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Audio: Inforadio | 01.11.2020 | Interview mit Prof. Dr. Mayer | Quelle: dpa

Interview | Sport nach Corona-Infektion

"Mindestens zwei Wochen Pause"

Frank Mayer ist Sportmediziner und ärztlicher Direktor der Hochschulambulanz an der Uni Potsdam. Für eine Studie hat er untersucht, wie der Rückkehr in den Sport nach einer Corona-Infektion gelingen kann.

rbb|24: Was wissen Sie und ihre Kollegen inzwischen über das Coronavirus?

Frank Mayer: Bezogen auf den Sport wissen wir inzwischen, dass es bei einer Infektion völlig unterschiedliche Verläufe geben kann, die möglicherweise die sportliche Belastbarkeit einschränken - möglicherweise aber nicht. Das heißt, das Entscheidende ist - wenn man positiv getestet wurde, beziehungsweise der Verdacht da ist -, dass man die Symptome erfasst und dann gegebenenfalls davon ableitet, welches Organsystem betroffen ist und wie man dann weiterhin Sport treiben kann.

Wichtig ist, dass man sich bewegt in diesen Zeiten. Aber natürlich nur in dem Umfang, in dem es die Infektion oder die Erkrankung zulässt.

Zur Person

Prof. Dr. Frank Mayer

- ärztlicher Direktor der Hochschulambulanz der Universität Potsdam - Vorsitzender Wissenschaftsrat Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention - Mitglied im medizinischen Expertengremium des Deutschen Olympischen Sportbundes - Mitglied im Sportärztebund Brandenburg

Nützt Sport auch in der Abwehrschlacht gegen das Coronavirus?

Davon ist auszugehen. Wir reden jetzt nicht von kranken, sondern von gesunden Menschen, die im Moment unter der Pandemie leiden und verschiedene Ausgangsbeschränkungen tolerieren müssen. Grundsätzlich ist es natürlich wichtig, körperlich aktiv zu bleiben - auch in Pandemie-Zeiten, wenn keine Kontra-Indikationen, wie beispielsweise eine Infektion, bestehen. Für gesunde Menschen gilt natürlich auch während der Pandemie, das körperliche Aktivität das Immunsystem günstig beeinflusst.

Sie haben an einem Positionspapier mitgewirkt, das sich "Return to sport" nennt. Wie lauten die wichtigsten Punkte dieses Papiers?

Das Paper (Mayer nutzt den englischen Ausdruck, Anm.d.Red.) befasst sich mit Empfehlungen, was man denn tun muss, wenn ein positives Testergebnis vorliegt - ob man weiterhin Sport treiben kann oder nicht. Und die entscheidende Frage ist natürlich: Handelt es sich um einen symptomlosen Verlauf? Oder entstehen Symptome - also reden wir von einer Krankheit, die sich entwickelt?

Im Falle einer Infektion

Wer den Verdacht hat, mit dem Coronavirus infiziert zu sein, ist gehalten, sich sofort selbst zu isolieren. Das gilt auch, wenn es noch kein positives Testergebnis gibt. Bei bestätigter Infektion muss der oder die Betroffene häusliche Quarantäne halten und die Anweisungen des zuständigen Gesundheitsamtes befolgen.

Das Paper kommt zum Schluss, dass wenn keine Symptome bestehen und keine Auffälligkeiten da sind, dass dann für zwei Wochen keine intensiven Belastungen empfohlen werden. Und dass grundsätzlich die Empfehlung gilt, dass man zur Erfassung der sportlichen Tauglichkeit gegebenenfalls ein Ruhe-EKG, eine klinische Untersuchung durchführt. Und wenn das alles unauffällig ist, dann kann man durchaus - anschließend und nach dieser empfohlenden Reduktion von zwei Wochen - wieder Sport treiben.

Wenn Symptome entstehen, insbesondere eine Lungenerkrankung, empfiehlt sich natürlich eine Belastungsreduktion. Wir empfehlen bei Symptomen ohne nachweisbare Lungenveränderung oder andere Organveränderung, zumindest für zwei bis vier Wochen keinen Sport zu treiben, sich anschließend untersuchen zu lassen und dann in Abhängigkeit des Befundes den Sport wieder aufzunehmen. Alle weiteren Dinge müssen sauber medizinisch diagnostiziert werden und gehen dann auch mit einer längeren Sportpause einher.

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Reicht es, wenn man sich von seinem Hausarzt untersuchen lässt oder ist in diesem Fall ein Sport-Mediziner angeraten?

Ich denke, dass jeder klinisch tätige Arzt diese grundlegenden Untersuchungen durchführen kann. Wir gehen in dem Paper soweit, dass natürlich eine sportmedizinische Expertise sinnvoll ist. Man muss dann aber auch überlegen, dass man dann die Facharzt-Kollegen in den unterschiedlichen Disziplinen hinzuzieht, seien es Kardiologen, wenn man den Verdacht auf eine Herzbeteiligung hat, oder einen Lungenfacharzt, wenn man den Verdacht auf eine Lungenmitbeteiligung hat. Ich glaube, da ist man relativ gut beraten, frühzeitig entweder den zuständigen Facharzt-Kollegen oder eine sportmedizinische Expertise hinzuzuziehen.

Das heißt, bei Schnupfen und Heiserkeit gilt die alte Winston-Churchill-Regel: No Sports?

Absolut und unbedingt. Wir raten grundsätzlich dazu, wenn Infektzeichen vorliegen, keine Belastung, insbesondere keine höheren Belastungen auf sich zu nehmen. Eben gerade weil man nicht weiß, ob eine Lungenentzündung mit dabei ist oder das Herz-Kreislauf-System betroffen ist. Und immer wenn Zweifel bestehen, sollte das in Absprache mit dem Arzt laufen. Die Symptome, die sie genannt haben, sollten dazu führen, dass man sich körperlich wirklich zurücknimmt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Thomas Kroh, rbb Sport

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