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Video: Abendschau | 18.08.2020 | S. Wendling | Quelle: dpa/Britta Pedersen

Corona-Pandemie

Müller will bei Corona-Regeln in Bars und Kneipen "nachsteuern"

Am Dienstagmittag hat der Berliner Senat über das Corona-Geschehen in Berlin informiert. Der Regierende kündigte an, dass die Testkapazitäten deutlich erhöht werden sollen. Handlungsbedarf sieht Müller auch bei Kneipen - und plädiert für eine Kampagne.

Angesichts anhaltender Verstöße gegen Corona-Regeln in Kneipen und Restaurants sieht der Berliner Senat Handlungsbedarf. "Wir haben das Gefühl, dass da nachgesteuert werden muss", sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag nach der Senatssitzung.

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Aufklärungskampagne in Bars und Kneipen

In die Sitzung des Senats am Dienstagvormittag waren Vertreter des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga eingeladen worden, die ihre Erfahrungen schilderten. Sie sicherten Müller Unterstützung zu. So wolle der Verband noch einmal den Wirten nahe bringen, wie man Anwesenheitslisten korrekt führe und warum das auch im Interesse der Gäste liege. Denkbar sei auch eine Aufklärungskampagne mit Plakaten, Postkarten oder Radiospots.

Er plädiere für eine Kampagne, "die ein bisschen wachrüttelt", so Müller. Denn: "Wenn mit den Regeln nicht durchsetzbar ist, was uns wichtig ist, wenn die Infektionszahlen steigen (....), wenn das nicht anders geht, muss man vielleicht die nächsten Lockerungen verzögern,
aussetzen oder sogar Dinge zurücknehmen."

Alkoholverbot an Hotspots nicht beschlossen, aber denkbar

Viele Gastwirte und auch Gäste gingen verantwortungsvoll mit der Situation in der Corona-Pandemie um. "Aber wir sehen eben auch das Gegenteil - von der Eckkneipe bis zum Sterne-Lokal", beklagte Müller. Abstandsregeln würden bisher nicht beachtet, Anwesenheitslisten zur
Kontaktnachverfolgung gar nicht oder unter Missachtung des Datenschutzes geführt.

Aus diesem Grund sei auch immer noch ein Alkoholverbot vorstellbar, das nur an einigen Hotspots gelten könnte. Müller verwies hierbei auf die Zuständigkeit der einzelnen Bezirke. Den Ordnungsämtern sei zusätzliches Personal zur Verfügung gestellt und geschult worden, sagte Müller. Wichtig sei bei der Umsetzung eines Alkoholverbots aber auch, es richtig umzusetzen: "Neue Regeln muss man dann mindestens exemplarisch durchsetzen, sodass sich bei den Betroffenen auch ein Lerneffekt einstellen kann."

Testskapazitäten deutlich ausweiten

Müller informierte auch darüber, dass der Senat eine Ausweitung der Testkapazitäten in zwei Wochen plant, zum Beispiel über private Testlabore. "Es kommen immer mehr Reiserückkehrer, wir wollen auch immer mehr in Schulen testen und auch bei Sportveranstaltungen und Kultur usw.", sagte Müller.

Auch die Teststationen an den Flughäfen sollen länger geöffnet bleiben und sich an die Landezeiten der Flugzeuge an den Berliner Flughäfen anpassen. Zuletzt berichteten Fluggäste mehrfach, dass sie nach der Landung am Abend vor verschlossenen Teststationen standen.

Müller lobt Konzept des 1. FC Union - hält es aber für nicht umsetzbar

Lobend sprach sich Müller über die Idee des FC Union aus. Der Fußballverein stellte am Dienstag seine Teststrategie vor, damit Zuschauer wieder in die Stadien kommen können: Präventive Tests sollen an den Ticketverkauf gekoppelt werden und damit die Abstandsregeln ersetzen. Mit seinem Konzept hat der Klub beim Gesundheitsamt ein Testspiel von 3.000 Zuschauern beantragt.

Allerdings sei das Konzept wegen der fehlenden Testkapazitäten nur schwerlich realisierbar, so Müller. Die Prioritäten lägen derzeit an anderer Stelle: "Wir brauchen sie im Moment viel dringender im medizinischen und Ausbildungsbereich diese Tests." Außerdem kenne Müller aktuell noch keinen Wissenschaftler, der verlässlich bestätigen könnte, dass ein negativer Test ein Garant dafür sei, 24 bis 36 Stunden nach dem Test niemanden anstecken zu können. "Solange wird es nicht eins zu eins umzusetzen sein, wie sich Union das vorstellt."

Sendung: Inforadio, 18.08.2020, 6:30 Uhr

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