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Audio: Antenne Brandenburg | 14.01.2021 | Eva Kirchner | Quelle: Eva Kirchner/rbb

Wochenserie | Tagebuch aus dem Home-Schooling

Wie lange soll das noch so weitergehen?

Wenn das Kinderzimmer zum Klassenraum wird und die Mama zur Lehrerin, dann beginnt ein neuer Tag im Home-Schooling. Eine nervenaufreibende Zeit. Auch für rbb-Reporterin Eva Kirchner. Sie sitzt derzeit mit ihrem Sohn Anton zu Hause. Ein Erfahrungsbericht.  

Anton geht in die 6. Klasse einer Fürstenwalder Grundschule. Er muss Mathe, Deutsch, Englisch, Naturwissenschaften und sogar Kunst und Sport noch mindestens zwei Wochen zu Hause machen. rbb-Autorin Eva Kirchner über die Tücken in ihrem Familien-Schul-Alltag.

Der Start in den Schultag, er ist derzeit so ganz anders. Kein Stress und Drängeln, weil wir schon spät dran sind, in Ruhe frühstücken, kein Hetzen auf dem Schulweg und zu spät zum Unterricht kommen, das gibt es auch nicht. Klingt, als ob es bei uns jetzt sehr harmonisch zuginge. Doch weit gefehlt. Vor allem in den Morgenstunden muss ich viel Überzeugungsarbeit leisten. Es fällt mir zunehmend schwerer, Anton aus dem Bett zu kriegen. Das Druckmittel "Schulbeginn" zieht nicht und jeden Morgen bettelt er um ein paar Minuten länger im Bett. Deswegen versuche ich den Tag einigermaßen durchzustrukturieren. Und das fängt nun mal mit dem zeitigen Aufstehen an. Nicht so früh wie sonst, aber so, dass wir spätestens halb neun am Schreibtisch sitzen.

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Wenn die Eltern unerwünscht sind

Klare Strukturen sind wichtig. Nicht nur für Anton, sondern auch für mich. Diese Erfahrung habe ich bereits in der ersten Home-Schooling-Phase im letzten Frühjahr gemacht. Unterricht zu Hause soll sich wenigstens ein bisschen so anfühlen wie in der Schule. Deshalb arbeitet Anton auch nach seinem normalen Stundenplan.

Das heißt, meistens machen wir sechs Unterrichtsstunden, manchmal auch nur fünf. Allerdings bin ich kläglich daran gescheitert, einen 45-Minuten-Rhythmus einzuhalten. Das funktioniert nicht. In manchen Fächern sitzen wir schon mal eineinhalb Stunden, weil Anton sich Themen erst einmal erarbeiten muss, bevor er die dazugehörigen Aufgaben lösen kann. Andere Hausaufgaben erledigt er in zwanzig Minuten.

Dazwischen legen wir kurze und auch lange Pausen ein. Wenn das Wetter es zulässt, verbringen wir die im Garten oder gehen spazieren. Heute sorgte der frisch gefallene Schnee für viel Spaß inklusive Schneeballschlacht. Unsere "große" Hofpause ging länger als geplant, doch die Bewegung an der frischen Winterluft macht den Kopf frei. Nicht nur Antons, sondern auch meinen. Denn obwohl dieser Schule-Zuhause-Alltag so gut es geht durchstrukturiert ist, bleiben Sorgen und Fragen. Wie lange soll das noch so weiter gehen? Eine Woche, zwei Wochen oder noch länger? Was macht dieses ständige Zuhausesein mit meinem Kind? Anton ist unausgeglichen und ihm fehlen seine Freunde, das spüre ich deutlich. Ich frage mich, wie lange halten wir Zwei das noch durch?

Vor allem die Planungsunsicherheit beschäftigt mich zunehmend. Wann kann ich wieder richtig und normal arbeiten – zu normalen Zeiten? Neue Themen bearbeiten, recherchieren und umzusetzen, das ist im Moment kaum möglich. Viel Spielraum habe ich nicht. Vielleicht mal schnell zwischendurch oder abends, wenn Anton im Bett ist. Aber eine Dauerlösung ist das auf keinen Fall.

Antworten auf meine Fragen, die kann mir im Moment niemand geben und so bleibt dieses Gefühl, irgendwie in der Luft zu hängen. Aber versuche das Beste aus der Situation zu machen und freue mich auf morgen. Dann ist nämlich Freitag, der letzte Schultag in dieser Woche.

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