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Quelle: Sarah Farinia Entertainment/Peter Himmsel

Umschulung wegen Corona

Wie eine Sängerin von der Bühne in einen Bürojob wechselt

Jahrelang war Sarah Schulze als Sängerin selbstständig. Seit der Corona-Pandemie gibt es allerdings keine Auftritte mehr - und damit kein Geld für die Cottbuserin. Ihre Lösung um nicht in Existenznot zu geraten: ein ganz normaler Bürojob.

Seit der Coronapandemie kann Sarah Schulze ihr Geld nicht mehr mit Gesang verdienen. Die Cottbuserin tritt normalerweise als Helene Fischer-Double auf und ist damit seit zwölf Jahren selbstständig. Doch Konzerte können wegen der Eindämmungsverordnung nicht stattfinden. Die Lösung für Sarah Schulze: Sie tauscht das Mikrofon durch den Telefonhörer und geht zurück in ihren ursprünglichen Beruf.

Telefon statt Mikrofon - Büro statt Bühne

Einen normalen Acht-Stunden-Tag hatte Sarah Schulze schon seit Jahren nicht mehr. "Ich hab Bürokauffrau gelernt, tatsächlich. Kann das eigentlich auch alles, aber wenn du so lange draußen bist, ist es schon schwierig, wieder einen Einstieg zu finden", erzählt die Sängerin.

Bereits seit 12 Jahren ist sie selbstständig. Sie singt auf Hochzeiten oder auf Stadtfesten. Doch durch die Auflagen der Corona-Eindämmungsverordnungen sind Konzerte oder Veranstaltungen nicht erlaubt. Im vergangenen Jahr sind ihre Aufträge so um 80 Prozent zurückgegangen. Schnell war für Sarah Schulze klar, dass sie so nicht überleben kann.

"Es ist wirklich eine Umgewöhnung von der Selbstständigkeit in einen Bürojob, das ist wirklich hart", erzählt sie. Doch nach der ersten Woche mache ihr die neue Aufgabe immer noch Spaß. Wenngleich sie zunächst etwa 40 Bewerbungen verschicken musste, wie sie sagt.

Sarah Schulze im Büro | Quelle: privat

Soforthilfe musste teilweise zurückgezahlt werden

Die erste Soforthilfe des Landes hatte Sarah Schulze noch bekommen. Doch die war nur für Betriebskosten gedacht. Eine Information, die die Sängerin erst nach einem halben Jahr bekam. "Das heißt von März bis November habe ich nichts verdient und habe natürlich diese 9.000 Euro, die ich erhalten habe, verballert", gibt sie zu.

"Ich brauchte das für mein normales Leben. Und letztendlich hieß es dann, 'das müssen Sie zurückzahlen'. Ich stand da und dachte, wovon denn? Ich habe gar nicht gearbeitet, hatte keine Einnahmen", so Schulze.

Erspartes statt große Hilfen

Durch die Novemberhilfe gab es dann noch einmal 1.700 Euro, die allerdings versteuert werden mussten. Um Arbeitslosengeld II beziehen zu können, müsste Sarah Schulze in eine kleinere Wohnung umziehen. Sie musste daher auf ihr Erspartes zurückgreifen und hat sich für die Rückkehr in das Angestelltendasein entschieden. Das Singen ist damit nur noch ein Nebenjob.

Der Traum von der selbstständigen Sängerin ist nach wie vor da. Doch für die gesamte Branche sieht es aktuell nicht gut aus, sagt Sarah Schulze. Sie hofft, dass in zwei Jahren wieder Normaität herrscht und alles von vorn beginnt. Bis dahin will sie optimistisch bleiben. "Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende", so die Sängerin.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.01.2021, 14:10 Uhr

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