rbb24
  1. rbb|24
Quelle: dpa/Wedel/Kirchner

Allgemeinverfügung

Schulleiter als Corona-Helfer lösen Streit im Barnim aus

Um die Gesundheitsämter zu entlasten, hat der Landkreis Barnim per Allgemeinverfügung Schulleiter zu Verwaltungshelfern erklärt. Lehrerverbände kritisieren das. Aber der Landkreis bleibt bei seiner Linie.

Der Landkreis Barnim hat Leiterinnen und Leiter von Schulen, Kindertagestätten, Kliniken und Einrichtungen zur Corona-Nachverfolgung verpflichtet. In der Allgemeinverfügung, die letzte Woche in Kraft getreten ist, werden sie als sogenannte Verwaltungshelfer für das Gesundheitsamt bestimmt. Damit sind sie berechtigt, Kontaktpersonen ersten Grades über die Pflicht zur Quarantäne zu informieren.

zum weiterlesen

Bislang keine Evakuierung

Pflegeheim in Eberswalde meldet zahlreiche Corona-Fälle

"Schulleiter jetzt schon völlig überlastet"

Der Hauptpersonalrat der Lehrkräfte in Brandenburg und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisieren das Verfahren. "Wir halten das für rechtswidrig", sagte Frank Kramer, Vorsitzender des Hauptpersonalrats, dem rbb. Wenn der Kreis Unterstützung brauche, müsse er ein Amtshilfeersuchen an das Bildungsministerium richten.

"Es muss geprüft werden, ob wirklich alle Kapazitäten der Gesundheitsbehörden ausgeschöpft sind", so Kramer. Schließlich seien die Schulleiter in der jetzigen Situation bereits völlig überlastet. Wenn überhaupt, könne es Unterstützung der Gesundheitsämter nur auf freiwilliger Basis geben, sagte Kramer.

auch interessant

Konferenz mit Länderchefs

Bund plant verschärfte Corona-Kontaktbeschränkungen

Landrat verteidigt Allgemeinverfügung

Landrat Daniel Kurth (SPD) hingegen verteidigte das Vorgehen seines Landkreises. Der Beschluss per Allgemeinverfügung sei der schnellste Weg gewesen, um die Gesundheitsämter zu entlasten. "Die Zusammenarbeit zwischen den Schulleitern und den Gesundheitsämtern findet ja sowieso schon statt", sagte Kurth dem rbb. Die einzige Veränderung liege darin, dass die Schulleiter jetzt formal die Befugnis hätten, Kontaktpersonen von Infizierten in Quarantäne zu schicken.

Über die Beschwerde des Hauptpersonalrats habe er nur indirekt erfahren, sagte Kurth. "Ich finde diese Art des Umgangs miteinander sehr eigentümlich. Schließlich ziehen wir alle an einem Strang im Kampf gegen die Pandemie."

Der Landrat hat sich nun an die Landesregierung gewandt mit der Bitte, eine Klärung herbeizuführen. "Ich stehe der Sache sehr aufgeschlossen gegenüber. Mich leitet der Kampf gegen das Virus und nicht die Frage juristischer Auseinandersetzung", so Kurth.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.11.2020, 17:30 Uhr.

Artikel im mobilen Angebot lesen