rbb24
  1. rbb|24
  2. Wirtschaft
Quelle: imago-images/Sven Simon

Auch Schönefeld ist Zielflughafen

Eurowings will Erntehelfer nach Deutschland fliegen

Brandenburgs Landwirte konnten aufatmen, nachdem Rumänen und Bulgaren nun doch begrenzt nach Deutschland einreisen dürfen. Die Lufthansa-Tochter Eurowings hat jetzt eine Luftbrücke für Erntehelfer eingerichtet - auch zum Flughafen Schönefeld.

Die Fluggesellschaft Eurowings will zehntausende Erntehelfer nach Deutschland einfliegen. Darauf habe man sich gemeinsam mit den deutschen Bauernverbänden geeinigt, wie die Lufthansa-Tochter auf ihrer Internetseite mitteilt.

Dafür hat die Airline eine Erntehelfer-Website [eurowings.com/erntehelfer] eingerichtet, auf der Landwirte seit Montag ihren Bedarf an Sitzplätzen melden sowie den gewünschten Abflugsort ihrer Erntehelfer und den gewünschten Ankunftsort in Deutschland eingeben können. Auch der  Berliner Flughafen Schönefeld wird angeflogen. Die ersten Sonderflüge sollen noch in dieser Woche starten, wie die Fluglinie mitteilte.

Mehr zum Thema

Höchstens 40.000 pro Monat

Erntehelfer sollen nun doch beschränkt einreisen dürfen

   

Zahlreiche Ernten stehen an

Wie viele der eingeflogenen Erntehelfer tatsächlich in Brandenburg arbeiten werden steht noch nicht fest. Das sei "überhaupt nicht erkennbar, sagte Agrarminister Axel Vogel (Grüne) am Montag dem rbb. Brandenburg stehe in Konkurrenz zu anderen Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg. "Es gibt ein sogenanntes Windhundprinzip. Das heißt wer zuerst kommt malt zuerst", fügte Vogel bei Brandenburg Aktuell hinzu.

Die meisten Erntehelfer in Deutschland kommen aus Rumänien, Bulgarien und Polen. Sie machen etwa 95 Prozent der Helfer aus, die auf deutschen Feldern Saisonarbeit verrichten. Während die polnischen Nachbarn noch die Grenze nach Deutschland übertreten dürfen, gilt für Rumänen und Bulgaren wegen der Corona-Pandemie ein Einreiseverbot. Das hatte viele Landwirte vor große Probleme gestellt. Die Erntehelfer werden aktuell für Pflanzarbeiten unter anderem für Salate, Kohl und viele andere Gemüsearten dringend benötigt. In Brandenburg bangen viele zudem um die Spargelernte, die jetzt ansteht. Im Mai steht dann auch die Ernte der Erdbeeren an.

Strenge Hygieneregeln für Saisonkräfte

In der vergangenen Woche hatten Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) deshalb die Einreiseregelungen für Erntehelfer gelockert. Unter strengen hygienischen Auflagen dürfen sie per Flugzeug aus dem EU-Ausland einreisen. Im April und Mai dürfen jeweils 20.000 Personen nach Deutschland kommen, weitere 20.000, die schon vor dem 25. März in Deutschland waren, dürfen länger bleiben. Auch die rumänische Regierung gab am Wochenende grünes Licht für die Ausreise von Erntehelfern nach Deutschland.

Sobald die Arbeitskräfte in Deutschland eingetroffen sind, müssen sie in den ersten 14 Tagen getrennt von den anderen Beschäftigten leben und dürfen das Betriebsgelände nicht verlassen. Auch bei der Unterbringung gelten strenge Regeln: Zimmer dürfen nur mit halber Kapazität belegt werden, Besucher sind auf den Betriebsgeländen verboten. Wäsche und Geschirr müssen bei mindestens 60 Grad gereinigt werden. Bei der Feldarbeit muss der Mindestabstand von 1,50 Meter zueinander eingehalten werden.

Mehr zum Thema

Vom Zahnarzt bis zum Koch

Hunderte Freiwillige bewerben sich als Spargelstecher

   

"Müssen abwarten, wieviele am Ende da sind"

Im Beelitzer Spargelanbaugebiet fehlt bislang etwa die Hälfte der gebuchten knapp 2.300 Spargelstecher, die meisten von ihnen kommen aus Rumänien. Jürgen Jakobs, Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins, begrüßt die Einreiseerleichterungen der Bundesregierung. "Aufgrund der strengen Regularien für diese Aktion muss aber abgewartet werden, wie viele Helfer am Ende da sind", sagte er der dpa. Man müsse sehen, wie die Regularien nun umgesetzt würden. Er bezweifle, dass die Einreise völlig unkompliziert laufe. "Da sind noch viele Details zu klären", betonte der Spargelbauer.

In den Betrieben der Beelitzer Spargelbauern sei die Situation recht unterschiedlich. Bei einigen reicht nach seinen Angaben das zur Verfügung stehende Personal aus, das bis zum verhängten Einreisestopp am 25. März schon vor Ort war. Auch wachse angesichts der kühlen Witterung der Spargel nicht so schnell. Werde es wärmer, gehe die Ernte richtig los. "Da wird jede Hand gebraucht", sagte er. "Es haben sich mittlerweile auch deutsche Arbeitslose und Kurzzeitarbeiter gemeldet, die in der Ernte helfen wollen", sagte Jakobs. Die müssten nun ausgebildet werden.

Die Ernte sei nur eins der Probleme, erklärte Agrarminister Vogel bei Brandenburg Aktuell. Das andere seien die Absätze. Die hätten aufgrund von Restaurantschließungen und geschlossenen Grenzen abgenommen. "Wir haben Angst, dass viele Gemüsebauern vom Markt gehen, wenn wir ihnen nicht unter die Arme greifen", sagte Vogel. Das sei eine Aufgabe die sich die Landesregierung in vier oder sechs Wochen, wenn die Maßnahmen vorbei wären, stellen würde.

Sendung: Radioeins, 06.04.2020, 8 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen