rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Quelle: dpa

Friedrichshain-Kreuzberg - Prenzlauer Berg Ost

Grüne streiten über Ströbele-Nachfolgerin Bayram

Canan Bayram soll das bislang einzige Direktmandat der Grünen verteidigen. Wie ihr Vorgänger Hans-Christian Ströbele polarisiert die Parteilinke. Der Schöneberger Kandidatin Renate Künast könnte Bayrams Sieg aber aus einem anderen Grund ungelegen kommen.

Der Wahlkampf von Canan Bayram, die das bislang einzige grüne Direktmandat bei der Bundestagswahl verteidigen soll, sorgt innerhalb der Partei für Ärger. Bereits mehrfach eckte die 51-jährige Juristin, die zum linken Parteiflügel gehört, an. Zuletzt weil sie in ihrem Wahlkreis 83 (Berlin-Friedrichshain - Kreuzberg - Prenzlauer Berg Ost) Plakate aufhängen ließ, auf denen zu lesen war: "Die Häuser denen, die drin wohnen". Die Parteispitze stellte umgehend auf Twitter klar, dass die Plakate kein Teil der bundesweiten Kampagne sind.

Das ist aber nicht der einzige Streitpunkt. Ende August nahm Bayram auf einer Demonstration gegen das Verbot der Website linksunten.indymedia teil, die das Ministerium von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) als Sprachrohr einer gewaltbereiten linksradikalen Szene betrachtet.

Bayram eckt auch immer wieder mit dem Realo-Flügel der Grünen an. Im Juni sagte sie, der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer solle bei Integrationsfragen "die Fresse halten", den beiden Spitzenkandidaten, Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir, bescheinigte sie "das Charisma von CDU-Ortsvorsitzenden".

Ratzmann will Bayram boykottieren

Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" beschrieb der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Volker Ratzmann, Bayram in einem internen Diskussionsforum als "nicht wählbar". Demnach sei er auch darüber besorgt, dass Renate Künast nicht erneut in den Bundestag einziehen würde, wenn Bayram das Direktmandat gewänne.  

Laut einer aktuellen Umfrage von infratest dimap im Auftrag der ARD liegen die Grünen derzeit in der Gunst der Wähler deutschlandweit bei acht Prozent. Dass die Partei bei so einem Ergenis mehr als drei Politiker von ihrer Landesliste in den Bundestag schicken kann, ist so gut wie ausgeschlossen. Den dritten Platz hat Künast. Holt Bayram, die keinen Platz auf der Landesliste hat, allerdings das Direktmandat, steht sie automatisch an erster Stelle. Künast käme dann knapp nicht mehr zum Zuge.

Bayram will mit Themen wie Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung punkten. Stärkste Konkurentin in ihrem Wahlkreis ist die Sozialdemokratin Cansel Kiziltepe. Sie beschäftigt sich vor allem mit steigenden Mieten. Ihr Bekanntheitsgrad im Kiez ist weitaus höher als Bayrams. Kiziltepe ist bereits Bundestagsabgeordnete und steht auch auf der Landesliste der SPD weit oben.

Ströbele: "Sie ist eine linke Grüne. Was will man mehr?"

Der Wahlkreis 83, der Friedrichshain, Kreuzberg und den Osten von Prenzlauer Berg einschließt, war bei der Bundestagswahl 2002 der erste, den ein Grünen-Politiker als Direktkandidat gewonnen hatte. Diesen Erfolg konnte Hans-Christian Ströbele drei weitere Male wiederholen. Ein ähnlicher Erfolg in anderen Wahlkreisen gelang den Grünen bislang nicht. Wie seine Nachfolgerin gehört auch der 78-jährige Ströbele zum linken Partei-Flügel der Grünen. Während des Wahlkampfes hat er Bayram bei diversen Veranstaltungen unterstützt. Der rbb-Welle radioeins sagte Ströbele: "Ich finde sie gut. Sie ist im Kiez verankert und zwar sehr. Sie ist glaubwürdig. Sie ist eine linke Grüne. Was will man mehr?"

Sendung: "Bürger Ströbele", rbb Fernsehen, 10.09.2017, 22:55 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen