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Quelle: imago images/Lackovic

Corona-Krise

DFL nennt keinen Starttermin für Fußball-Bundesliga

Der Spielbetrieb im deutschen Profifußball ruht schon seit Wochen. Jetzt hat die DFL ein Konzept erarbeitet, wie er trotz Corona wiederaufgenommen werden kann. Sie setzt dabei unter anderem auf zahlreiche Tests auf das Virus - und fährt Kritik an ihrer Strategie ein.

Die Fußball-Bundesliga will ihren Spielbetrieb unter strengen medizinischen Voraussetzungen wieder aufnehmen. Einen konkreten Termin für den Start gibt es laut der Deutschen Fußball Liga (DFL) hierfür aber noch nicht. An Spekulationen darüber wolle er sich nicht beteiligen. 

"Wann dieser Zeitpunkt sein wird, darüber gab es einige Aussagen und viele Spekulationen. Für uns bleibt entscheidend, was die politisch Verantwortlichen beschließen", sagte DFL- Geschäftsführer Christian Seifert am Donnerstag nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL. "Deshalb liegt es nicht an uns, einen Starttermin zu beschließen. Wenn es Tag X ist, werden wir bereit sein."

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"Geisterspiele braucht kein Mensch"

    

DFL-Konzept sieht engmaschige Hygiene-Vorkehrungen vor

Zur Fortsetzung des Spielbetriebes hat eine Experten-Kommission der Deutschen Fußball Liga ein Konzept erarbeitet, das den Clubs am Donnerstag vorgestellt wurde. Dieses enthält unter anderem strikte organisatorische Vorgaben. So sollen maximal circa 300 Personen an der Durchführung einzelner Geisterspiele beteiligt werden - Spieler und Trainer eingeschlossen. Zudem gibt die von DFB-Chefmediziner Tim Meyer geleitete Task Force klare Vorgaben für Hygienemaßnahmen.

Die Spieler sollen während der Saison engmaschig auf das Coronavirus getestet werden, mindestens einmal pro Woche. "Wir haben auch hier eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen, mit insgesamt fünf Laborverbänden", sagte Seifert. "Alle Labore haben uns schriftlich versichert, dass die derzeitigen Kapazitäten ausreichend sind und durch Covid-19 keine Limitierung der Testkapazitäten auftreten."

DFL plant 25.000 Corona-Virus Tests bei Bundesliga-Wiederaufnahme

Die DFL errechnete bis zum Saisonende einen Bedarf von 25.000 Coronavirus-Tests für die 36 Klubs aus der 1. und 2. Bundesliga. Ein entsprechendes Papier vom 17. April, das auch die verschiedenen Terminszenarien enthielt, veröffentlichte "Bild" am Morgen. Die Tests würden etwa 2,5 Millionen Euro kosten, heißt es in dem Dokument. Darin wird betont, dass selbst zwei Tests pro Person und Woche nur "knapp 0,4 Prozent der gesamt in Deutschland durchgeführten Tests pro Tag entsprechen" würden.

Zuvor hatten schon "Der Spiegel" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ein von der Task Force erarbeitetes Dokument für die Fortsetzung des Spielbetriebs enthüllt, die FAZ zusätzlich das "Medizinische Konzept für Training und Spielbetrieb im professionellen Fußball in den Monaten April bis Juli 2020".

Berliner Politik symbolisiert Bereitschaft - Kontroverse Diskussion um Geisterspiele

Ein Sprecher von Sport- und Innensenator Andreas Geisel (SPD) teilte nach der Vorstellung des Konzepts in Bezug auf mögliche Geisterspiele mit: "Berlin wird versuchen, das zu ermöglichen - wenn alle Hygiene- und Abstandsregelungen (für Stab, Betreuer, Technik, etc. im Stadion) eingehalten werden."

Zuletzt wurde intensiv und kontrovers über den Wiederbeginn der Bundesliga mit Geisterspielen diskutiert. Auch das Robert Koch-Institut meldete Zweifel an der Sinnhaftigkeit an. Das Bundesinnenministerium sprach sich gegen die baldige Terminierung des Neustarts aus. SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte im Ersten: "Was übrig bleibt, ist, dass wir den Fußballern erlauben, ohne Abstand und ohne Mundschutz in den Zweikampf zu gehen - obwohl, man sonst nicht mal im Park sitzen darf oder drei Leute zusammen sitzen dürfen. Das, was wir im Park mit einem Ordnungsgeld belegen, wird von den Ministerpräsidenten für die Fußballer erlaubt. Das versteht niemand."

Sig Zelt, Leiter von "ProFans", einem bundesweiten Interessenbündnis aktiver Fan- und Ultragruppen in Deutschland, sagte rbb|24: "Gerade, weil das für viele Vereine überlebensnotwenig ist, ist nach meiner Wahrnehmung die Mehrheit dafür, diese Kröte von Geisterspielen zu schlucken und das zu tolerieren." Grundsätzliche gelte für viele dennoch: "Geisterspiele braucht kein Mensch. Ich kenne niemanden, der sich darauf freut."

Hertha BSC begrüßt Einigung mit TV-Medienpartnern

Auch wenn ein möglicher Wiederbeginn weiterhin unklar ist, sind die Vereine durch die Auszahlung der TV-Gelder, die mit den Medienpartnern verhandelt wurden, zunächst nicht mehr akut von Insolvenzen bedroht. Durch die rund 300 Millionen Euro ist die Liquidität der Vereine laut Seifert bis zum 30. Juni gesichert. 

"Das ist eine sehr gute Nachricht", sagte der Geschäftsführer Finanzen von Hertha BSC, Ingo Schiller auf rbb|24-Anfrage. "Denn das gibt den Vereinen eine gewisse Planungssicherheit. Der Dank gilt hier dem DFL-Präsidium und den Medienpartnern gleichermaßen."

Sollte die Saison jedoch nicht zu Ende gespielt werden, kommt es zu Rückführung von Zahlungen - und die Not wäre wieder enorm groß. 

Der 1. FC Union Berlin wollte sich auf rbb-Anfrage nicht zu den Ergebnissen der DFL-Mitgliederversammlung äußern.

Solidaritätszahlungen für 3. Liga und Frauen-Bundesliga

Zudem will die DFL in der derzeitigen Coronavirus-Pandemie die 3. Liga und die Bundesliga der Frauen finanziell unterstützen. Geschäftsführer Seifert bestätigte eine Zahlung von 7,5 Millionen Euro. "Diese Unterstützungszahlung ist an keine weitere Bedingung geknüpft. Das Präsidium dankt den Champions-League-Clubs für die Initiative zur Bereitstellung des Solidarfonds", sagte Seifert. Zuvor hatten "Der Spiegel" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.

Die vier Spitzenclubs FC Bayern, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen hatten zu Beginn der Krise 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um bedrohten Clubs zu helfen. Die 3. Liga ist unter dem Dach des Deutschen Fußball-Bundes organisiert und finanziell hart von der Corona-Krise getroffen. Unter den Clubs gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, ob die Saison fortgesetzt werden soll. Befürchtet wird eine Flut von Insolvenzen.

Seifert zeigt Verständnis für Kritik

Die Diskussionen über den Neustart hatten in dieser Woche Fahrt aufgenommen, nachdem die Ministerpräsidenten Markus Söder (Bayern/CSU) und Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen/CDU) öffentlichkeitswirksam den 9. Mai als möglichen Termin ins Spiel gebracht hatten. Bis zur Nacht auf den 4. Mai gelten in Deutschland noch strikte Kontaktbeschränkungen.

Seifert äußerte zudem Verständnis dafür, dass es Kritik an dem unbedingten Willen des Fußballs gebe, möglichst schnell die Saison zu beenden. Gleichfalls sei es aber eben aus den ökonomischen Gründen nötig.

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