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Audio: Antenne Brandenburg | Eva Kirchner-Rätsch | 13.01.2021 | Quelle: rbb/Eva Kirchner-Rätsch

Wochenserie | Tagebuch aus dem Home-Schooling

Wenn die Eltern unerwünscht sind

Beim Unterricht per Videokonferenz ist es wie im normalen Schulalltag: Die Lehrerin übernimmt und Eltern haben Pause – eine willkommene Abwechslung. rbb-Reporterin Eva Kirchner sitzt mit ihrem Sohn Anton im Home-Schooling. Ein Erfahrungsbericht.

Ich weiß nicht, wie oft ich Anton heute gesagt habe, dass die Videokonferenz mit seiner Englisch-Lehrerin um 10 Uhr startet. Aber es war sehr oft. Die Vorfreude war groß. Endlich würde er seine Mitschüler wieder sehen. Gucken, was die so machen und wie es ihnen geht. Ob alle dabei sein werden? Fragen über Fragen.

Da rückte der eigentliche Grund der Konferenz – nämlich ein Vokabeltest – in den Hintergrund. Die Lehrerin hat den Kindern vorher mitgeteilt, dass sie einige der neuen Englischvokabeln heute überprüfen möchte. Ob und wie das klappt? Da bin selbst ich gespannt.

Nach dem Hackerangriff auf die Brandenburger Schul-Cloud bin ich mir nicht sicher, ob es so gut wie in der letzten Woche funktionieren würde. Da gab es bereits einen Probelauf. Dann ist es endlich soweit. Anton kann sich dazu schalten und es läuft. Immer mehr lachende Kindergesichter erscheinen auf dem Bildschirm. Das macht sogar mir Spaß. Da sitzt mein Sohn vor dem Laptop und freut sich wie ein Schneekönig, dass er endlich seine Freunde wieder sehen kann. Da wird gewunken und die Lehrerin fragt, wie es geht und wie es so läuft. Die Kinder erzählen, wie sie mit den Aufgaben zurecht kommen und wo sie Schwierigkeiten haben. Dann werden die Vokabeln abgefragt und nach der anfänglichen Aufregung sind alle konzentriert bei der Sache. Das ist auch für mich ein toller Moment.

Und es wird noch besser. Nach der Online-Unterrichtsstunde lässt Antons Lehrerin den Chat noch ein paar Minuten offen und die Kinder sind unter sich. Das ist der Moment, an dem ich dann nicht mehr erwünscht bin und das Zimmer verlassen muss. Jetzt werden die Themen angesprochen, die nicht für Elternohren gedacht sind …

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Für Anton ist diese Video-Konferenz eine willkommene Abwechslung im sonst ziemlich einsamen Schulalltag. Er sieht, er ist nicht allein. Eine vom Schulelternsprecher initiierte Umfrage unter den Eltern hat ergeben, dass vor allem die Videoschalten bei den Kindern gut ankommen. Und ginge es nach mir und den anderen Eltern, könnte es gern mehr solcher Konferenzen geben. Im Moment sehen sich die Kinder zweimal pro Woche.

Allerdings weiß ich auch, dass mehr fast nicht möglich ist. Die meisten unserer Lehrer kümmern sich nämlich neben den Schülern im Distanzunterricht auch noch um die, die in der Schule notbetreut werden. Und trotzdem geben sie sich alle Mühe. Da werden Mails beantwortet, die Kinder können jederzeit anrufen und es bleibt Zeit für liebevolle und nette Worte, wenn Aufgaben gut erledigt wurden. Ich finde, dass verdient an dieser Stelle mal ein kräftiges Lob.

Eine dreiviertel Stunde geht Antons Online-Unterricht heute. Dann heißt es ausloggen und zurück zum Home-Schooling-Alltag. Der geht Anton danach sichtlich besser von der Hand und ich hoffe, dass auch morgen noch etwas von diesem Enthusiasmus vorhanden ist.

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