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Video: Abendschau | 04.05.2020 | Joachim Goll | Quelle: dpa/Christophe Gateau

Landeskriminalamt ermittelt

Polizist soll Medienvertreterin bei 1. Mai-Demos verletzt haben

Ein Berliner Polizist soll am Abend des 1. Mai einer Kamera-Assistentin mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Die 22-Jährige, die mit einem TV-Team auf der Oranienstraße filmte, wurde dabei verletzt. Nun wird polizeiintern ermittelt. Von Jo Goll und René Althammer

Bei einem Polizeieinsatz am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg ist eine Medienvertreterin offenbar von einem Polizeibeamten verletzt worden. Das bestätigte am Montag die Pressestelle der Berliner Polizei der Redaktion rbb24 Recherche.

Der Polizist der 15. Einsatzhundertschaft soll gegen 23.30 Uhr die junge Frau, die Mitglied eines Kamerateams war, ins Gesicht geschlagen haben. Die vor Ort anwesenden Polizeibeamten bestellten unmittelbar nach dem Vorfall einen Rettungswagen. Die ärztliche Untersuchung der Frau ergab, dass zwei Zähne infolge des Schlags abgebrochen sind. Außerdem hat sie Prellungen im Gesicht.

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Prellungen und zwei abgebrochene Zähne

Das Kamerateam hatte zuvor eine Festnahme in der Oranienstraße dokumentiert. Das Landeskriminalamt hat inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen den Beamten wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt eingeleitet.

Die 22-jährige Kamera-Assistentin berichtete dem rbb, um kurz nach 23 Uhr habe sie die Oranienstraße in Kreuzberg überquert. Plötzlich habe sie ein Faustschlag mitten ins Gesicht getroffen. Sie habe gerade versucht, der ankommenden Hundertschaft auszuweichen, als der Polizist auf sie zugekommen und sie geschlagen habe. "Ab da weiß ich nur noch, wie ich auf dem Boden gesessen habe und die ganze Zeit gerufen habe, dass ich von der Presse bin", schilderte sie den Ablauf. Der Polizist habe sie mit einem Handschuh ins Gesicht geschlagen, der mit Plastikverstärkern versehen gewesen sei. Dieser sei für den Einsatz gar nicht zugelassen gewesen, will die junge Frau von einer befreundeten Polizistin erfahren haben. 

Polizeisprecher äußert sein Bedauern

Am Montagvormittag wendete sich die Frau an Thilo Cablitz, den Leiter der Polizeipressestelle und schilderte ihm den Vorgang. Cablitz erklärte im Gespräch mit dem rbb, er habe der Frau mitgeteilt, dass "es ihm aufrichtig leid täte, wenn sich der Verdacht bestätigt", und wies sie auf die existierenden Hilfsangebote für Opfer von Gewalttaten hin.

Am Abend des 1. Mai hatten sich trotz der geltenden Corona-Beschränkungen in Kreuzberg große Menschengruppen versammelt. Innensenator Andreas Geisel (SPD) sprach von "mehreren tausend Menschen". Einen Demonstrationszug hätten die Beamten jedoch verhindert. Nach Einbruch der Dunkelheit kam es vermehrt zu Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizisten.

Journalisten-Union übt scharfe Kritik an der Polizei

Die Berliner Landesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju), Renate Gensch, bezeichnete den Vorfall als “völlig unvertretbar“. Die Polizei habe die Presse, die eine öffentliche Aufgabe erfülle, zu unterstützen und vor Übergriffen zu schützen und nicht niederzuschlagen, so Gensch.

Die dju begrüße, dass die Polizei Berlin wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittele und fordert eine rasche Aufklärung des Falles und disziplinarische Konsequenzen. Laut Aussagen des TV-Teams sei auch der Kameramann bei dem Einsatz zu Boden geworfen worden, betonte die Landeschefin der Journalistenorganisation.

Sendung: Abendschau, 4.5.2020, 19:30 Uhr

Beitrag von Jo Goll und René Althammer

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