Nahverkehr - Bundesverkehrsministerium, Bahn und Bayern kritisieren Berliner 29-Euro-Ticket scharf

Mi 17.04.24 | 16:18 Uhr
  81
20.03.2024, Berlin: Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Verkehr und Digitales, wartet auf den Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung im Bundeskanzleramt. (Quelle: dpa/Michael Kappeler)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.04.2024 | Carl Winterhagen | Bild: dpa/Michael Kappeler

Lange wurde diskutiert - im Juli soll es kommen. Das 29-Euro-Ticket für den Tarifbereich AB in Berlin war ein lang gehegter Wunsch der SPD. Nun gibt es Kritik aus vielen Richtungen.

  • 29-Euro-Ticket für Bereich "Berlin AB" soll ab 1. Juli kommen
  • Bundesverkehrministerium: Ticket gefährdet Ziel, Tarifdschungel zu durchbrechen
  • Bayern: Berlin finanziert Rabatt für Berliner von bayerischem Geld
  • Bahn: Sozialticket als verbilligteres Deutschlandticket wäre für Berlin günstiger gewesen

Das Bundesverkehrsministerium übt an dem ab 1. Juli geplanten 29-Euro-Ticket in Berlin scharfe Kritik. Das im vergangenen Jahr eingeführte Deutschlandticket für 49 Euro "bietet die Chance, komplexe Tarifsysteme radikal zu vereinfachen und Strukturen in den Verkehrsverbünden zu verschlanken" - regionale Konkurrenzprodukte wie das Berliner 29-Euro-Ticket "konterkarieren diese Ziele", sagte am Mittwoch ein Sprecher von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Das Beispiel dürfe nicht Schule machen.

"Wir wollen den Flickenteppich beim Öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland, den Tarifdschungel, ja auflösen mit dem Deutschlandticket", betonte der Sprecher. Daher sehe das Ministerium das Berlin-Ticket "sehr kritisch".

Das 29-Euro-Ticket zeige auch, dass in den Ländern "scheinbar auch genügend Geld vorhanden ist, wenn hier Geld in die Hand genommen wird für die Finanzierung solcher Doppelstrukturen", fügte der Ministeriumssprecher hinzu. Er sage das, "weil ja immer wieder von Seiten der Länder die Forderung erhoben wird", dass der Bund das Deutschlandticket "irgendwie noch zusätzlich finanzieren muss, obwohl ja ein Finanzierungsrahmen steht".

Bayerischer Verkehrsminister: Ticket wird von bayerischen Geld bezahlt

Kritik kommt auch aus Bayern: Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte, Berlin als Hauptempfänger des Länderfinanzausgleiches finanziere nun mit bayerischem Geld einen Gesamtrabatt für alle Fahrgäste. Das sei nur schwer nachvollziehbar und alles andere als nachhaltig. "So etwas geht letztlich auch auf Kosten des Deutschlandtickets", so Bernreiter im "Tagesspiegel" [Bezahlschranke].

Der Bahn-Beauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), wandte sich im "Tagesspiegel" gegen das Argument der Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), das 49-Euro-Ticket sei für manche Menschen zu teuer. "Es wäre dem Land Berlin unbenommen, das Deutschlandticket als Sozialticket vergünstigt abzugeben", sagte er der Zeitung. "Das wäre am Ende für Berlin wahrscheinlich sogar günstiger."

Das 29-Euro-Ticket war das zentrale Wahlkampfthema der Berliner SPD vor der Wiederholungswahl 2023. Die schwarz-rote Koalition hatte lange um die Finanzierung gerungen. Auch die Berliner Grünen hatten am Dienstag kritisiert, dass eine Verbilligung des 49-Euro-Tickets für bestimmte Gruppen "einen Bruchteil" des Geldes gekostet hätte.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.04.24, 6:00 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 18.04.2024 um 11:17 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

81 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 81.

    Mit dem Geld welches anderen Ländern durch Steuervermeidung und Verschiebung entzogen wurde. Da kommen wir zum Kernproblem, das jene die viel zu den Kosten einer Geldschaft beizutragen hätten sich dem entziehen.

  2. 80.

    Antwort auf "Dagmar" vom Donnerstag, 18.04.2024 | 10:50 Uhr
    "Beispielsweise, heute habe ich von DB eine Nachricht bekommen das der ICE nach Hanau, für den ich bereits eine Fahrkarte mit Platzreservierung habe nicht fahren wird, ich solle mir eine andere Verbindung suchen. Übrigens nicht seltener Fall, vor allem seit es diese Tickets gibt.." mit " diesen Tickets" darf man im ICE gar nicht fahren, da ist wohl eine andere Ursache....

  3. 79.

    Was hat sich da Frau Giffey wieder einfallen lassen.
    Der Länderfinanzausgleich wird es schon regeln.
    Das die Bayern sauer auf Berlin sind ist nachvollziehbar.

  4. 78.

    Diese Ideen mit 49 Euro, 29 Euro Tickets, die verhindern die Verkehrswende, da aus Geldmangel der ÖVPN immer schlechter wird, geschweige Finanzmittel für den Ausbau. Die Menschen fahren weiterhin mit ihren Auto, und immer mehr steigen auf das Auto um.

    Beispielsweise, heute habe ich von DB eine Nachricht bekommen das der ICE nach Hanau, für den ich bereits eine Fahrkarte mit Platzreservierung habe nicht fahren wird, ich solle mir eine andere Verbindung suchen. Übrigens nicht seltener Fall, vor allem seit es diese Tickets gibt..

  5. 77.

    z.B. Wie ist es denn, mit den Öffis fahren die in aller Regel, die sich neben Wohnen(Einkünfte/z.B. Renten) kein Auto(mehr leisten können u. ansonsten durch alle Raster fallen. Insofern finde ich Ihren Vorschlag gut. Und ich bedauere auch, dass das BL Brandenburg nicht mitmacht. So wird eine künstliche Grenze durch die Berlin-Brandenburg-Region vollzogen. Denn immerhin halten die Berliner auch Manches für alle vor, von dem fleißig u. bedenkenlos Gebrauch gemacht wird: im Bereich Medizin, Bibliotheks- und Bildungsbereich und evtl. auch Kultur. So wird es nie zu einem vereinigten Bundesland kommen, was ökonomisch längst erwiesen ist, aber jeder Bbg vehement sein Örtchen/Burg verteidigt. Eigentlich Schade. Man sehe sich mal die Reichweiten anderer Verkehrsverbünde an. Das BL Sachs-Anhalt hat Taktbuslinien eingeführt, weil man die Zeit bis zu deren Einführung exakt beobachtet hat. Warum hier nicht? Bbg hat 's vertan(verpennt)! Und hofft immer noch auf Hilfe von außen!

  6. 76.

    Da haben die Bayern mal recht. Berlin kann sich nicht mal selbstständig finanzieren mit so viel Tranf......ermpfänger. Das kann niemand. Typisch Berliner Politiker, Geschenke auf kosten anderer

  7. 75.

    Ich weiß nicht warum so viele meckern. Wie wollen wir in Berlin qualitativ besser leben? Ich denke mit weniger Autos, was auch Luft- und Lärmverbesserungen mit sich bringt.
    Und zu anderen BL, die meckern, da geht es um eigene Meinungen, nicht um die Gesamtsicht (scheinen eh immer weniger zu können).
    Außerdem hilft es vielen Menschen, die nicht so viel Geld haben, geradeso über die Runden kommen.
    Oder polemisch und menschenverachtend: Billiger zum 3.- oder 4.-Job kommen - das war Satire

  8. 74.

    Berlin ist als Absatzmarkt unbedeutend"

    Und weiter in der hilflosen Polemik:
    Ich vermute mal, auch Bielefeld ist als Absatzmarkt für bayrische Ostereier eher unbedeutend. Und trotzdem kassieren auch die fröhlich sauer erwirtschaftetes bayrisches Geld.
    Man könnte allerdings auch einen Länderfinanzausgleich einführen, bei dem nur Länder und Regionen, die nachweisbar ein Handelsbilanzdefizit mit Bayern erzielen einen Ausgleich aus dem Topf erhalten.

    Und dabei denkt niemand, bittschön, an die kleinkrämerische südliche Großmannssucht, die immer meint einen auf dicke Lederhose machen zu sollen.

  9. 73.

    McPom ist ein Flächenland, wo man mit dem ÖPNV nicht alle erreicht. Ein Vergleich zum Stadtstaat hinkt

  10. 71.

    Da diskutieren wieder Leute, die genug Geld haben, teure Tickets zu bezahlen oder sowieso kostenlose Zeitkarten haben. Ich bin froh, wenn ich als Rentner für 29 Euro in Berlin den ÖPNV nutzen kann, ohne ständig Fahrkarten kaufen zu müssen. Mit der Regionalbahn fahre ich selten, da kann ich auch mal den vollen Fahrpreis bezahlen. Natürlich ist es schade, dass keine Vereinbarung mit Brandenburg zustande kam.

  11. 70.

    Ich finde auch, es hätte gereicht, wenn Einkommensschwache von Berlin EUR 20,- zum Deutschlandticket dazu bekommen hätten. Dann wäre auch die A-B Grenze kein Problem mehr. Wer also Sozailhilfe, ALG oder Wohngeld etc. bekommt, der erhält das Deutschlandticket in Berlin für EUR 29,-. Vom Verwaltungsaufwand her wäre das auch verschmerzbar.

  12. 69.

    Am Preis ist die Verkehrswende noch nie gescheitert. Selbst wenn das Angebot kostenlos wäre, könnten Viele gar nicht auf den ÖPNV umsteigen, weil die Verbindungen teilweise grottig oder gleich gar nicht vorhanden sind. Wer arbeiten geht und danach noch eine Familie zu versorgen hat, hat nicht die Zeit, drei Mal so lange im ÖPNV zu verbringen, wie es mit dem PKW dauert. Das Angebot bestimmt den Umstieg und das auszubauen, ist illusorisch. Bereits heute fehlen der BVG bereits massiv Fahrer, Techniker und Fahrmaterial.

  13. 68.

    Ich finde, das ist keineswegs eine ketzerische Frage, sondern wieder eine von den offenen Fragen, die bei der Berichterstattung unterlassen wurden. Wenn das Projekt tatsächlich auf Kosten Brandenburgs gehen sollte, schadet das dem VBB und potentiell auch anderen bestehenden und zukünftigen gemeinsamen Projekten von Brandenburg und Berlin.

  14. 67.

    Ihre Polemik wirkt ein wenig hilflos. Jedenfalls verfängt sie nicht. Dass Bayerns Erfolg nichts mit Berlin zu tun hat, dürfte jedem klar sein, der sich Bayerns exportorientierte Wirtschaft mal realistisch angeschaut hat. Berlin ist als Absatzmarkt unbedeutend, als Rohstofflieferant nicht bekannt und nur Geldnehmer statt Geldgeber. Dafür dürfen von Bayerns Steuern die Berliner billiger durch die ganze Stadt fahren, als die Bayern durch das deutlich kleinere München.

  15. 66.

    Die Milliarden werden in Bayern erwirtschaftet,"

    Verstehe. Die Bayern verkaufen sich als ständig ihre Ostereier gegenseitig, die Rohstoffe dazu bauen sie an den Südhängen der Alpen an und den Gewinn daraus kassieren die ausgeschamten Preissn.

  16. 65.

    Übrigens: Die Ticketinfrastruktur aus Automaten, Kontrolleuren, Hinweisschildern, APPs etc. kostet auch sehr viel Geld und bringt keinen Mehrwert sondern stresst nur, vor allem die Touris verzweifeln oft am Automaten.

  17. 64.

    Wenn hier alle mal stramm arbeiten würden, dann könnte Berlin genauso Milliarden erwirtschaften. An fehlender Arbeit sollte es nicht scheitern.

  18. 63.

    Wenn es so weiter geht, müsste man eigentlich in Zukunft noch Geld dazu gekommen. Geld ist ja genügend da !

  19. 62.

    Die Luxemburger bezahlen seit 29.2.2020 gar nichts mehr für den öffentlichen Nahverkehr in Bus und Bahn, sie brauchen kein Ticket mehr. So macht man den Bürgern ein gutes Angebot, tut gleichzeitig etwas für die Verkehrswende, spart CO2 ein und entlastet die Straßen.
    Deutschland ist mittlerweile von vorgestern.

Nächster Artikel