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Quelle: dpa/Sommer

Berliner Kulturszene im Shutdown

Die Spendenbereitschaft ist groß, der Bedarf noch größer

Was kann man tun, damit die Berliner Kulturszene den Shutdown überlebt? Im Rahmen der Corona-Soforthilfeprogramme ist schon viel Fördergeld geflossen, aber auch die Bürger engagieren sich – mit Spenden, aber auch mit Ideen. Von Oliver Kranz

An den Berliner Theaterkassen hat sich der Ansturm enttäuschter Kartenkäufer bisher in Grenzen gehalten. Die Schaubühne berichtet, dass jeder Vierte auf die Rückerstattung des Kaufpreises verzichtet und das Geld stattdessen spendet.

Ähnliche Erfahrungen hat auch die Komödie im Schillertheater gemacht: "Es wollen natürlich Leute ihr Geld zurück, aber das sind zum Glück sehr wenige", sagt Intendant Martin Woelffer. Das Haus ist ein Privattheater und erhält im Vergleich zu anderen Berliner Bühnen viel weniger Subventionen. "Die meisten Besucher buchen auf später um und dann gibt es auch welche, und das sind gar nicht so wenige, die zusätzlich spenden."

5.000 Euro sind auf diese Weise bereits zusammengekommen – ein schönes Symbol der Solidarität der Besucher, aber angesichts der weiterlaufenden Kosten ein Tropfen auf den heißen Stein. 100.000 Euro pro Monat benötigt die Komödie auch bei völlig heruntergefahrenem Spielbetrieb. Ihre finanziellen Reserven werden im Mai aufgebraucht sein.

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Notfallfonds für freiberufliche Musiker

Ähnlich sieht es auch in vielen anderen Kulturinstitutionen aus. Die Spenden helfen, aber die eigentliche Rettung kann nur vom Staat kommen.

Die Deutsche Orchesterstiftung hat einen Nothilfefonds gegründet, der Spenden für freiberufliche Musikerinnen und Musiker in ganz Deutschland sammelt. "Nach vier Tagen hatten wir 100.000 Euro, nach drei Wochen eine Million", sagt Gerald Mertens vom Kuratorium der Stiftung. "3.500 Anträge auf Unterstützung sind bisher eingegangen. Davon haben wir 2.500 bereits abgearbeitet und jeweils 400 Euro überwiesen" – keine große Summe, aber für den einen oder die andere überlebenswichtig.

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Spenden als Symbol

Zudem sind die Spenden ein Symbol. Sie zeigen wie wichtig Kultur und Kunst für die Menschen sind. Kultur ist Identität – besonders in Berlin, das sich als Kulturmetropole definiert und auch international so gesehen wird. Aus der Kreativszene der Stadt kommen auch Vorschläge, wie man die Kultur in Corona-Zeiten unterstützen kann.

Karsten Kossatz hat die Internetplattform "Helfen.Berlin" initiiert. "Mir geht es darum, meine Lieblingsorte zu retten. Ich kenne Leute, die Bars oder Clubs betreiben und von allen habe ich gehört: Diesen Shutdown halten wir nicht lange durch. Ich dachte, vielleicht kann man diesen Läden helfen, wenn man ihnen jetzt schon Geld gibt, die entsprechende Leistung aber erst später konsumiert."

Auf Helfen.Berlin kann man Gutscheine für Restaurants und Bars kaufen, aber auch für Theater, Galerien, Kinos und Buchhandlungen. Und das Prinzip funktioniert. Bisher sind dort Gutscheine im Wert von 800.000 Euro verkauft worden.

Auch die Politik hat inzwischen das Potential von Gutscheinen erkannt. Im Bundeskabinett wurde am Mittwoch eine Regelung beschlossen, die es Kulturveranstaltern ermöglicht, den Kaufpreis von Tickets, die aufgrund der Corona-Krise verfallen sind, in Form von Gutscheinen zu erstatten.

Beitrag von Oliver Kranz

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