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Interview | Impfungen in Brandenburger Arztpraxen

"Der Impfstoff reicht erstmal überhaupt nicht!"

20 bis 50 Impfdosen pro Hausarzt in dieser Woche, mehr soll es nicht geben. Das kündigt Christian Wehry von der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) zum Start der Impfkampagne in Hausarztpraxen an. Das habe allerdings nicht das Land zu verantworten, sagt er im Interview.

rbb|24: Herr Wehry, lange wurde über den Start der Impfkampagne in den 1.500 Brandenburger Hausarztpraxen diskutiert. Jetzt soll es losgehen. Reicht denn der Impfstoff für alle vorgesehenen Impfungen?

Christian Wehry: Der Impfstoff reicht erst einmal überhaupt nicht. Wir wissen selber nicht, wieviele Dosen heute in die Arztpraxen geliefert werden. Wir wissen nur soviel, es werden nicht viele sein, wir gehen von 20 bis 50 Impfungen pro Praxis in dieser Woche aus. Und Grund ist ganz allein die fehlende Impfstoffkapazität, die vom Bund zur Verfügung gestellt wird.

Inwieweit hat der Wirbel um den Impfstoff Astrazeneca ihre Pläne beeinflusst?

Wir müssen unterscheiden: es gibt im Land Brandenburg zwei unterschiedliche Wege für Arztpraxen, an den Impfstoff zu kommen. Einmal ist es das regelhafte Impfen in den Hausarztpraxen, das jetzt startet. Da bestellen die Ärzte ihren Impfstoff über die Apotheken, so wie sie das auch beim Grippe-Impfstoff machen.

Die zweite Säule des Impfens in Arztpraxen ist das bereits im März gestartete Modellprojekt an dem sich landesweit schon 140 Praxen beteiligen. Da gibt es den Impfstoff vom Land, der über einen Dienstleister in die Praxen gefahren wird. Dabei handelt es sich um Astrazeneca, der in dieser Woche auch ausgeliefert wird. Bei der regelhaften Impfung ist es Biontech. Das, was für beide Impfstoffe gilt, ist, dass nur Menschen geimpft werden entlang der geltenden Priorisierung.

Das sind im Moment im Land Brandenburg Menschen über 70 Jahre, das sind Menschen, die eine entsprechende Arbeitgeberbescheinigung haben oder die ein ärztliches Zeugnis vorlegen für eine Vorerkrankung und deshalb auch schon geimpft werden dürfen.

Wie erfahre ich denn, welche Arztpraxis da mitmacht, ob vielleicht auch meine Hausarztpraxis beteiligt ist?

Die meisten Hausärzte haben es so organisiert, dass sie die Impflinge in dieser Woche aus ihrem Patientenstamm rekrutieren und mit ihnen schon Termine vereinbart haben. Ich weiß aber auch von Praxen, die extra E-Mail-Adressen und Telefonnummern eingerichtet haben, wo sich Impfwillige melden können.

Wir bitten aber sehr darum, dass jetzt nicht alle Brandenburger loslaufen und ihre Hausarztpraxen stürmen, denn es ist nicht für alle Impfstoff da. Es kann nur anhand der geltenden Priorisierung geimpft werden.

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Es gibt aber keine Liste, aus der hervorgeht, ob eine Praxis in meiner Nähe mitmacht?

Nein. Zum einen können in der regelhaften Impfung alle 1.500 Hausarztpraxen mitmachen. Zum anderen, bei den Modellpraxen haben wir zwar eine Liste, die wir aber nicht veröffentlicht haben um den großen Ansturm darauf zu verhindern und diese Praxen davor auch zu schützen.

Um deutlich nachzufragen: Impftermine in Hausarztpraxen werden nicht über die zentrale Nummer 116 117 vergeben?

Richtig, entweder werden im normalen Praxisalltag diese Impfungen verabreicht. Oder die Hausärzte richten extra Impfsprechstunden ein, das ist jeder Praxis selbst überlassen. Impftermine müssen mit der Praxis verabredet werden. Mitzubringen sind Nachweise, dass man geimpft werden darf, also über 70 Jahre alt ist oder eine Bescheinigung des Arbeitgebers oder der eigene Hausarzt stellt eine Bescheinigung über eine Vorerkrankung aus. Ansonsten reichen der Impfausweis und die Gesundheitskarte ihrer Krankenkasse

Christian Wehry, vielen Dank für das Gespräch!

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.04.2021, 16.10 Uhr

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