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Video: Abendschau | 04.05.20 | 19:30 Uhr | Quelle: imago images/Matthias Koch

Hertha suspendiert den Stürmer

Facebook-Video von Kalou zeigt Hygieneverstöße bei Hertha

Wieder einmal erregt ein Facebook-Video bei Hertha BSC Aufsehen: Salomon Kalou hat in einem Livestream auf seiner Seite teils grobe Verstöße gegen die Abstandsregelung festgehalten. Hertha reagierte und suspendierte Kalou mit sofortiger Wirkung.

Inmitten der Diskussion um den Wiederbeginn der Fußball-Bundesliga in der Corona-Krise und nur zwei Tage, bevor die Politik am Mittwoch wohl eine Entscheidung über einen Neustart der Spielzeit treffen wird, erregt ein Video von Hertha-Stürmer Salomon Kalou Aufsehen.

Der 34-Jährige veröffentlichte auf seinem Facebook-Account ein Live-Video, das teilweise deutliche Verstöße gegen die Abstandsregelungen in der Kabine der Profis von Hertha BSC dokumentiert. Mittlerweile wurde das Video gelöscht.

Gehaltsverzicht als Kabinenthema

Während sich Kalou zunächst nur dabei filmt, wie er mit einem Bekannten zum Training fährt, wird das Video anschließend brisanter. Kalou betritt die Kabine der Blau-Weißen, begrüßt seine Mitspieler und einige Vereins-Mitarbeiter per Handschlag - und besucht Innenverteidiger Jordan Torunarigha beim von der DFL anberaumten Corona-Test. Physiotherapeut David de Mel bittet Kalou, das Video zu löschen, doch der Ivorer filmt munter weiter.

In der Kabine streamt Kalou Gespräche mit den Kollegen über die Gehaltskürzungen der Hertha-Profis im Zuge der Corona-Pandemie live für seine Follower. Verständnis für den Verzicht scheinen sowohl Kalou als auch Kapitän Vedad Ibisevic nicht zu haben. "Sie sind verrückt. Ich verstehe nicht, warum sie das machen. Ich werde ihn fragen: Verarscht ihr uns?", fragt Ibisevic Kalou, der offenbar ebenfalls seine Gehaltsabrechnung in Händen hält.

"Gegen teaminterne grundlegende Regeln verstoßen"

Hertha BSC reagierte am Montagabend auf das Video von Kalou und suspendierte den 34-Jährigen mit sofortiger Wirkung. "Salomon Kalou hat mit dem Video aus der Kabine gegen teaminterne grundlegende Regeln verstoßen und ein Verhalten gezeigt, welches weder der Situation angemessen ist noch den Verhaltensregeln des Vereins entspricht. Hertha BSC hat daher entschieden, ihn mit sofortiger Wirkung vom Trainings- und Spielbetrieb zu suspendieren", heißt es in dem Statement des Klubs.

Kommentar

Kommentar zum pikanten Kalou-Video

Temporäre geistige Umnachtung

   

Auch Manager Michael Preetz äußerte sich in der Stellungnahme zum Verhalten des Stürmers: "Salomon Kalou hat mit seinem Video nicht nur Hertha BSC einen großen Schaden zugefügt, sondern vor allem in der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion über die Wiederaufnahme des Spielbetriebs und die Rolle des Profifußballs den Eindruck erweckt, dass einzelne Spieler das Thema Corona nicht ernst nehmen. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass wir alle Beteiligten intensiv auf die Hygiene- und Abstandsregeln hingewiesen haben und auf deren konsequente Einhaltung achten".

Der Verein betonte, dass es sich um eine "Verfehlung eines einzelnen Spielers" handle. Die "Diskussion zum Thema Teilgehaltsverzicht der Lizenzspieler bei Hertha BSC" sei durch eine fehlerhafte Abrechnung entstanden, die mittlerweile korrigiert sei.

Auch Kalou selbst entschuldigt sich in dem Hertha-Statement. "Es tut mir leid, wenn ich mit meinem Verhalten den Eindruck erweckt habe, dass ich Corona nicht ernst nehme", wurde der Ivorer zitiert. "Ich habe nicht wirklich nachgedacht und mich darüber gefreut, dass unsere Tests alle negativ waren."

Zehn positive Fälle in der Bundesliga

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) bezeichnete das Video und die Szenen in der Hertha-Kabine als "inakzeptabel". In einem Statement der DFL auf Twitter hieß es: "Hierfür kann es keine Toleranz geben – auch mit Blick auf Spieler und Clubs, die sich an die Vorgaben halten, weil sie die Ernsthaftigkeit der Situation erfasst haben."

Beinahe gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Videos durch Kalou hatte die DFL bekannt gegeben, dass neben drei positiven Corona-Fällen beim 1. FC Köln sieben weitere Spieler in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga infiziert seien. Bei Hertha BSC und Union Berlin waren die ersten Testergebnisse alle negativ ausgefallen.

Die DFL hatte zuletzt ein mehrseitiges Hygienekonzept entwickelt, das den Neustart der Liga ermöglichen soll. Laut diesem Konzept sollen solche im Video dokumentierten Kontakte abseits des Spielfeldes und des Trainingsplatzes vermieden werden.

Sendung: rbb UM6, 04.05.2020, 18:15 Uhr

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