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Quelle: Tony Schönberg/ rbb

Restaurants in der Coronakrise

Essen holen statt Essengehen

Wirtshäuser und Kneipen müssen seit Mitte März wegen der Corona-Beschränkungen ihre Gasträume geschlossen halten. Gerade zu Beginn der Ausflugssaison eine wirtschaftliche Katastrophe. Einige Restaurants rüsten nun auf Abholdienste um. Von Fred Pilarski

Normalerweise beginnt für viele Restaurants mit den Ostertagen die Hauptsaison. Weil das in diesem Jahr aufgrund der verordneten Beschränkungen nicht geht, stellen viele Restaurants auf Lieferungen um oder erweitern ihr Mitnahmeangebot. Um die ausbleibenden Einnahmen aus den Wintermonaten zumindest teilweise auszugleichen.

Hohe Küche to-go

Einigermaßen erfolgreich läuft das etwa im Restaurant am Frankfurter Kleistpark. Besitzer Jürgen Limprecht kann am Ausgabetresen seines Biergartens einen Außer-Haus-Verkauf anbieten. Die Speisekarte ist im Internet abrufbar und bietet zum Beispiel Lammbraten mit Pfefferminzsauce, Rouladen und Desserts. Bestellen können die Gäste per Telefon und das Essen dann nach Terminvereinbarung abholen. Rund 200 Essen am Tag verlassen nach Angaben des Betreibers so die Küche - lange Warteschlangen hätten sich zur Mittagszeit und an den Feiertagen gebildet.

Mitarbeiter in Kurzarbeit

Cora Krey ist eine Kundin. Sie nutze die regelmäßige Abholung ihres Mittagessens als Pause vom Homeoffice. "Und mir ist es wichtig, unsere Leute zu unterstützen", sagt sie.

Trotz der Nachfrage können die Einnahmen die Corona-Verluste bisher nicht vollständig auffangen. Die Mitarbeiter sind zum Großteil in Kurzarbeit. Doch zumindest in diesem Monat gibt es durch das gute Ostergeschäft volle Gehälter.

Restaurantessen als Pausensnack

Auf dem Land ist noch schwieriger. In Letschin (Märkisch Oderland) lebt der Landgasthof vor allem von auswärtigen Gästen. Bereits vor der Zwangsschließung am 23. März stornierten nahezu alle Gäste ihre Reservierungen. Trotzdem macht Geschäftsführer Lars Treptow als Abholdienst weiter.

Den nutzt Michael Wagner als Pausenversorgung für seinen Dachdeckerbetrieb. Seit drei Wochen gibt es für die 25 Mitarbeiter an jedem Werktag ein Restaurantessen im Wert von zehn Euro. Damit möchte auch Michael Wagner das notleidende Restaurant in der Coronakrise unterstützen. Zudem sieht er das gemeinsame Mittagessen auch als Schutzmaßnahme. "Wir haben das Risiko minimiert, dass die Leute sich durch häufiges Herumfahren infizieren. Außerdem freuen sich die Mitarbeiter, dass der Chef bezahlt, und so haben wir alle was davon", sagt er.

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Inzwischen ließen sich noch zwei weitere Betriebe in Wriezen das Essen aus Letschin liefern. Lars Treptow ist für die Unterstützung dankbar. Die Einnahmen reichten, um zumindest die Kosten für Strom und Wasser zu begleichen.

Provisorischer Lieferdienst

Auch die Sportlerkneipe "Fair-play" in Fredersdorf (Märkisch-Oderland) kann durch die Hilfe des örtlichen Fußballvereins TSG Rot-Weiß weitermachen. Der hat dem direkt am Trainingsplatz gelegenen Restaurant die Pacht erlassen.

Wirt Jan Kreil war zunächst skeptisch. Doch der große Zuspruch im Ort belehrte ihn eines Besseren. Jetzt werden aus dem Fenster heraus Broiler verkauft und Speisen durch den extra eingerichteten Lieferdienst ausgefahren. Während beim Anrichten vom Schnitzel mit Spargel die Küche im Akkord kocht, werden die Bestellungen mit dem eigenen Auto abgearbeitet.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.08.2020.

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