erkennbares Infektionsgeschehen gab. Und die Sportvereine sagen einfach so 'okay'?

Nein, wir haben ja gestern dem Senat noch unsere Schwerpunkte dargelegt - Stichwort Kinder und Jugendliche - da ist uns der Senat ja gefolgt. Ebenfalls beim Training mit Einzelpersonen: Auch das ist möglich, der individuale Sport bleibt erlaubt. Und so hoffen wir, dass die Sportstätten nicht generell geschlossen werden, auch wenn ein totaler Lockdown erfolgt.

Was heißt das aber jetzt für die Vereine - fürchten Sie, dass jetzt viele Mitglieder austreten?

Bisher haben wir erfahren, dass die meisten Mitglieder treu sind. Insbesondere sind viele, die im Gesundheits- oder Reha-Sport aktiv sind und nach dem ersten Lockdown zurückhaltend waren nach ihren Austritten wieder eingetreten. Wir können nicht von einer Austrittswelle reden. Falls es aber zu weiteren Lockdowns in verschiedenen Wellen kommt, dann haben wir schon große Sorge.

Das Gespräch führte Sabine Dahl vom Inforadio. Der Text ist eine redigierte Fassung, das ganze Interview können Sie hören, wenn Sie im Titelbild auf das Play-Symbol klicken.

Sendung: Inforadio, 30.10.2020, 7:05 Uhr

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