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Quelle: dpa

"Wir packen's an"

Verein aus Bad Freienwalde unterstützt Corona-Klinik auf Chios

Der Verein "Wir packen's an" aus Bad Freienwalde sammelt Geld, um auf der griechischen Insel Chios eine Corona-Klinik für Geflüchtete aufzubauen. Am Donnerstag soll ein ein Hilfstransport starten. Von Uta Schleiermacher

Gummihandschuhe, Fieberthermometer und - teils selbstgenähte - Atemmasken: Das sind die Hilfsgüter, die der Verein "Wir packen's an" aus Bad Freienwalde am Donnerstag auf den Weg schicken will. Die Lieferung geht nach Chios: eine der griechischen Inseln, auf denen Geflüchtete festsitzen, wie die Vereinsvorsitzende Miriam Tödter sagt.

"Dort leben 8.000 Geflüchtete fast komplett ohne medizinische Versorgung", sagt sie. Ein Arzt, zwei Krankenschwestern und zwei Freiwillige: Das sei das medizinische Personal, das sich ehrenamtlich um die Menschen dort kümmere. "Wir haben letzte Woche schon dazu aufgerufen, Masken zu nähen für die Menschen, die im Lager leben", sagt sie.  

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Lager sind völlig überfüllt

Wie auf Lesbos und Samos sind auch auf Chios die Lager für Geflüchtete völlig überfüllt. Miriam Tödter wirbt deshalb für Unterstützung, auch mit Hilfsgütern aus Brandenburg.

"Genauso wie wir hier in Deuschland es wichtig finden und das Recht darauf haben, dass wir hier ordentlich versorgt und geschützt werden, haben die Menschen, die bei uns Schutz suchen und jetzt in Lagern auf den griechischen Inseln leben, ein Recht darauf", sagt Tödter.

Keine Hilfe vom Staat oder der EU

Abstand halten und Hände waschen - das sei in den Lagern nicht möglich. Es gebe auch keine Möglichkeit, Menschen, die mit Corona infiziert seien, zu isolieren, sagt Vasilis Panxou von der Hilfsorganisation SMH, die auf der Insel Chios eine Krankenstation betreibt.

"Wir versuchen, alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen um die Menschen zu schützen", sagt er. "Denn weder die EU noch der griechische Staat haben irgendwelche Programme für diese Menschen und keinen Plan, wie sie sie schützen können."

Patienten mit Corona-Symptomen

"Wir haben schon einige Patienten mit Fieber und Halsschmerzen", sagt Vasilis Panxou. Es könnte die Grippe sein, es könnten aber auch Infektionen mit dem Coronavirus sein. "Doch es ist extrem schwierig, Tests für Geflüctete zu bekommen", sagt Panxou. "Die Tests werden dann in Athen ausgewertet. Ob sich bereits Menschen mit dem Coronavirus angesteckt haben, werden wir wegen der langen Transportwege erst in ein paar Tagen erfahren."  

Doch das Virus scheint auf der Insel angekommen zu sein: "Nach unseren Informationen wurde am Montag der erste Covid-19-Fall auf der Insel bestätigt", sagt Tödter. Ein Militärangehöriger sei positiv auf das Virus getestet worden, bei einem zweiten Verdachtsfall stehe das Ergebnis noch aus. "Auch deshalb drängt die Zeit so sehr: Wenn sich das Virus im Lager exponentiell aubreitet, muss etwas vorhanden sein", sagt sie.

Isolierstation für 18 Patienten

"Wir packen's an" möchte mit der Organisation SMH auf Chios daher eine Isolierstation für Erkrankte aufbauen. In Containern, als Notlösung. "Die erste Idee in einem leerstehenden Hotel hat nicht geklappt", sagt Tödter. "Denn die Hoteliers auf der Insel vermieten nicht an Projekte für Geflüchtete, und für eine Lagerhalle auf dem Gelände fehlt uns bisher die Genehmigung." 25.000 Euro an Spenden sind laut Verein bereits eingegangen, weitere 30.000 Euro seien notwendig.

Die Isolierstation könnte 18 Menschen aufnehmen und versorgen. Das sei eine dringend benötigte Hilfe - aber keine Lösung, sagt Miriam Tödter. "Wir halten es natürlich für unumgänglich, die Menschen aus den Lagern herauszuholen, damit sie die gleiche Chance wie wir alle haben, mit dieser Corona-Bedrohung klarzukommen." Sie fordert: Die Menschen sollten umgehend unter guten hygienischen Bedingungen untergebracht werden.  

Beitrag von Uta Schleiermacher

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