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Audio: Inforadio | 30.07.2020 | Thorsten Gabriel | Quelle: DPA/Arne Dedert

Gilt nicht im Unterricht

Berlin führt Maskenpflicht an Schulen ein

Wenn in Berlin am 10. August der Schulbetrieb nach den Ferien wieder beginnt, werden Schülerinnen und Schüler einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen - auf Fluren, in Aufenthalts- und Gemeinschaftsräumen oder der Toilette, nicht aber im Unterricht.

Berlin wird im Kampf gegen das Coronavirus eine Maskenpflicht an Schulen einführen. Die Regelung soll nach Ferienende in gut einer Woche für Schüler, Lehrer und andere Beschäftigte in Schulgebäuden gelten, wie Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag mitteilte.

Sie müssen einen Mund-Nasen-Schutz zum Beispiel auf Fluren, in Aufenthalts- und Gemeinschaftsräumen oder der Toilette tragen, also dort, "wo Gruppen sich mischen", wie Scheeres ausführte. In Unterrichtsräumen oder im Hort soll diese Verpflichtung nicht gelten - entgegen ursprünglicher Pläne auch auf dem Pausenhof. Darauf verständigten sich Vertreter der Senatsverwaltung und von Schulleitungsverbänden am Donnerstag.

Der Leiter der Vereinigung der Oberstudiendirektoren, Ralf Treptow, sagte: "Wir wollen alle den Regelbetrieb. Wir wollen alle, dass die Schüler wieder zur Schule gehen können. Und wir wollen alle den Regelbetrieb so lange wie möglich aufrecht erhalten." Da könne man jetzt nicht einfach so tun, als wenn die Pandemie beendet ist.

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Bildungsverwaltung bereitet Maskenpflicht an Berliner Schulen vor

Grundsätzliche Zustimmung, Kritik an Kurzfristigkeit

Mit der Maskenpflicht, die der Berliner Senat am kommenden Dienstag noch formal beschließen muss, ist die Hauptstadt eine Art Vorreiter unter den Bundesländern. In Berlin beginnt der Schulbetrieb nach Ferienende am 10. August.

Bei den Fraktionen im Abgeordnetenhaus stieß die neue Regel überwiegend auf Zustimmung. Während SPD, Linke, Grüne, AfD und mit Abstrichen auch FDP sie befürworteten, übte lediglich die CDU Kritik und sprach von "Panik statt Planung". Unklar sei zum Beispiel, was mit Schülern passiere, die keine Maske trügen, oder solchen, bei denen die Eltern das ablehnten. Die Schulen würden alleingelassen, sagte CDU-Bildungsfachmann Dirk Stettner.

Auch Vertreter der anderen Fraktionen bemängelten zwar, dass die Maskenpflicht sehr kurzfristig komme und kein komplettes Hygienekonzept ersetzen könne, grundsätzlich befürworten sie aber eine Maskenpflicht dort, "wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann", wie es etwa AfD-Gesundheitsexperte Herbert Mohr sagte.

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Brandenburg plant keine Maskenpflicht

Auch anderswo in Deutschland könnte der Mund-Nasen-Schutz nach Ende der Ferien zum Schulalltag gehören, entsprechende Überlegungen gibt es bereits. Offen ist aber vielfach noch, ob und in welchem Umfang das verpflichtend sein soll.

In Baden-Württemberg etwa ist nach den Sommerferien eine Pflicht geplant. In einigen anderen Ländern wie Nordrhein-Westfalen wiederum ist von freiwilligen Maskengeboten die Rede, oder es liegt - wie in Hessen oder Sachsen - im Ermessen der Schulen.

Brandenburg plant aktuell keine Maskenpflicht. "Unser Hygieneplan sieht erstmal die Maskenpflicht an Schulen nicht vor", sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Donnerstag, "wir müssen bei unseren Maßnahmen immer auf die aktuellen Infektionszahlen schauen, aber auch, wie das Verhältnis der Angemessenheit von Eingriffen in die Grund- und Freiheitsrechte zum Infektionsgeschehen ist." Die Entscheidung fällt allerdings in den Bereich der Bildungsministerin Britta Ernst (SPD).

In Brandenburg soll der reguläre Schulbetrieb ebenfalls ab 10. August losgehen. Lehrern wird im neuen Hygieneplan empfohlen, im Kontakt zu Kollegen, Eltern und anderen Besuchern, bei der Schülerbeförderung und in Pausen auf dem Schulhof Masken zu tragen, wenn der Abstand von 1,5 Meter nicht eingehalten werden kann. Die Abstandsregel gilt für den Kontakt zwischen Lehrern, zwischen Lehrern und Eltern und anderen Besuchern - vor allem im Lehrerzimmer, in Pausenbereichen oder der Teeküche.

Ausnahme für Förderschulen

Nach dem Willen des rot-rot-grünen Berliner Senats sollen die Schulen im neuen Schuljahr trotz Corona-Krise wieder weitgehend im Regelbetrieb arbeiten - also mit Präsenzunterricht und wegen der großen Schülerzahl in den Räumlichkeiten ohne Mindestabstand. Ausnahmen gelten für Schüler mit Vorerkrankungen.

Die Maskenpflicht ist als Teil von Hygieneplänen nun ein Baustein, um den Schutz vor Ansteckung mit dem Virus zu verbessern. Außerdem ist geplant, Klassenverbände den ganzen Tag im selben Raum zu beschulen, um Begegnungen mit anderen Schülern zu vermeiden. Wichtig ist in dem Zusammenhang auch das regelmäßige Lüften der Räume.

Die Verpflichtung, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, gilt laut Bildungsverwaltung grundsätzlich für alle Schulformen. Für Förderschulen, an denen behinderte Menschen lernen, wird es aber Ausnahmen geben. Offen ist noch, ob an den Schulen Masken vorgehalten werden für Schüler, die keine oder diese vergessen haben. Dazu seien noch Gespräche geplant, hieß es.

Sendung: Inforadio, 30.07.2020, 16:00 Uhr

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