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Quelle: dpa/BAO

Café in Schöneberg in Existenznöten

"Kredite können Schulden auch nur verlagern"

Für kleine Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern stehen in der Corona-Krise nur Darlehen zur Verfügung. Und selbst diese Möglichkeit kann derzeit nicht genutzt werden. Eine Cafébetreiberin in Schöneberg erzählt, was das aus ihr macht. Von Efthymis Angeloudis

Berliner Unternehmen, die wegen der Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, können ab Montag wieder Anträge auf Soforthilfen bei der Investitionsbank IBB stellen. Unternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten können auf 9.000 Euro hoffen, Firmen mit sechs bis zehn Beschäftigten stehen 15.000 Euro zur Verfügung.

Was passiert aber mit Unternehmen, die mehr als zehn Angestellte haben? Diese konnten zwar zinslose Überbrückungskredite bis zu einer Höhe von 500.000 Euro beantragen, die IBB nimmt aber keine Anträge auf Darlehen mehr an. 

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Ohne Einnahmen hilft auch kein Kredit

"Auch wenn wir ein Darlehen bekommen sollten, ist es immer noch ein Darlehen", sagt die Inhaberin des Schöneberger Café Berio, Annina Schorck, im Gespräch mit rbb|24. "Wenn man keine Einnahmen hat, bringt es doch nichts, Kredite auzunehmen." Außerdem könnten Kredite, die die Schulden sowieso nur verlagern würden, auch nicht mehr beantragt werden. "Das Geld ist alle."

Grund für den Antragsstopp sei, dass der vom Senat zugesagte Kreditrahmen für diesen Zweck schon jetzt aufgebraucht sei. Zunächst habe dieser bei 100 Millionen Euro gelegen, inzwischen habe ihn der Senat auf 200 Millionen Euro erhöht. Wenn alle Anträge, die momentan bearbeitet werden, bewilligt würden, beliefe sich das Volumen auf mehr als 300 Millionen Euro. Deshalb könne man vorerst keine weiteren Corona-Darlehen mehr zusagen, sagt die IBB.

Brandenburg zahlt auch mittelständischen Unternehmen Soforthilfen aus

Das Kaffeehaus in Nähe des Nollendorfplatzes gibt es seit 67 Jahren. Als die Coronakrise über Berlin hereinbrach, hatte das Café 26 Mitarbeiter. Deswegen hat Schorck kein Anspruch auf die Soforthilfen des Senats und muss um ihre Existenz bangen.

So wie ihr geht es in Berlin Tausenden mittelständischen Firmen. 13.858 Unternehmen in der Hauptstadt haben laut Berliner Industrie und Handelskammer zwischen zehn und 49 Mitarbeitern, 2.977 Unternehmen haben zwischen 50 und 249 Angestellte.

In anderen Bundesländern haben sie es leichter: In Brandenburg, Bayern und Hamburg können auch Unternehmen mit über zehn Mitarbeitern mit Soforthilfen wegen der Corona-Pandemie rechnen. In Brandenburg erhalten Firmen mit bis zu 15 Mitarbeitern maximal 15.000 Euro, solche mit bis zu 50 Erwerbstätigen 30.000 Euro und Unternehmen mit bis zu 100 Angestellten maximal 60.000 Euro.

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Gewerbemiete, GEMA, Strom laufen weiter

Schorck hingegen musste bereits 60 Prozent ihrer Mitarbeiter entlassen. Der Rest ist in Kurzarbeit. Nur zwei arbeiten beim Außer-Haus-Verkauf weiter. "Anders kommen wir nicht über die Runden", klagt Schorck. Die Cafébesitzerin muss weiterhin ihre Gewerbemiete, GEMA, Strom und Berufsgenossenschaften bezahlen. Und das bei nur 5 Prozent der üblichen Einnahmen, die der Außer-Haus-Verkauf bringt. Die Frage sei allerdings: wie lange noch? "Mein Mann und ich mussten uns jetzt bereits Geld leihen, um die Miete für das Cafe zu bezahlen", räumt die Inhaberin ein.

IBB: Berlin hat sich bereits weit aus dem Fenster gelehnt

"Zu Darlehensprogramm für Unternehmen mit über zehn Angestellten erwarten wir noch eine Entscheidung vom Land", erklärt derweil Uwe Sachs von der IBB im Gespräch mit rbb|24. Es gebe bereits Bundesprogramme der KfW Banken, die Unternehmen, die vom Coronavirus betroffen sind, nutzen können. Über eine weitere "Programmoffensive" werde am Montag beraten.

"Wir können nur umsetzen, was der Gesetzgeber Berlin vorgibt", sagt Sachs. "Und der hat sich bereits weit aus dem Fenster gelehnt." Der Bund habe sich auch engagiert, aber irgendwo gebe es auch eine Grenze, meint Sachs. Für Annina Schorck und das Café Berio ist diese Grenze auch bald erreicht. "Vier Wochen haben wir noch. Wenn wir bis dahin nicht wieder aufmachen können, bleibt uns nur noch die Pleite."

Beitrag von Efthymis Angeloudis

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