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Arbeitgeber und Sponsor

Vattenfalls Einfluss in der Region

Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat seinen deutschen Hauptsitz in Berlin. Doch darüber hinaus betreibt er mehrere Braunkohle-Tagebaue für vier Kraftwerke in der Lausitz. Mit insgesamt rund 8.000 Mitarbeitern ist das Unternehmen mit Abstand der größte Arbeitgeber in der Region. Doch unumstritten ist er als Braunkohle-Betreiber und Sponsor nicht.

Energieriese Vattenfall

Vattenfall als Arbeitgeber

Vattenfall ist ein schwedischer Energiekonzern mit Sitz in Stockholm. Neben Schweden, den Niederlanden, Dänemark, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Finnland ist das Unternehmen über seine Tochtergesellschaft - die Vattenfall GmbH - auf dem deutschen Energiemarkt aktiv. Nach E.on, RWE und EnBW ist Vattenfall der kleinste der vier großen deutschen Energiekonzerne.

Vattenfall beschäftigt nach eigenen Angaben rund 33.000 Mitarbeiter, davon 17.254 in Deutschland. In der Region arbeiten davon gut 8.000 Mitarbeiter in der Lausitz und 5.500 in Berlin, wo sich der Hauptsitz der Vattenfall GmbH befindet. Ein weiterer zentraler Standort in Deutschland ist Hamburg mit mehr als 4.000 Mitarbeitern.

Anfang 2013 hat Vattenfall angekündigt, in Deutschland rund 1.500 Stellen bis Ende 2014 zu streichen. Vor allem die Hauptstandorte Berlin, Hamburg und Cottbus sollen von dem Stellenabbau betroffen sein.

Quelle: Vattenfall-Geschäftsbericht 2013 (Stand: 24.10.2013)

Vattenfalls Fürsprecher und Lobbyisten

"Die konventionellen Kraftwerke (Braunkohle, Steinkohle, Gas) als Teil des nationalen Energiemixes sind auf absehbare Zeit unverzichtbar" - so steht es im Koalitionsvertrag der Bundesregierung von CDU, CSU und SPD. Dass dieser Satz nach der Bundestagswahl im Herbst 2013 so in den Koalitionsvertrag Eingang gefunden hat, dafür soll Ulrich Freese (SPD) verantwortlich sein. Der Bundestagsabgeordnete Freese gilt als rechte Hand von Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke in allen Belangen zur Energiepolitik. Gleichzeitig sitzt Freese im Aufsichtsrat der Vattenfall GmbH und der Vattenfall-Tochterfirma für Braunkohle-Tagebaue.

Ebenfalls in die Koalitionsverhandlungen eingemischt hat sich Wolfgang Dirschauer (SPD), früherer Energiereferent der SPD-Bundestagsfraktion - mit einer Brand-E-Mail an seine Parteikollegen: "75 Prozent EEG-Strom bis 2030? Hat es da Opium geregnet?", fragt Dirschauer. Der Anteil von 75 Prozent an grünem Strom war Ziel der SPD, das jedoch später in den Verhandlungen fallen gelassen wurde. Dirschauer ist heute als Leiter des Bereiches Klimapolitik der Vattenfall Europe AG tätig.

In Brandenburg hat sich die "Wirtschaftsinitiative Lausitz e.V." gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, "den Wirtschaftsstandort Lausitz nachhaltig zu stärken". Der Verein gilt als Braunkohle-Unterstützer. Sein Vorsitzender ist Dr. Hermann Borghorst (SPD), der 2001 bis 2009 im Vorstand der Vattenfall Europe Mining GmbH saß. Borghorst fordert unter anderem ein neues Kohlekraftwerk für Jänschwald und "von der Landesregierung Brandenburg ein klares Bekenntnis zur langfristigen Zukunft der Lausitzer Braunkohleverstromung über 2050 hinaus."

"Ich kann mir die Lausitz nicht ohne Kohle vorstellen", sagt die Umweltpolitikerin Martina Gregor-Ness (SPD), die seit 1994 stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Brandenburg und zugleich umweltpolitische Sprecherin der SPD ist. Und genau wie Borghorst sitzt auch sie als Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat der Vattenfall Europe Mining AG in Cottbus.

In Vattenfalls Vorständen und Aufsichtsräten sitzen laut Greenpeace viele weitere amtierende und ehemalige Politiker, so zum Beispiel Dr. Rolf Linkohr (SPD), der bis 2004 Mitglied des Europäischen Parlaments war und heute ebenfalls im Aufsichtsrat der Vattenfall Europe Mining AG sitzt. Genauso wie Reinhardt Schultz (SPD), der bis 2009 als Abgeordneter im Deutschen Bundestag saß. Schultz gründete danach den Verein "Energiedialog 2050", der als industrienah gilt und regelmäßig Bundestagspolitiker zum "Energiepolitischen Frühstück" einlädt. Als Befürworter für Kohleenergie und die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid (CCS) gilt auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke): "Wer das energiepolitische Viereck - Preisstabilität, Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und Akzeptanz - beachten will, kommt an CCS und der weiteren Nutzung von Braunkohle nicht vorbei", so Christoffers.

Vattenfalls Beteiligungen und Subunternehmen

Vattenfall hat in Deutschland Standorte in Berlin, Cottbus und Hamburg. Hier befinden sich die meisten Tochterfirmen. Doch das Unternehmen hält weitere Beteiligungen, so auch in Lübbenau, Vetschau oder Zossen.

Vattenfall als Sponsor

Vattenfall betreibt in vielen Bereichen ein umfangreiches Sponsoring. Im Sport ist der Energiekonzern Sponsor des Internationalen Skiverbands und Partner des Olympischen Komitees. Auch regional tritt er auf: In Berlin ist Vattenfall offizieller Hauptsponsor des Fußball-Zweitligisten Energie Cottbus und tritt als Namenssponsor für die zwei Laufsportveranstal­tungen "Vattenfall Berliner Halbmarathon" und die "Vattenfall City-Nacht" auf.

Auch in der Kultur engagiert sich das Unternehmen: So wird jährlich der "Vattenfall Kunstpreis Energie" in Kooperation mit der Berlinischen Galerie an in Berlin lebende und arbeitende Künstler verliehen. Seit 2007 stiftet das Unternehmen zudem alle zwei Jahre den "Gottfried Semper Architekturpreis".

Im Bildungsbereich gibt sich das Unternehmen als Partner: So veranstaltet es den "Vattenfall Schul-Cup" in Berlin und auch seit mehreren Jahren in der Lausitz. Außerdem stellt das Unternehmen Schulen diverses Unterrichtsmaterial rund um das Thema Energie zur Verfügung. Die BTU Cottbus-Senftenberg erhält jährlich Drittmittel von Vattenfall und geht Kooperationsverträge für Lehr- und Forschungsprojekte ein.

Vattenfall und die Energiewende

Vattenfall hat 2012 insgesamt knapp 180 Terawattstunden (TWh) Strom mit seinen Kraftwerksanlagen produziert. Als Energiequellen nutzt das Unternehmen hauptsächlich Braun- und Steinkohle, Erdgas, Kernenergie, Wasser- und Windkraft.

In Deutschland gewinnt Vattenfall Energie größtenteils mithilfe von Braunkohle. Die Braunkohlekraftwerke in Brandenburg und Sachsen erzeugten 2012 insgesamt 55,3 TWh Strom, das entspricht einem Anstieg von knapp zwei Prozent (2011: 53,5 TWh). Zu den Braunkohlekraftwerken zählen die Anlagen in Jänschwalde, Boxberg, Schwarze Pumpe und Lippendorf.

Von den vier großen Versorgern in Deutschland hat Vattenfall den höchsten Braunkohle-Anteil.

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