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Video: rbb|24 | 23.06.2020 | Material: Abendschau, TeleNewsNetwork | Quelle: dpa/Braun

"Night of Light"

Rotlicht gegen die Veranstaltungskrise

Die Veranstaltungsbranche wurde von Corona hart getroffen.Nun hat sie mit einer großen Aktion auf ihre akute Notlage aufmerksam gemacht: Die "Night of Light" setzte mit rot beleuchteten Veranstaltungsorten ein starkes Zeichen. Von Hendrik Schröder

Das war ein starkes Zeichen der Berliner und Brandenburger Veranstaltungsbranche - und ein sehr stimmungsvolles dazu. Viele Locations leuchteten rot in den Nachthimmel: Der alte Tempelhofer Flughafen war dabei, die Berliner Messe, kleine Clubs wie das Musik und Frieden oder das legendäre SO 36. Auch die Mercedes-Benz-Arena leuchtete rot, vor der riesigen Halle standen viele Konzertfans und schauten sich das Spektakel an. Vor der East Side Gallery hatten sich (mit Abstand) Musiker aufgebaut, mit kleinen roten Strahlern und ihren Instrumenten und Schildern, auf denen stand "Alle Auftritte abgesagt".

Einnahmen für immer verloren

Das Rot sollte bei der Aktion "Night of Light" sinnbildlich stehen für die "Alarmstufe Rot“, in der sich die Veranstaltungsbranche seit dem Ausbruch der Pandemie befindet, gleichzeitig aber auch für das Feuer, mit dem viele in der Branche ihren Job betreiben. Der ist schon in normalen Zeiten extrem prekär und hat mit einem sicheren Nine-to-five-Job nichts zu tun.

An der ebenfalls rot leuchtenden Max-Schmeling-Halle trafen sich am frühen Abend viele aus der Branche, um bei Bier und Würstchen über die ungewisse Zukunft zu reden. Auch André Krüger, Betreiber von Locations wie dem Huxleys, dem Metropol und dem Festival auf der Zitadelle, war dabei und sagte: "Wir können nicht, wie das produzierende Gewerbe, verlorene Einnahmen wieder aufholen. Wir verlieren quasi eine ganze Saison, da hängen Hunderttausende Arbeitsplätze mit drin."

Mehr als 80.000 Konzerte sollen es sein, die in das nächste und übernächste Jahr verschoben wurden, heißt es aus Branchenkreisen. Wer soll die alle besuchen, wenn quasi zig Bands gleichzeitig wieder auf Tour gehen und zugleich die Fans durch die Corona-bedingte Wirtschaftskrise weniger Geld in den Taschen haben?

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Sicherheit gefordert

Wenn es nicht in den kommenden Monaten ein klares Konzept für größere Veranstaltungen geben würde, dann würde die Hälfte aller Gewerke in der Berliner Veranstaltungsbranche pleite gehen, zeigt sich Clubbetreiber Krüger sicher. Dazu gehören Caterer, Musikanlangenverleiher, Booker, Türsteher, Logistikanbieter und viele mehr, die allesamt nicht wissen, wie es für sie weitergehen soll.

Die "Night of Light" sollte deswegen ein Appell an die Politik sein, ein Hilferuf. Die Forderung ist dabei relativ unkonkret. Es gehe nicht nur im wirtschaftliche Hilfen, es gehe auch darum, realistisch durchführbare und rentable Konzepte von Seiten des Senats und der Bundesregierung anzubieten oder gemeinsam zu erarbeiten, heißt es von den Initiatoren. Denn so wie derzeit geplant sei, Veranstaltungen wieder stattfinden zu lassen, könne kein Laden rentabel arbeiten, sagt Clubbetreiber Krüger. "Wenn es jetzt heißt, ab August können Veranstaltungen bis 1.000 Leute wieder stattfinden, es müssen aber die Anstandsregeln eingehalten werden, dann bedeutet das für uns eine Auslastung von 20 Prozent. So kann man keine Veranstaltung finanzieren." Zudem seien die Tickets für die Shows ja schon verkauft. Wer soll entscheiden, wer dann rein darf und wer nicht? Für Clubbetreiber Andre Krüger ist klar: Dann lieber ganz absagen.

Ein starkes Zeichen

Die "Night of Light" war übrigens keine rein regionale Aktion, bundesweit machten etliche Läden in allen größeren Städten mit. Auch in vielen anderen Ländern leuchteten Veranstaltungsort rot. Unter dem Hashtag #nightoflight2020 liefen die ganze Nacht über tausende Fotos von rot illuminierten Gebäuden ein. Auch Promis wie Udo Lindenberg waren dabei und posteten Fotos von sich, in Rot gefärbt. Insgesamt ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie groß und wichtig die Veranstaltungsbranche ist - und wenig die Nöte der Protagonisten bisher offenbar wahrgenommen wurden.

Sendung: Abendschau, 22.06.2020, 19:30 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

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