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Audio: Inforadio | 11.05.2020 | Hans Ackermann | Quelle: David Reisler

Künstler und Corona | Der Harfenist Joel von Lerber

Energiegeladen, aber ausgebremst

Der Harfenist Joel von Lerber sollte im April Konzerte mit dem renommierten Sankt Petersburger "Mariinsky-Orchester" in Italien und der Schweiz spielen. Die Corona-Pandemie bremste den aufstrebenden Berliner nun aus. Von Hans Ackermann    

Zum Glück, erzählt der 1991 in Basel geborene Joel von Lerber [joelvonlerber.de], habe er Anfang des Jahres noch "17 Konzerte" spielen können. "Daher hatte ich zuletzt noch eine große Konzertpräsenz. Jetzt ist ein bisschen Flaute, auf unbestimmte Zeit."

Die vielen Konzertabsagen im März und April haben den jungen Harfenisten deprimiert - und bremsen seine aufstrebende Karriere: 2018 hat Joel von Lerber beim "Internationalen Harfenwettbewerb" in Israel den zweiten Platz belegt. Im letzten Jahr dann konnte er mit einem brillanten Konzertexamen sein Studium an der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler abschließen.

Die Motivation hat nachgelassen

Lerber ist ein energiegeladener, athletischer Musiker, der am liebsten jeden Tag irgendwo auftreten würde. Nun sitzt er alleine zu Hause in seiner Wohnung am Schöneberger Nollendorfplatz, wo ihm das Harfespielen derzeit nicht so richtig Spaß macht: "Am Anfang hatte ich noch eine große Motivation und wollte neue Konzertprogramme erarbeiten. Aber die Motivation hat dann nach ein, zwei Wochen doch nachgelassen. Wenn man so 'ins Blaue' hinein übt, und keinen Konzerttermin hat, ist das schwer. Tatsächlich habe ich in den letzten Wochen relativ wenig geübt."

Die einmalige staatliche Hilfe für freischaffende Musiker in Höhe von 5.000 Euro hat Joel von Lerber seinerzeit gleich beantragt. Er sei zwar Schweizer Staatsbürger, aber wer seine Einnahmen in Deutschland versteuert, erklärt von Lerber, habe auch einen Rechtsanspruch auf diese Unterstützung. "Das habe ich bekommen und das ist wirklich sehr schnell gegangen. Ich kenne viele Leute, die diesen Zuschuss auch bekommen haben."

Konzerte in kleinem und sicheren Rahmen

So sehr sich Joel von Lerber über die finanzielle Hilfe des Staates gefreut hat, möchte er eigentlich nicht "permanent von Zuschüssen leben", wie er sagt. Man solle stattdessen lieber darüber nachdenken, wieder Konzerte stattfinden zu lassen - im kleinen und sicheren Rahmen. "Ich habe zum Beispiel im August sechs Konzerte auf Schloss Biesdorf. Das ist ein Saal mit 80 Leuten und als Harfenist kann man wunderbar für so einen kleinen Saal ein Solo-Recital spielen. Ich würde mir wünschen, dass das dann auch klappen wird."

Denn den Kontakt mit dem Publikum könne langfristig kein Wohnzimmerkonzert ersetzen, meint Joel von Lerber "Es haben natürlich ganz viele Leute Videos auf Youtube und im Internet, aber es ist einfach nicht dasselbe! Man geht ins Konzert - oder in ein Fußballmatch - weil man diese Emotionen live teilen will."

Quelle: David Reisler

Sendung: Inforadio, 11.05.2020, 15:55 Uhr

Beitrag von Hans Ackermann

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