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Audio: Inforadio | 17.08.2020 | Oda Tischewski | Quelle: imago images/Action Pictures

Erstes Treffen des Berliner Hygienebeirats

"Der Sanierungsbedarf fällt uns auf die Füße"

Holprig sei in Berlin das neue Schuljahr gestartet, monieren Elternvertreter und auch einige Lehrer. Viele halten das Hygienekonzept der Bildungsverwaltung für schlecht durchdacht. Am Montag tagt nun erstmals der Berliner Hygienebeirat, der Klarheit schaffen soll. Von Oda Tischewski

Am Montag kommt in Berlin erstmals der von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ins Leben gerufene "Hygienebeirat" zusammen, ein Gremium, dem neben Scheeres Mediziner und Pädagogen, Verwaltungsfachleute, Elternvertreter und auch Schülerinnen und Schüler angehören. Sie alle sollen die in den Schulen ergriffenen Hygienemaßnahmen in der Corona-Pandemie kritisch hinterfragen und optimieren.

Landesschülersprecher Richard Gamp hat einige Kritikpunkte auf seinem Zettel, wie er dem rbb-Inforadio verriet. Er vertritt die Schülerschaft im Hygienebeirat. "Wenn man beispielsweise will, dass sich die Schüler besonders häufig die Hände waschen, dann braucht man entsprechende Sanitärmöglichkeiten. Wenn man will, dass Tische desinfiziert werden, braucht man Desinfektionsmittel. An verschiedenen Sachen scheitert es einfach, es gibt zu viele Sachen, die gemacht werden müssen - und bei denen der Senat die Schulen im Regen stehen lässt", meint Gamp.

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Missstände, die schon lange vor Corona angemahnt wurden, treten durch die Pandemie umso deutlicher zu Tage, vor allem der seit Jahren beklagte Sanierungsstau. Das beobachtet auch Imke Hecht, die an einer Berliner Sekundarschule unterrichtet: "An unserer Schule gibt es für die 400 Schüler jeweils zwei Toiletten, eine für Jungen und eine für Mädchen, daneben einen Spender mit Desinfektionsmittel. Das reicht natürlich vorne und hinten nicht. Der Sanierungsbedarf bei den Schultoiletten, der ja schon lange bekannt ist, fällt uns da auf die Füße", beklagt sie.

Hygiene ist das eine, Abstand das andere Problem: Um den Unterricht unter Corona-Bedingungen neu zu konzipieren, brauche es auch engagierte Fachkräfte, betont Doreen Siebernik, Vorstandsvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin, im Inforadio-Interview: "Wir brauchen tatsächlich kompetenzorientiertes, kreatives, offenes Lernen an verschiedenen Lernräumen. Dafür brauchen wir Menschen, dafür brauchen wir Personal. Das ist in den Schulen das allergrößte Problem: die zu dünne Personaldecke."

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Ein weiteres Problem ist die lahmende Technik. Unterricht per Videokonferenz würde es ermöglichen, dass Schüler mit besonderen Gesundheitsrisiken oder solche, die gerade in Quarantäne sind, dem Unterricht trotzdem folgen können.

Landesschülersprecher Richard Gamp sieht hier dringenden Handlungsbedarf - auch von Seiten des neuen Hygienebeirats: "Wichtig ist, dass das notwendige Geld für die Digitalisierung jetzt auch ausgegeben wird, dass eben, wenn nötig, auch zuhause gelernt werden kann. Das kostet alles Geld, und ich denke, dass die Senatorin da auf jeden Fall drauf eingehen sollte."

Sendung: Inforadio, 17.08.2020, 8:25 Uhr

Beitrag von Oda Tischewski

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