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Quelle: rbb

Interview | Corona-Patient in Cottbus

"Vor der Intensivstation hatte ich Angst"

Elf Tage lag der Cottbuser Herbert Schwanke wegen Covid-19 auf der Lungenstation im Carl-Thiem-Klinikum. Im Interview spricht er über seine Behandlung, seinen jetzigen Gesundheitszustand und über Corona-Leugner.

rbb|24: Herr Schwanke, Sie sind 73 Jahre alt und lagen mit Covid-19 im Krankenhaus. Wie geht es Ihnen denn im Moment?

Herbert Schwanke: Ich bin noch ein bisschen schwach. Alles ist zurückgefahren, ich habe noch ein bisschen Atemnot, die Sprachfindung ist noch nicht ganz wieder da. Aber der Geschmack kommt wieder, der Geruch auch. Fieber habe ich natürlich auch keins mehr.

Wie lange ist es jetzt her, dass Sie infiziert wurden?

Infiziert wurde ich offensichtlich am 19. Oktober. Ich war mit zwei Sportskameraden (Schwanke ist Vereinsvorsitzender eines Fallschirmsportvereins, Anm. d. Red.) zu einer Besprechung in einem Café und habe dann am 20. die Information über die Corona-App bekommen. Da waren bei mir schon Anzeichen wie Fieber und Schüttelfrost, deshalb bin ich dann zum Testen gegangen und habe am Tag darauf das Ergebnis bekommen: positiv.

Sind Sie dann aufgrund der Symptome sofort ins Krankenhaus gekommen?

Nicht sofort. Ich war natürlich zu Hause und das Gesundheitsamt hat Verbindung mit mir aufgenommen. Die haben die Symptome abgefragt und dann beschlossen, dass ich mit dem Rettungsdienst abgeholt werde und direkt auf die Lungenstation gebracht werde. Also nicht über die Notaufnahme, wie das wahrscheinlich üblich ist.

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Sie haben damit eine Erfahrung gemacht, die die meisten noch nicht gemacht haben. Wie genau war das, auf der Corona-Station?

Ich bin von Sanitätern abgeholt worden, die im Vollschutz waren, also wie Michelin-Männchen aussahen und mich auf die Station gebracht haben. Ich war sehr verblüfft, als ich auf der Trage lag, dass schon fünf Pflegerinnen und Pfleger und auch Ärzte bereitstanden, auch im Vollschutz, und mich sofort in Empfang genommen haben. Die haben mich zu einem Bett gebracht und dann alle Untersuchungen eingeleitet. Ich habe sofort Sauerstoff bekommen. Innerhalb von einer bis zwei Stunden wurde mit einem mobilen Röntgengerät meine Lunge geröntgt. Innerhalb weniger Stunden ist dieser ganze Apparat dort angelaufen. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus, wie das dort funktioniert.

Wie ging die Behandlung dann weiter?

Es war mein Vorteil, so hat es mir der Chefarzt dann gesagt, dass ich Grippeschutz geimpft bin und auch diese Lungenschutzimpfung für ältere Leute habe. Das hat die ganze Geschichte wohl abgefedert. Mit den Medikamenten die ich gegen die hohen Entzündungswerte hatte, ist das wohl gerade noch an mir vorbeigeschrammt. Vor der nächsten Stufe, der Intensivstation, hatte ich Angst.

Hatten Sie den Eindruck, dass der Corona-Betrieb im Krankenhaus funktioniert?

Auf der Station, auf der ich war, auf jeden Fall. Die Schwestern und Pfleger müssen sich jedes Mal, wenn sie in ein Zimmer kommen, voll unter Schutz begeben und dann über eine Schleuse hereinkommen. Und wenn man klingelt, also irgendein Problem hat, müssen die sich umziehen, beziehungsweise einschleusen und wieder ausschleusen. Es ist ein unwahrscheinlicher personeller Aufwand.

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Es gibt einen Teil der Bevölkerung, der die Corona-Beschränkungen in Frage stellt, zum Teil von Hysterie spricht. Wie sehen Sie das mit Ihrer Geschichte?

Ich habe auch einige im Freundeskreis oder im Sportskreis, die das seit dem Frühjahr sehr oberflächlich gesehen und belächelt haben oder auch als Fake bezeichnet haben. Die sind auch nach Berlin zur Demo gefahren. Denen sage ich, man müsste euch mal durch diese Station jagen, damit ihr mal seht, was dort los ist. Auf der Station sind 20 Betten, die alle mit schweren Corona-Fällen voll sind. Der Chefarzt sagte mir gestern noch, dass auf allen drei Stationen, die sie haben, insgesamt 94 Fälle liegen. Und das war noch nicht die Intensivstation.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft, außer Gesundheit natürlich?

Dass ich wieder Kraft schöpfe und dass die Menschheit ein bisschen vernünftiger wird. Einfach an die Regeln halten. Es ist doch gar nicht so schwer, mit einer Maske irgendwohin zu gehen und Abstand zu halten. Die Zeit geht auch wieder vorbei, dann können wir uns alle wieder umarmen. Einfach ein bisschen Vernunft walten lassen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Anke Blumenthal für Antenne Brandenburg.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.11.2020, 15:10 Uhr

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