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Video: Abendschau | 18.04.2020 | Beitrag von Max Kell, Studiogespräch mit Maja Lasic (SPD) | Quelle: ZB/dpa/picture-alliance

Trotz heftiger Proteste

Scheeres hält an Abi-Prüfungen fest

Vertreter von Schülern, Eltern und Schulleitern protestieren weiter dagegen, in Corona-Zeiten Abitur  schreiben zu müssen. Doch Bildungssenatorin Scheeres bleibt hart. Bei den Prüfungen zum mittleren Schulabschluss kommt jedoch Bewegung in die Debatte.

Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hält trotz anhaltender Proteste an den Prüfungen zum Abitur fest – und hat dafür auch Rückendeckung von ihrer Fraktion im Abgeordnetenhaus. "Es gibt Momente, da schafft die Kultusministerkonferenz Fakten, mit denen wir auch in Berlin klarkommen müssen," verteidigte  SPD-Bildungspolitikerin Maja Lasic diese Entscheidung am Freitag in der rbb-Abendschau.

Lasic bezieht sich auf einen bundesweit gültigen Beschluss, der es Berlin sehr schwer machen würde, in Eigenregie die Abi-Prüfungen zu verschieben. Da andere Bundesländer schon vor den Osterferien Abitur geschrieben hätten, habe Berlin vor einer sehr schweren Wahl gestanden, erläutert Lasic: "Entweder verzichten wir auf die Prüfung, und laufen Gefahr, dass unsere Schüler die Konkurrenzfähigkeit mit anderen Ländern nicht mehr haben, oder wir ziehen die Prüfung durch."

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Bei MSA-Prüfungen kommt Bewegung in die Debatte

Auch bei den Prüfungen zum mittleren Schulabschluss (MSA) halten die Proteste an. Landeseltern- und Landesschülerausschüsse fordern eine Verschiebung der Prüfungstermine – und auch viele Schulleiter. "Bestimmte Entscheidungen sind für mich nicht mehr nachvollziehbar“, sagt Thomas Mikolajski, stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung der Sekundarschulleiter (BISSS) dem rbb.

Im Gegensatz zu den Abiturprüfungen, für deren Durchführung es einen bundesweiten Beschluss gibt, kann Berlin beim MSA zusammen mit Brandenburg allein entscheiden, ob die Prüfungen stattfinden sollen.

Senatorin Scheeres hatte bereits angekündigt, die ersten Prüfungstermine für den MSA von Mitte Mai auf Juni zu verschieben. Bildungspolitikerin Maja Lasic kann sich vorstellen, hier noch weitere Prüfungstermine zu verschieben. "Ich halte dies für eine Debatte, die wir weiter führen müssen, ob wir nicht komplett auf Nachschreibtermine gehen, damit wir gegebenenfalls den Schülern noch mehr Zeit geben", sagte sie im rbb.

Ausnahmen für Schüler mit Risikopatienten in der Familie

Für das Abitur ist dagegen beschlossen: Schon am Mittwoch kommender Woche sollen die ersten Prüfungen stattfinden. Nelly und Anton müssen sich nun darauf vorbereiten - finden das aber unfair und sind enttäuscht. Nelly, die in Zehlendorf das Droste-Hülshoff Gymnasium besucht, hat das Gefühl, das die Sorgen der Schüler nicht ernst genommen werden. Ihre Mitschüler hätten teilweise Eltern zu Hause, die zur Risikogruppe gehören. "Wenn man dann nachdenkt: Wir riskieren jetzt das Leben unserer Familie, weil wir in die Schule müssen, um unsere Prüfungen zu schreiben – das ist enttäuschend", sagt sie dem rbb.

Bildungspolitikerin Lasic beschwichtigt: "Jeder Schüler, der selbst zur Risikogruppe gehört, muss nicht an der Prüfung teilnehmen. Wo es Risikogruppen in der eigenen Familie gibt, können in Rücksprache mit der Schulleitung Formate gewählt werden, bei denen die Ansteckungsgefahr minimiert wird."

Schüler aus sozial schwachen Familien fühlen sich benachteiligt

Doch auch Schüler aus sozial schwachen Familien fühlen sich bei der Vorbereitung auf das Abitur benachteiligt. Rechtsanwalt Ali Mohammed vertritt so eine Schülerin, die nun gegen die Durchführung des Abiturs klagt. Seine Klientin wohnt mit ihren Eltern zusammen in einer kleinen Wohnung und hat dort keine Ruhe.

"Normalerweise würde sie ausweichen auf eine Bibliothek, die sind geschlossen, sie muss also in der Wohnung lernen - und ist im Vergleich zu anderen Schülern, die ein eigenes Kinderzimmer und einen Schreibtisch haben, weit unterlegen," argumentiert Ali. Mit einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts rechnet der Anwalt gegen Mitte nächster Woche.

Da finden aber schon die ersten Abiprüfungen statt. Und für Schülerinnen aus sozial schwachen Familien sind bislang keine Ausnahmen vorgesehen von der Pflicht, die Prüfung schreiben zu müssen.

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