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Audio: Antenne Brandenburg | 28.04.2021 | Florian Ludwig | Quelle: rbb

Corona-Pandemie

Verwirrung über ausbleibende Impfdosen für Brandenburger Arztpraxen

Die Brandenburger Pilotpraxen bekommen in dieser Woche überraschend Impfdosen weniger als zugesagt. Aber warum? Kassenärztliche Vereinigung und das zuständige Ministerium weisen einander die Schuld zu. Von Florian Ludwig

Gavriil Chosnis ist frustriert. Eigentlich hätte er für seine Cottbuser Arztpraxis am Mittwoch 200 Dosen des Impfstoffs von Biontech bekommen sollen. Patienten hatten ihre Termine. Doch am Dienstag bekam der Mediziner überraschend eine Absage für weitere Lieferungen. Doch jetzt Patienten konnten ihre Termine nicht wahrnehmen.

Ohne Angaben von Gründen haben er und andere Pilotpraxen in Brandenburg keinen Impfstoff bekommen. "Nur durch Impfungen kann die Pandemie gestoppt werden", sagt der Mediziner. Hausärzte sollten beim Impfen mitmachen. Er könne nicht verstehen, warum die Lieferungen ausblieben. Schließlich, ergänzt er, "sind wir nicht in Afrika, sondern in Mitteleuropa".

Der Cottbuser Mediziner Gavriil Chosnis | Quelle: rbb

Ein organisatorischer Kraftakt für die Praxis - und das neben der regulären Sprechstunde. Erst durch die Lieferung und schließlich durch die Absage, erzählt Steffi Radtke, die in der Praxis die Impftermine koordiniert. Am Freitag seien die Patienten bestellt worden zu ihren Impfungen, manche hätten am Telefon vor Freude geweint. Am Dienstag dann die Absage.

Knapp 100 Dosen Astrazeneca hat die Praxis noch, eine Lieferung aus der vergangenen Woche. Doch wegen vieler Vorbehalte bei den Patienten war die Freude über die Biontech-Zusage groß. Gründe für die Absage wurden der Praxis Chosnis nicht genannt. Der Verdacht steht im Raum, dass die Lieferungen an die Impfzentren umgeleitet wurden.

Das wird am Cottbuser Impfzentrum nicht bestätigt. Denn die Versorgungslage sei hier ebenso schlecht, sagt Leiter Jens Rohloff. Man fahre Halblast und würde gern Volllast fahren, schildert Rohloff die Situation. Lieferungen seien aber nicht gestrichen worden; alles, was angekündigt worden sei, sei auch gekommen.

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Seit Montag werden wieder Termine für die Impfzentren vergeben. Maximal 400 Dosen erhält das Zentrum in Cottbus täglich und das auch noch in den nächsten Tagen.

Peter Noack, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, kann sich nach eigener Aussage nicht erklären, warum entschieden wurde, Arztpraxen nicht mit Impfstoff zu beliefern. Es sei alles organisiert gewesen, 15.000 Impfungen sollten in Hunderten Arztpraxen stattfinden.

Nach Kenntnis von Peter Noack gab es einen Beschluss des Impfstabes des Brandenburger Innenministeriums, Sonder-Kontingente zu liefern in einem Umfang von 20.000 Dosen. Der größte Teil davon habe in die Arztpraxen geliefert werden sollen, ein kleinerer Teil in die Impfzentren. Das sei gestoppt worden. Man wolle sich mit dem Impfstab zusammensetzen und Lösungen diskutieren, so Noack.

Martin Burmeister vom Brandenburger Innenministerium erklärt die Situation damit, dass die Kassenärztliche Vereinigung Impfstoff bestellt habe, der gar nicht vorhanden sei. Der Fehler liege nach seiner Meinung also bei der KVBB.

Letzte Woche hatte das Land Brandenburg eine vorgezogene Lieferung von Moderna und Biontech bekommen. Deshalb konnte das Land über 20.000 zusätzliche Dosen verfügen. Diese sollten zunächst vollständig für die Impfzentren zur Verfügung gestellt werden, so Burmeister, "da wir dort momentan eine sehr geringe Auslastung haben". Der entsprechende Beschluss sei gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung gefasst worden. Da in den Impfzentren aber nur 5.000 Termine so kurzfristig organisiert werden können, würden die restlichen 15.000 Impfdosen anderweitig genutzt, etwa für die Impfung von Feuerwehrleuten in den Landkreisen. Die Dosen seien "gänzlich verplant", so Burmeister. Man habe sich zwar um eine Lösung für die Hausärzte bemüht, aber keine gefunden.

Ein klärendes Gespräch zwischen KVBB und Innenministerium scheint dringend geboten.

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